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Das Tor zur Hölle. Wer es sehen will, braucht Geländewagen oder Quad. Noch sind asphaltierte Straßen rar.
© Igor Sassin, AFP

Turkmenistan: Am ewigen Feuer

Wüstenabenteuer: Ein brennender Krater soll Touristen nach Turkmenistan locken.

Für die einen ist es das „Tor zur Hölle“, für andere ein gewaltiges Naturphänomen: Am Derweze-Krater etwa 270 Kilometer nördlich der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat lodern seit mehr als 40 Jahren ewige Flammen. Nun soll das brennende Erdloch im Herzen der Karakum-Wüste – entstanden durch Probebohrungen in einem riesigen Erdgasfeld – zu einer Touristenattraktion werden.

„Es nimmt den Atem und jagt Angst ein“, sagt Gosel Jaskuliewa, eine 34-jährige Besucherin aus Aschgabat. „Ich verstehe, dass man es das ,Tor zur Hölle‘ nennt. Man denkt sofort an seine Sünden und hat das Bedürfnis zu beten.“ Das Gasfeuer brennt seit 1971, stößt heiße Böen aus, leuchtet nachts orangefarben in den Himmel.

Nur wenige Ausländer haben das Phänomen bisher gesehen. Denn auch fast ein Vierteljahrhundert nach dem Fall der Sowjetunion gehört Turkmenistan zu den weltweit am meisten isolierten Ländern, jährlich kommen bestenfalls 15 000 Touristen aus aller Welt. Nun aber will die Tourismusbehörde den Derweze-Krater, benannt nach dem benachbarten Dorf, zu einem Abenteurerziel aufbauen.

„Der brennende Krater erregt jedes Jahr mehr Interesse, vor allem bei ausländischen Touristen“, sagt ein Vertreter des staatlichen Tourismuskomitees. „Die vermeintlich leblose Wüste könnte bald zu einem überaus interessanten Reiseziel für verschiedene Arten von Tourismus werden – vom Ökotourismus bis zu extremen Sportarten.“ Die Karakum-Wüste (wörtlich: schwarzer Sand) bedeckt 80 Prozent der zentralasiatischen Republik. Im Sommer steigen die Temperaturen auf mehr als 50 Grad Celsius, im Winter sinken sie auf bis zu minus 20 Grad. Zu dem etwa 20 Meter tiefen und 70 Meter breiten Derweze-Krater weisen keine Schilder, nur ortskundige Führer kennen den Weg.

Das Naturschauspiel entstand durch eine Fehlberechnung von Wissenschaftlern. „Sowjetische Geologen begannen 1971 an dieser Stelle mit Sondierungsbohrungen für Gas“, sagt der turkmenische Geologe Anatoli Buschmakin. „Plötzlich bohrten sie in einen unterirdischen Hohlraum, und es bildete sich ein tiefer Trichter. Das Bohrgerät stürzte ein, doch glücklicherweise wurde niemand getötet.“ Die Fachleute entschlossen sich, ausströmendes Gas abzufackeln. „Sie dachten, es würde schnell abbrennen“, erklärt Buschmakin. Doch stattdessen entzündeten sie ein ewiges Feuer – eindrucksvolles Symbol für Turkmenistans gewaltige Gasreserven, die viertgrößten der Welt.

Reisende könnten nach Darstellung der Tourismusbehörde in Jeeps und mit Quads auf Safari fahren oder auf Kamelen an den Wanderdünen entlangreiten. Doch dafür fehlen bisher brauchbare Straßen und Hotels. Igor Sassin, AFP

Igor Sassin

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