Landschaftspark: Im Zaubergarten von Schloss Alt Madlitz
Alt Madlitz der älteste englische Landschaftsgarten auf märkischem Boden. Im wiederhergestellten Landschaftspark des Schlosses sind Besucher stets willkommen - und geraten ins Staunen.
"In einer der traurigsten Gegenden Deutschlands ist mir ein Garten bekannt, der allen romantischen Zauber auf die sinnigste Weise in sich vereinigt", schrieb Ludwig Tieck einst in seinem Werk "Phantasus" und schwärmte: " … dieser grüne, herrliche Raum schmückt wahrhaft die dortige Erde, von ihm umfangen vergißt man das unfreundliche Land und wähnt sich in lieblichen Thälern und göttergeweihten Hainen des Altertums zu wandeln." Sollte damit das preußische Arkadien in Potsdam gemeint sein? Nein, der Dichter meinte den Landschaftspark von Alt Madlitz, der östlich von Berlin am Rand des Oderbruchs liegt. Tatsächlich kommen auch heutige Besucher noch ins Schwärmen, wenn sie durch die Anlage wandeln. Sanfte Hügel erheben sich da, künstliche Schluchten gibt es, aber auch einen Teich, Obstgärten und kleine Äcker. Dazwischen lugen antikisierende Kleinode wie eine dorische Säulenhalle hervor, die durch Sichtachsen mit dem Herrenhaus verbunden sind.
Zwischen 1780 und 1800 angelegt, ist Alt Madlitz der älteste englische Landschaftsgarten auf märkischem Boden. Mit ihm wollte sein früherer Besitzer Graf Friedrich Ludwig Karl Finck von Finckenstein eine Gegend verschönern, die weit von seinem früheren Wohnort Berlin entfernt war. Friedrich der Große hatte den Grafen 1779 wegen eines unseligen Prozesses als Regierungspräsidenten entlassen, nun zog er mit seiner Familie auf den Landsitz zurück und machte sich, statt Trübsal zu blasen, gleich an die Arbeit. Das Schloss wurde modernisiert, der Barockgarten in einen zwanzig Hektar großen Landschaftspark verwandelt, außerdem betätigte sich der Präsident als Übersetzer, Verleger und Mäzen.
Schon bald gelang es ihm, allerlei illustre Zeitgenossen in die Provinz zu locken. Caroline und Wilhelm von Humboldt waren hier ebenso zu Gast wie Achim von Arnim, Clemens Brentano und Schleiermacher, außerdem der schon zitierte Ludwig Tieck, der im nahen Ziebingen lebte. Rund zwei Jahrzehnte war Alt Madlitz ein frequentierter Musenhof, in dem eifrig debattiert, philosophiert und gedichtet wurde.
Parkcafé mit Hofladen und Gästezimmer
Und heute? Zwar erstrahlt das Schloss nach wechselvoller Geschichte wieder in neuem Glanz. Doch an seine einstige Rolle als Musenhof wollen die Finckensteins, denen das Anwesen wieder gehört, nicht anknüpfen. Allerdings können Besucher nach Herzenslust im wiederhergestellten Landschaftsgarten spazieren, der selbst im Winter seine Reize hat. Außerdem gibt es ein Parkcafé mit Hofladen sowie fünf geschmackvolle Gästezimmer.
Feudaler wohnt man im benachbarten Gut Klostermühle, das die Gegend auf seine Weise neu belebt. Wo die Wirtschaftsgebäude eines mittelalterlichen Kartäuserklosters überdauert haben, ist in den vergangenen Jahren ein ansehnliches Vier-Sterne-Resort entstanden. Erst wurde das hübsche Fischerhaus am Alt Madlitzer See als Landhotel eröffnet, dann folgten die Klostermühle, die Klosterscheune, schließlich zwei neue Residenzhäuser im Fachwerkstil, eine Reithalle und ein Theaterforum. Das i-Tüpfelchen ist das neue "Brune Balance med" – ein aufwendiges Spa mit Schwimmbad, Saunas, Sport- und Behandlungsräumen – wo Medical Wellness praktiziert wird.
Wer den Alltagsstress vergessen möchte, kann sich zunächst in den Floating Tank begeben. Nach dreißig Minuten im Schwebezustand auf dem warmen Salzwasser schlüpft man wie neugeboren aus dem Wasser-Ei. Auch eine ayurvedische Massage oder eine Yoga-Stunde können einen wieder in die Balance bringen. Wem das nicht ausreicht, kann es mit einer siebentägigen Burn-out-Kur unter der ärztlichen Leitung von Andreas Scheidemandel versuchen. "Unser Konzept wirkt auf allen Ebenen zur Förderung langfristiger Gesundheit und Lebensfreude", erklärt der Fachmann, der von der Buchinger-Klinik am Bodensee kam.
Wo schon der Alte Fritz auf eine Suppe einkehrte
Auch die Küche der Klostermühle, wo schon der Alte Fritz auf eine köstliche Suppe eingekehrt sein soll, steigert die Lebensfreude. Chefkoch Peter Krüger versteht es, verwöhnte Gaumen mit Entenpralinés, Hechtfilet in der Senfkruste oder Gänsebraten in Périgordin-Sauce mit Blaukrautravioli zu kitzeln. Im rustikalen Ambiente der Klosterscheune werden derweil herzhafter Sauerbraten und Fisch aus der eigenen Räucherei serviert, während die Finkenlounge der entgiftenden Detox-Diät vorbehalten bleibt.
Gewiss, ein Musenhof kann und will auch das Gut Klostermühle des Düsseldorfer Ehepaars Walter und Renate Brune nicht sein. Aber es macht behagliche Mußestunden auf dem Land möglich, die für erholungsbedürftige Großstädter ähnlich inspirierend sein können.
Marlies Gilsa