Jagd auf Homosexuelle in Uganda: Verfolgt unter dem Deckmantel des Covid-19-Schutzes
In Uganda werden Homosexuelle verfolgt - jetzt offenbar auch unter dem Deckmantel von Covid-19-Schutzmaßnahmen, wie queere Gruppen berichten.
Im ostafrikanischen Uganda sind es vor allem fundamentalistische christliche Kirchen, oft finanziell unterstützt von evangelikalen Gemeinden aus den USA, die gegen sexuelle Minderheiten hetzen: „Homos“ würden Kinder „rekrutieren“, und es wird so getan, als wäre sexuelle Orientierung etwas, für das man sich frei entscheiden würde und das man mit dem richtigen Glauben auch wieder ablegen könne.
In den letzten Jahren gab es wiederholt Bemühungen im Parlament in Kampala, unterstützt unter anderem von der Parlamentspräsidentin, Rebecca Kadaga, die Todesstrafe für „homosexuelle Wiederholungstäter“ einzuführen.
Repressionen und Morde an sexuelle Minderheiten in Uganda
Zu Repressionen und selbst Morden an Vertreter*innen sexueller Minderheiten kommt es auch ohne neue Gesetze immer wieder. Es scheint, als würde unter dem Deckmantel des Schutzes der Bevölkerung vor Covid-19 nun erneut Jagd auf sexuelle Minderheiten gemacht. Entsprechende Berichte liegen aus Wakiso, Masaka und Kampala vor.
Obwohl es bislang nach offiziellen Statistiken nur 85 Infektionen bei insgesamt etwa 43 Millionen Einwohnern und angeblich keine Covid-19 Toten gibt, werden die landesweiten Lockdown Vorschriften zu Attacken auf Einrichtungen zum Schutz obdachloser LGBTIQ+ Menschen missbraucht.
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So kam es am 29. März im Distrikt Wakiso zu einem Überfall der Polizei auf ein Shelter für sexuelle Minderheiten, bei dem die überwiegend jungen Menschen bedroht, geschlagen und 23 von ihnen verhaftet wurden – angeblich weil sie die Covid-19 Ausgangsvorschriften verletzt hätten.
Der Bürgermeister zwingt Menschen zuzugeben homosexuell zu sein
Fünfzehn der Verhafteten jedoch waren dauerhafte Bewohner des Schutzhauses, fünf weitere kamen aus einem anderen Shelter, eine war eine diensttuende Krankenschwester und nur zwei waren Besucher von außerhalb. Zeugen vor Ort berichteten später, dass Nachbarn die Polizei alarmiert hätten, weil es in dem Schutzhaus „homosexuelles Verhalten“ geben würde.
Der Direktor von SMUG (Sexual Minorities of Uganda), Frank Mugisha, berichtet aus Kampala: „Auf einem mit Handy aufgezeichneten Video ist zu sehen, wie der lokale Bürgermeister Abdul Kiyimba zwei der jungen Verhafteten schlägt und anschreit zuzugeben, dass sie homosexuell seien. Später wurde vor Gericht behauptet, dass sie verhaftet wurden, weil sie sich nicht an die Regeln gegen die Verbreitung von Covid-19 gehalten hätten.“
Seitdem wurden nur vier der Verhafteten aus Krankheitsgründen aus dem Gefängnis in Kitalya entlassen, neunzehn von ihnen jedoch bleiben weiter in Haft. Ein auf den 29. April angesetzter Gerichtstermin wurde vorerst auf Mitte Mai verschoben.
Auch in anderen afrikanischen Ländern kommt es zu gewalttätigen Übergriffen von Polizei und Militär bei der Durchsetzung der Covid-19 Ausgangssperren. Frank Mugisha sagt: „Wir wussten es bereits – die Pandemie wird uns am härtesten treffen.“
Von Nachbarn erschlagen mit der Hacke
Am 5. Mai ist es genau sieben Monate her, dass der 28jährige Brian Wasswa in seinem Dorf im Osten Ugandas von Nachbarn mit Hacken erschlagen wurde. Brian war ein ruhiger junger Mann, der Konflikten prinzipiell aus dem Weg ging. Mit 17 Jahren jagten ihn seine Eltern aus dem Haus, nachdem sie gehört hatten, dass er schwul sei.
Brian arbeitete später als Freiwilliger bei der Stiftung „Kinder der Sonne“ (Children of the Sun Foundation), die sich für Jugendliche engagiert, die als sexuelle Minderheiten verfolgt werden oder auch aus Armut Sexarbeiter*innen wurden. Das Schutzhaus, das am 29. März von der Polizei überfallen wurde, gehört dieser Stiftung.
Der Autor Lutz van Dijk ist ein deutsch-niederländischer Historiker und Autor u.a. von „Afrika – Geschichte eines bunten Kontinents“. Gerade ist sein Roman „Kampala-Hamburg“ (Querverlag Berlin) erschienen.
Lutz van Dijk
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