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Weihnachten in Bangkok ist eine Mischung aus Kitsch und tropischen Temperaturen.
© Anthony Eitnier

Thailand: Oh du fröhliches Bangkok

Wer genug hat von Glühwein und Christstollen, kann Weihnachten auch einmal anders erleben. Thailands Hauptstadt Bangkok bietet tropische Temperaturen, ohne dass man auf Schnee (künstlich) und Weihnachtsklänge verzichten muss.

Der Advent ist immer eine besinnliche Zeit. Oder zumindest sollte es so sein. Die einen besinnen sich ihrer Wurzeln und Traditionen, die anderen mit Verdruss ihrer kalten Füße. Wer langsam genug von Glühwein und Christstollen hat, kann Weihnachten kurzfristig einmal anders erleben, ob alleine, zu zweit oder mit Kindern. Thailands energiegeladene Hauptstadt Bangkok bietet künstlichen Schnee und Weihnachtsklänge bei tropischen Temperaturen.

Weihnachten und Bangkok scheinen auf den ersten Blick nichts gemeinsam zu haben. Frostbeulen, Krippenspiel und Kirchen zum einen, Hitzewallungen, Rotlichtviertel und buddhistische Tempel zum anderen. Bangkok allerdings ist nicht so eindimensional, wie man sich das manchmal vorstellt. Die meisten Thailand-Besucher umgehen die Hauptstadt gänzlich, indem sie vom Suvarnabhumi Flughafen gleich weiter in Richtung Strandnähe fliegen. Würden sie aber einen abendlichen Spaziergang durch Downtown Bangkok machen, wären sie sicherlich vom Vorweihnachtsrummel Thai-Style überrascht.

Die ein Kilometer lange Fußgängerbrücke zwischen den beiden Einkaufszentren Siam Paragon und Central World Plaza ist ein Vorzeigeprojekt für weihnachtliche Eleganz. Angefangen von der musikalischen Begleitung über Lautsprecher bis hin zu aufwendigen Weihnachtsgirlanden und blinkenden bunten Lichtern entlang der Brüstung, weiß Thailand seine westlichen Besucher zu beeindrucken. Während man mit Balladen aus Bing Crosbys Weihnachtsalbum berieselt wird, kann man sicher, mehrere Etagen über der sechsspurigen Rama I Road, durch Bangkoks beliebtestes Einkaufsviertel schlendern.

Jedes der großen Kaufhäuser entlang der verkehrsreichen Straße hat seine eigene Vorstellung von Weihnachtsdekoration - von klassisch bis kitschig. So spazieren Besucher des Siam Paragon Einkaufszentrums durch funkelnde Lichtbögen und vorbei an zwei übergroßen Hasen in mit Herzchen bedruckten Westen, bevor sie sich im klimatisierten Inneren ihren Einkäufen widmen. Währenddessen tummeln sich draußen auf dem Vorplatz junge, schicke Thais, um den abendlichen Open-Air-Konzerten zu lauschen. Der weihnachtliche Fun Park neben Central World Plaza dagegen zieht vor allem junge Eltern an, die ihre Kinder in überdimensionale, begehbare Schneekugeln schieben, um sie dort im rot-weißen Outfit zu fotografieren.

Christentum und Buddhismus treffen in der Stadt friedlich aufeinander. Eingepfercht zwischen Hochhäusern und Luxushotels und umgeben von blinkenden Rentieren und Santa-Schlitten, befindet sich der Erawan Schrein. Weihrauch und Glockenklänge kündigen schon von weitem seine Existenz an. Der Schrein ist eine Anlaufstelle für gläubige Buddhisten, die dort für die Erfüllung ihrer Wünsche beten. Auch westliche Besucher zieht es dorthin. Manche aus Neugierde, andere vielleicht, um ihre Weihnachts-Wunschliste zu hinterlegen. Die Thais drücken gerne mal ein Auge zu, wenn es um die Unpässlichkeiten der ausländischen Gäste geht. Warum auch nicht? Thailänder lieben die Weihnachtsstimmung. Obwohl die Geburt Christi nicht im traditionellen Sinne gefeiert wird, macht der ganze Rummel doch Spaß. Und die vielen Handys mit Jingle Bells Klingeltönen sind der beste Beweis dafür.

Wem die prachtvollen Einkaufspassagen nach ein paar Tagen doch zu viel werden und wer sich dann nach einem kleineren Basar sehnt, muss die Hoffnung nicht völlig aufgeben. Zwar kann Bangkok nicht mit traditionellen Weihnachtsmärkten aufwarten, dennoch sind dem Angebot an Märkten keine Grenzen gesetzt. Diese reichen von den Nachtmärkten wie Suan Lum und Khaosan Road, der alteingesessenen Backpacker-Enklave, über den riesigen Chatuchak Wochenendmarkt bis hin zu den schwimmenden Märkten Damnoen Saduak und Taling Chan.

Der Taling Chan Markt ist besonders für diejenigen zu empfehlen, die ihre Weihnachtseinkäufe bereits getätigt haben und dort essen wollen, wo auch die Thailänder hingehen. Der Wochenendmarkt im Nordwesten Bangkoks, dessen Herzstück ein schwimmendes Restaurant bildet, ist bei vielen Touristen immer noch unbekannt. Die bloße Ansammlung von miteinander verankerten Schwimmdocks auf einem schokofarbenen Wasserkanal ist von kleinen knatternden Booten umgeben. Eifrige Verkäufer in ihren fahrenden, schaukelnden Küchen bieten glasierte Enten, knusprige Frühlingsrollen und gegrillte Flussgarnelen feil, während hungrige Besucher einfach nur auf ihre Wunschgerichte zeigen.

Wer am Ende zu viel gegessen hat und noch etwas sitzen will, kann für weniger als vier Euro eine dreistündige Rundfahrt im überdachten Longtail-Boot durch Bangkoks engste Kanäle machen. Abseits von Kommerz und Skyscrapern geht es vorbei an niedrigen Holzhäusern, in denen die Menschen, unter den neugierigen Blicken der Bootsgäste, ihrem Leben nachgehen. Vom weihnachtlichen Glanz ist hier nichts zu sehen. Stattdessen ziehen Reisfelder, Tempelanlagen und ärmliche Wohnviertel am Boot vorbei. Der laute Außenbordmotor und der geschwätzige Tourenführer verstummen kurz, während die Bootsgäste eine Orchideenfarm, einen kleinen Zoo und verschiedene Tempel entlang der Wasserstraßen besuchen.

Für eine prunkvollere Erkundung Bangkoks ist eine zweistündige Dinner Cruise auf dem Chao Phraya Fluss gerade das Richtige. Der Höhepunkt an Heiligabend ist ein gemütliches Essen auf einer umgebauten traditionellen Reisbarke aus Teakholz. Statt Weihnachtsgans und Rotkohl wird auf der Manohra ein siebengängiges thailändisches Menü serviert oder, für den großen Hunger, ein zehngängiges auf der Loy Nova. Unter musikalischer Begleitung führt die Fahrt vorbei am Großen Palast, am Wat Arun und an anderen imposanten Tempeln, die in den Abendstunden allesamt beleuchtet sind. Heiligabend auf dem Chao Phraya bedeutet Atmosphäre pur.

In der Tat kommen Weihnachtsgefühle in Bangkok auch ohne klirrende Kälte und knirschenden Schnee auf. Die Flut an Lichterketten und Kristallkugeln lässt einen kurzfristig vergessen, wo man ist. Erst ein eisgekühlter Punsch bei tropischer Hitze reißt einen aus dem asiatischen Weihnachtswunderland.

Thomas Arnold

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