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Huckepack. Der „Sylt-Shuttle“ erscheint vielen als lukratives Geschäft.
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Sylt-Shuttle: Wettstreit um den Sylter Autozug

Autozüge zwischen Westerland und Niebüll befördern jährlich 490 000 Fahrzeuge. Bislang betreibt die Deutsche Bahn den Sylt-Shuttle. Nun klopft die Konkurrenz an die Tür.

Die Fahrt ist kurz, aber einzigartig. Eine gute halbe Stunde lang sitzt der Autofahrer auf dem Weg nach Sylt in seinem Wagen, genießt die Aussicht auf Wiesen, Schafe und Wattenmeer und rollt, auf der Insel angekommen, vom Autozug herunter. Einträglich ist die Strecke zudem: Jährlich werden 490 000 Fahrzeuge je Richtung mit dem Sylt-Shuttle zwischen Westerland und Niebüll befördert. Für Hin- und Rückfahrt verlangt die Deutsche Bahn derzeit 90 Euro. Das weckt Begehrlichkeiten.

Sowohl das Kölner Bahnunternehmen Railroad Development Corporation Deutschland (RDC D) als auch das Land Schleswig-Holstein haben bei der DB Netz AG Anträge für die Nutzung der Trassen gestellt. Auch die Deutsche Bahn selbst will den Sylt-Shuttle weiter betreiben. Dass sich auch das Land bewirbt, ist auf dieser Strecke ein Novum. „Es geht darum, einen Fuß in der Tür zu haben“, sagt eine Sprecherin des Kieler Verkehrsministeriums. Das Land wolle auch an den Bedarf für Reisende ohne Auto denken – vielleicht ließen sich für sie noch Wagen ankoppeln.

Eine mögliche Verlängerung der Strecke nach Flensburg wird auf Sylt nicht positiv gesehen, sagt die Bürgermeisterin der Gemeinde Sylt, Petra Reiber. „Was machen wir bei Sturm?“ Die Fahrt verlängere sich sehr, die Reisenden könnten etwa unterwegs nicht zur Toilette gehen. Reiber plädiert vielmehr für einen Expresszug von Hamburg nach Sylt.

Beide Konkurrenten der DB wollen einen höheren Takt anbieten

Ähnlich sieht es Frederik Erdmann, Verkehrsexperte bei der IHK Flensburg. „Von einer Verlängerung Richtung Flensburg halte ich überhaupt nichts.“ Die Fahrgäste zum Stillsitzen in den Autos zu zwingen, gehe nur bis zu einer gewissen Fahrtdauer.

Beide Konkurrenten der DB – das Land und RDC D – wollen einen deutlich höheren Takt anbieten.

Doch würde die Insel das verkraften? Bürgermeisterin Reiber würde einen höheren Takt begrüßen, zweifelt aber wegen der Eingleisigkeit der Strecke die Machbarkeit an. Um mehr Autotouristen gehe es ihnen auch gar nicht, beteuert der Geschäftsführer von RDC D, Carsten Carstensen, in einer Pressemitteilung. Ziel sei es vielmehr, den Touristen mehr Service und der Wirtschaft, den Einwohnern und den auf der Insel Beschäftigten einen besseren Autozug zu bieten. Trotz der zusätzlichen Konkurrenz durch das Land rechne sich das Unternehmen, Mehrheitseigener am Hamburg–Köln-Express, weiter „hervorragende Chancen“ aus, von Dezember 2015 an die Sylter Strecke zu bedienen. Eine Entscheidung, wer zum Zug kommt, wird im Sommer 2015 fallen

Martina Scheffler

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