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Coole Meile. Wer New Yorks viele Facetten entdecken will, braucht viel Zeit – oder eine Menge Insidertipps.
© Shannon Stapleton / Reuters

Insidertipps für New York: Wünsch dir was

Brooklyn à la carte: Wie die Firma Localike Städtetrips organisiert.

Vergangenen Monat musste Andreas Leuzinger die Strecke des New Yorker Marathons mit dem Fahrrad abfahren. Der 30-Jährige sprach außerdem mit deutschen Architekten in Manhattan, die bereit wären, Touristen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mal ihr Büro zu zeigen. Und er telefonierte vegane Restaurants ab, ob sie auch Hochsitze für zwei Kinder zur Verfügung stellen könnten. „Das war eine Knacknuss“, sagt er – und spätestens an dieser Stelle bemerkt man, dass Leuzinger Schweizer ist.

Der Mann hat alle Aufgaben erledigt. Im Büro trug er die Daten dann gemeinsam mit seinem Kompagnon Simon Mingozzi in eine Liste ein und hat diese an die jeweiligen Kunden weitergeleitet. Denn die beiden 30-Jährigen bieten einen besonderen Service an: maßgeschneiderte Reiseprogramme für New York, von „Locals“ für deutschsprachige Besucher. Localike heißt ihr Anbieterdienst im Internet, er existiert seit Anfang des Jahres und wird von Touristen bereits gut angenommen.

Zuerst müssen die Kunden einen Fragebogen ausfüllen, ihre Vorlieben und Sonderwünsche angeben sowie die Dauer des Aufenthaltes. Drei Modelle bietet Localike an: Selection, Smart und Personal. Selection umfasst ein aktuell recherchiertes Programm, das ohne individuelle Absprachen erstellt wird, aus Reisebausteinen besteht und 49 Dollar pro Tag kostet. Eintrittspreise sind nicht inklusive. Das Smart-Modell beinhaltet Serviceleistungen vor Ort: die Vermittlung von örtlichen Sim-Karten für das Handy oder gefüllte Picknickkörbe für den Park. Ab 89 Dollar pro Tag gibt es das personalisierte Bausteinprogramm, für das die beiden Schweizer individuell recherchieren, telefonieren, durch die Stadt düsen und nach fünf Tagen einen Reisevorschlag unterbreiten.

Die Menschen, die sich an Localike wenden, haben ihre Flugtickets und Übernachtung selbst gebucht und kennen den „Big Apple“ bereits. Sie können auf Time Square und Empire State Building meist verzichten und suchen thematische Reisen. „Shopping, Essen und Kunst sind große Themen“, sagt Leuzinger. Welche Bar hat die beste Live-Musik? Wo kann der Familienvater am Morgen noch mal eine Runde joggen?

Die beiden Zürcher leben seit November vergangenen Jahres in Greenwich Village, ihr Büro haben sie in Soho, etwa 15 Minuten Fußweg entfernt, und gerade tüfteln sie in einem Restaurant in Park Slope an möglichen Routen. Das Viertel in Brooklyn ist für die Boheme aus Manhattan und ihre Verehrer attraktiv geworden. Es ist grün, ruhig und immer noch relativ preisgünstig. Zahlreiche Schriftsteller wie Paul Auster und seine Frau Siri Hustvedt leben in den typischen Brownstone-Häusern, im nahen Prospect Park steht das Brooklyn Museum mit der zweitgrößten Kunstsammlung New Yorks, und ein Tierpark wartet mit Kleinen Pandas und Seelöwen auf.

Im israelischen Restaurant Miriam schwärmen Andreas Leuzinger und Simon Mingozzi von der Dynamik des Viertels. „Überall haben kleine Geschäfte, Cafés und Restaurants aufgemacht“, sagt Leuzinger. Das ist natürlich auch für Besucher interessant, die von Manhattan schon alles gesehen haben. Aus Blogs, Zeitschriften und bei Dinnertreffen sammeln sie Informationen über alles, was eine Gegend attraktiv für Touristen macht. In Park Slope haben sie bereits gefunden: die Trestle Gallery für zeitgenössische Kunst, den alteingesessenen Hutmacherladen von den Goorin Brothers und das Vintage-Kleidergeschäft Eponymy.

Bei einem Kaffee erzählen die Schweizer, welche Wünsche Touristen so haben. Neulich wollte ein Reisender besondere Sneaker-Läden aufsuchen. Also haben die Localike-Gründer ihm die versteckten Geschäfte in der Rivington Street empfohlen. Ein anderer wollte Basketballplätze, auf denen auch New Yorker spielen. Wie wäre es mit dem Court an der Ecke von West 4th Street und 6th Avenue? Nur dass der Türsteher einen wirklich in den angesagten Club lässt, das können sie nicht garantieren. „Da hat uns ein Kunde tatsächlich eine SMS um Mitternacht geschickt, aber da können selbst wir nichts machen“, sagt Leuzinger.

Mehr im Internet unter localike.com

Ulf Lippitz

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