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© Alamy

Museum ohne Grenzen: Moscheen von allen Seiten

Das Projekt "Museum ohne Grenzen" zeigt islamische Kunst im Internet. Reisen dazu kann man buchen.

Dieses Museum birgt ungeahnte Schätze der islamischen Kunst. Von den Omayaden des 7. Jahrhunderts bis zum Ende des Osmanischen Reiches. Doch niemand muss Schlange stehen, um die kostbaren Objekte zu sehen – ein Computer mit Internetanschluss reicht völlig aus. Nach siebenjähriger Vorbereitungszeit ging 2005 das Projekt „Museum ohne Grenzen“ (MWNF) online, fast unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit. Leider.

Dieses wohl einzigartige Museum ist der islamischen Kunst des Mittelmeerraumes gewidmet. An der Ausgestaltung sind 175 Institutionen, darunter zahlreiche Museen und Universitäten aus 15 Ländern beteiligt. Islamische Kunst wird hier im Zusammenhang gezeigt, und dank des Internets können etwa die Objekte aus Syrien und der Türkei zusammengebracht werden, einschließlich der Architektur, die zum jeweiligen Thema passt.

Elf „Ausstellungsstraßen“ haben die Organisatoren gemeinsam mit Wissenschaftlern in den jeweiligen Ländern entwickelt. Es geht darum, die islamische Kunst Jordaniens oder Tunesiens aus Sicht der dortigen Experten vorzustellen. Die Kunstwerke werden also nicht mehr nur in einem einzelnen Museum gesammelt und auf Reisen geschickt, sondern die Werke einer Epoche oder eines thematischen Zusammenhangs begegnen sich im Netz und werden ausführlich beschrieben. Mittels Zoomfunktionen erschließen sich hier Details sogar noch besser als am realen Ort. Die beteiligten Museen im Mittelmeerraum und in Europa haben auch in ihren Häusern jeweils ein Terminal stehen, an dem sich der Besucher einloggen kann. Etwa im Museum für Islamische Kunst in Berlin.

Zu den Werken sind Begleitbücher in mehreren Sprachen entwickelt, die oft die ersten Publikationen zum Thema waren. „Viele Leser haben sich an diesen Büchern orientiert und ihre eigene Reise geplant“, erzählt die Geschäftsführerin von Museum ohne Grenzen, Eva Schubert.

Jetzt hilft das virtuelle Museum dem Kulturtouristen. In einem eigenen Reiseportal vermittelt MWNF maßgeschneiderte Touren zu den Routen in den Ländern Algerien, Ägypten, Italien, Jordanien, Marokko, Palästina, Portugal, Spanien, Syrien, Tunesien und Türkei. Partner sind örtliche Reiseveranstalter. Damit bleibt das Geld in der Region. „Ursprünglich wollten wir auch grenzüberschreitende Reisen zusammenstellen, aber das wäre zu teuer geworden“, erzählt Eva Schubert, „es ist einfacher und preiswerter, wenn An- und Abreise vom gleichen Flughafen erfolgen.“ Die Anreise muss der Gast selber regeln. Aber die ausgefeilte Website lässt kaum eine Frage offen.

„Die Veranstalter in den jeweiligen Ländern waren von unserer Idee begeistert, doch die Umsetzung war ein langer Weg“, erzählt Eva Schubert. „Das Hauptproblem waren die Reiseführer am Ort. Sie brauchen einen akademischen Hintergrund und müssen Fremdsprachen beherrschen. Es reicht nicht aus, drei Sätze über eine Moschee zu sagen.“

Die Touren wurden mit den Kuratoren der jeweiligen Ausstellungsstraßen entwickelt, also müssen sich die Führer auch genau in der Kunstgeschichte der Periode auskennen. Etwa für eine siebentägige Rundreise in Syrien zur Ära der Ayyubiden – das ist die Zeit, in der die Kreuzritter Teile Syriens eroberten. Nach Damaskus besucht man Moscheen und christliche Kirchen aus der Zeit, den Krak des Chevaliers und die Burg Saladins, fährt nach Raqqa und Aleppo und kehrt wieder nach Damaskus zurück. Die Reise bietet Levant sans frontières ab 528 Euro pro Person an.

Oder man interessiert sich umgekehrt für den Einfluss des Islam auf Europa und bucht die Tour über den Mudéjar-Stil in Spanien. Mudéjar leitet sich aus dem Arabischen ab und bedeutet „Person, die bleiben durfte“. Diese Reise zeigt die Einflüsse islamischer Künstler, die im rückeroberten christlichen Spanien geblieben waren und ihre Religion weiter ausüben durften. Sie prägten Teile der Architektur des Mittelalters. Die Tour geht über Madrid nach Toledo, Tordesillas, Zamora und weitere Orte zurück nach Madrid. Der Preis beträgt pro Person ab 900 Euro. Alle Informationen zum Veranstalter und zum Buchungsverfahren sowie sogar zu den Sprachen, die die Reiseführer sprechen, finden sich auf der Website.

In diesem Monat soll zu jedem Land noch eine virtuelle Cafeteria eingerichtet werden, in der Rezepte und Links zu ausgewählten Medien des Landes zu finden sind. Und im Sommer möchte man auch die Ausstellungskataloge zu den elf Routen als E-Book zum kostenlosen Download zur Verfügung stellen.

www.museumwnf.org

www.mwnftravels.net

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