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Das Queer-ABC* des Queerspiegels erklärte Begriffe rund um die Geschlechter - alle Beiträge finden Sie hier.
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Das Queer-Lexikon: Wofür steht die Bezeichnung "Butch"?

"Butch" ist eine (Selbst-)Bezeichnung von Lesben. Wofür das steht, erklärt eine neue Folge unseres Queer-Lexikons.

Butch ist das englische Wort für „Kerl“, ausgesprochen wird es im Deutschen „Buttsch“. Es handelt sich um eine (Selbst-)bezeichnung für Lesben, die – gemäß heterosexuellen Stereotypen – „maskulin“ auftreten. Manche Butches bezeichnen sich als „eine Butch“, andere sprechen von sich als „ein Butch“. Neben dem Substantiv „Butch“ ist auch das Adjektiv „butchig“ in der Lesbenszene in Verwendung, für Lesben, die im Auge ihrer Betrachter_innen butchige Anteile erkennen lassen.

Butches weichen in ihrem Bekleidungsstil und Auftreten von den heteronormativen Geschlechterrollen für „Frauen“ besonders deutlich ab, weshalb sie im Alltag auch besonders leicht angreifbar sind. Eine Auseinandersetzung mit den repressiven Verhältnissen in den sechziger Jahren in New York findet in dem autobiographischen Kult-Roman „Stone Butch Blues“ der im Jahr 2014 gestorbenen Aktivistin Leslie Feinberg statt (deutscher Titel: „Träume in den erwachenden Morgen“).

Butches werden bis heute im lesbischen Film marginalisiert. Eine Ausnahme bildet der Film „Bound“ mit der Butch Corky in einer der beiden Hauptrollen (1996). Auch in der US-Serie „Orange Is the New Black“ (seit 2013) kommen Butch-Charaktere entgegen dem sonstigen Strom vor.

Auch feministische Lesben kritisieren Butches

Kritik an ihrem Auftreten mussten Butches seit jeher auch von manchen feministischen Lesben einstecken, die der Meinung waren, die Butches würden die patriarchalen Rollen in lesbischen Beziehungen reproduzieren und sich Macht über femininere Lesben anmaßen. Mit den Fortschritten und der Popularisierung der Genderforschung tritt aber immer stärker ins Bewusstsein, dass Homosexuelle die heterosexuellen Geschlechterrollen keineswegs bloß nachspielen, sondern sie subversiv in Frage stellen und schöpferisch umformen, was selbstverständlich auch für Butches gilt. Maren Kroymann hat unlängst im Tagesspiegel formuliert: "Ich schätze diese Lesben mit kurzen Haaren, Holzfällerhemd und gesundem Schuhwerk. Sie wurden lange verächtlich behandelt und verlacht, sie verdienen Verehrung und Dank."

Aktuell wird in der Lesbenszene diskutiert, ob die Butch unter weiteren Druck gerät. Denn viele „maskulin“ identifizierte Lesben streben inzwischen nicht ein Leben als Butch, sondern eine Transition zum Trans*mann an. Butches würden sogar von manchen Transmännern gedrängt, diesen Weg mitzugehen, wird behauptet. Droht die Butch auszusterben?

Während der Counterpart der Butch, nämlich die Femme, viel von sich reden macht, wird die Butch jedenfalls in Kontaktanzeigen viel weniger erwähnt als noch vor 25 Jahren.  „Butch sucht Butch“ oder „Bitte keine Butch!“ hieß es damals regelmäßig (oder auch „kein KV“, also „kein Kesser Vater“, was als Synonym für „Butch“ verwendet wurde). Inzwischen beschreiben inserierende Lesben sich selbst oder die gesuchte Partner_in meist bloß noch als „maskulin“, der Begriff „Butch“ kommt nur noch selten vor, die Bezeichnung „KV“ wohl gar nicht mehr.

Das gesamte Queer-Lexikon finden Sie hier. Wir ergänzen es in lockerer Folge. Das Queer-ABC erscheint auf dem Queerspiegel, dem Blog des Tagesspiegel über LGBTI-Themen. Themenanregungen und Kritik gern im Kommentarbereich etwas weiter unten auf dieser Seite oder per Email an: queer@tagesspiegel.de.

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