Wegen positiver Aussagen zu Homosexualität: Vatikan verweigert Jesuitenpater das Rektorenamt
Der Vatikan verweigert dem Rektor der Hochschule Sankt Georgen die nächste Amtszeit. Offenbar hatte dieser sich zu freundlich über Homosexualität geäußert.
Positive Aussagen zur Homosexualität und zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare haben eine weitere Amtszeit des Rektors der Theologisch-Philosophischen Hochschule Sankt Georgen, Ansgar Wucherpfennig, verhindert. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ und die „Frankfurter Rundschau“ (Montag) berichten, verweigert die Bildungskongregation im Vatikan dem Jesuitenpater Wucherpfennig das „Nihil Obstat“ (Unbedenklichkeitserklärung) und verlangt einen öffentlichen Widerruf seiner Positionen. Im Februar sei Wucherpfennig für eine dritte zweijährige Amtszeit mit großer Mehrheit wiedergewählt worden.
Der 52-Jährige bestätigte auf Anfrage, dass er Ende September die Hochschulkonferenz über den Vorgang unterrichtet habe. Sein direkter Vorgesetzter, Provinzial Johannes Siebner SJ, sagte den Zeitungen, er stehe uneingeschränkt hinter Wucherpfennig. In einem Antwortschreiben habe er sich „befremdet“ über das römische Vorgehen gezeigt. „An Pater Wucherpfennigs Expertise, seiner Loyalität und damit auch an seiner Eignung für das Rektorenamt bestehen für mich nicht die geringsten Zweifel.“
Der Bischof stellt sich vor den Rektor
2016 hatte Wucherpfennig, Professor für Neues Testament, die biblischen Verurteilungen der Homosexualität in einem Interview als „tiefsitzende, zum Teil missverständlich formulierte Stellen“ bezeichnet, wie die Zeitungen berichten. Wucherpfennig, der im katholischen Stadtdekanat Frankfurt auch als Homosexuellen-Seelsorger wirkt, sprach sich demnach für eine stärkere kirchliche Anerkennung von gleichgeschlechtlich Liebenden aus.
Der für Sankt Georgen in Frankfurt zuständige Bischof von Limburg, Georg Bätzing, stellte sich vor Wucherpfennig. Er habe der Wiederwahl „uneingeschränkt“ zugestimmt, sagte ein Bistumssprecher. Bätzing habe auch in Rom deutlich gemacht, dass „Bistum und Jesuitenorden gut beraten sind, an der bewährten Hochschul-Leitung festzuhalten“. Der Bischof gehe daher weiter von einer gütlichen Lösung aus.
Erst vor kurzem hatte der Papst für Empörung gesorgt, als er sagte, homosexuelle Jugendliche sollten psychiatrisch behandelt werden. (KNA)
+ + + Der Queerspiegel-Newsletter des Tagesspiegel - hier geht es zur Anmeldung.+ + +