Neue Statistik der Polizei zu Schöneberg: So viel Kriminalität gibt's im Regenbogenkiez
Durchschnittlich acht Diebstähle am Tag, zwei Raubtaten pro Woche, jeden Monat mindestens ein Fall von Hasskriminalität: So sieht die Polizeistatistik für den Regenbogenkiez in Schöneberg rund um die Motzstraße aus. Zumindest die offizielle.
Insgesamt 16 gemeldete Fälle von Hasskriminalität, acht aktenkundige Straftaten gegen die sexuelle Orientierung - das sind neueste Zahlen aus der Kriminalitätsbilanz für den "Regenbogenkiez" in Schöneberg aus dem Jahr 2014. Wie aus einer parlamentarischen Anfrage des SPD-Abgeordneten Tom Schreiber hervorgeht, gibt es bei bei diesen Delikten eine uneinheitliche Entwicklung in den vergangen fünf Jahren. Wurden 2010 noch 25 Fälle von Hasskriminalität in dem Gebiet rund um Nollendorf-, Winterfeldt-, Wittenberg- und Viktoria-Luise-Platz aktenkundig, zählte die Polizei 2011 dann acht Fälle, 2012 waren es 19 und 2013 insgesamt 25. SPD-Politiker Schreiber erinnerte daran, dass sich hinter jedem Fall ein Einzelschicksal stehe: "Die Tat dauert nur nur Minuten, das Trauma des Opfers hält jahrelang an."
Kritik an der Polizeistatistik
Allerdings gibt es Kritik an der Polizeistatistik. Wie berichtet, werden homophob motivierte Straftaten nicht einzeln erfasst. Aufgeführt werden sie nur in dem internen Kriminalpolizeilichen Meldedienst. „Politisch motivierte Kriminalität“. Allerdings auch dort nicht gesondert, sondern zusammengefasst unter „Hasskriminalität“, Unterpunkt „Sexuelle Orientierung“. In dieser Kategorie habe das Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr bundesweit 184 Straftaten gelistet, teilte das Innenministerium auf eine Anfrage des Gründen-Bundestagsabgeordneten Volker Beck mit. Allerdings zählte Maneo, das schwule Anti-Gewalt-Projekt in Berlin, im selben Zeitraum allein 225 Fälle in der Hauptstadt.
Straftaten wegen der sexuellen Orientierung
Keine klare Tendenz in der Statistik gibt es auch bei Straftaten gegen die sexuelle Orientierung: 2010 stehen zwölf Delikte in den Polizeiakten, vier im Jahr 2011, sechs im Jahr 2012, 20 im Jahr 2013 und acht im Jahr 2014. Während die Zahl der Beleidigungen nach einem Hoch im Jahr 2013 mit 146 Fällen auf 94 im Jahr 2014 zurückgegangen ist, gab es im selben Zeitraum mehr Bedrohungen, Diese sind von 42 auf 63 gestiegen. Stark gestiegen sind auch die Zahlen von Diebstählen, und zwar von 1944 im Jahr 2010 auf 2736 im Jahr 2015. In derselben Zeit haben sich Wohnungseinbrüche im Regenbogenkiez von 30 (2010) auf 67 (2014) mehr als verdoppelt.
Ebenfalls stark gestiegen sind die Rauschgiftdelikte: Waren es im Jahr 2010 noch 114, gab es fünf Jahre später bereits 141.
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