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Willkommen! Die Bar "Silver Future" in Neukölln öffnet wieder diesen Freitag (Archivbild).
© Kitty Kleist-Heinrich

Der Safe Space ist wieder offen: So geht es queeren Bars in Berlin nach dem Lockdown

Viele queere Bars in Berlin haben wieder geöffnet. Die Betreibenden sind froh und haben kreative Ideen – aber auch einige Ängste.

Wie geht es der queeren Szene in Berlin nach langen Lockdown-Monaten? Wir haben uns ein bisschen umgehört und mit Barbetreiber*innen aus der Community gesprochen. Im Neuköllner Szenetreff Silver Future kann man sich zum Beispiel seit diesem Freitag (18. Juni) unter Einhaltung der Hygieneregeln wieder treffen.

„Uns ist wichtig, dass unsere Mitarbeiter*innen und Gäst*innen ihre Zeit bei uns so sicher wie möglich verbringen", erklärt Mitarbeiter Paul. Das Team freue sich, wieder einen Raum für Queers anzubieten, habe jedoch auch Angst davor, dass die Pandemie „vergessen“ und es zu Diskussionen über die Durchsetzung der Hygieneregeln kommen könnte.

Richtig gefreut haben sich die Macher*innen des SilverFuture aber auch über eine weitere Eröffnung: Bereits am 11. Juni hat das Curly in Wedding die Pforten geöffnet.

Eine Neueröffnung im Wedding

„Den Space gibt es eigentlich schon seit Januar 2020, bevor er sich zu einem lebendigen Raum für die queere Community entwickeln konnte, musste er pandemiebedingt aber schon wieder schließen“, sagt Paul.

Verständlich, dass die Freude nun groß ist. Im Gespräch wird Paul aber auch ernst: „Natürlich war die Pandemie schwer für queere Menschen." Prekäre Jobs seien oft noch prekärer geworden.

[Der Text ist eine Leseprobe aus dem Tagesspiegel-Newsletter Queerspiegel. Dieser erscheint monatlich, immer am dritten Donnerstag. Hier kostenlos anmelden]

Weil viele nach über einem Jahr um ihre Existenz fürchten oder kämpfen müssten, hat sich das Curly etwas ganz besonderes überlegt: Einen Pop-Up-Store von Queers für Queers. „Wer Kunst, Sextoys, Postkarten, Fashion, Taschen, Haarschnitte, Massagen, Workshops, Lesungen, Filme und vieles mehr verkaufen, präsentieren oder anbieten möchte, kann dies im Curly tun“, sagt Paul. „Wir hoffen, dass wir damit einen Betrag leisten, damit sich die queere Szene schnell wieder vernetzen und erholen kann.“

Der Südblock ist bereits seit Anfang Juni offen

Im Kreuzberger Südblock ist die Terrasse schon seit dem 1. Juni wieder geöffnet. Täglich ab 17 Uhr dürfen dort bis zu zehn Menschen aus maximal fünf Haushalten an einem Tisch sitzen, seit dem 4. Juni sogar ohne aktuellen Schnelltest.

Die Crew ist überglücklich und empfiehlt schon mal ihre kulinarischen Neukreationen der Kartoffel: „Das Lebensmittel in Krisenzeiten“, heißt es dazu auf Facebook. Wer Bock auf Pommes mit Hummus, grünem Pesto, roter Beete und Meerrettich-Dip hat, ist hier also genau richtig.

Auch die benachbarte Möbel Olfe hat seit dem 5. Juni wieder geöffnet — allerdings hier nur der Innenbereich und auch nur mit Test. Ein Außenbereich wie im letzten Jahr ist aufgrund der Baustelle direkt vor der Bar leider nicht möglich, erklärt mir ein Mitarbeiter am Telefon. „Wir freuen uns aber riesig auf unsere Gäste“, fügt er hinzu.

Ein Bild aus vergangenen Zeiten: Das Schwuz ist seit über 400 Tagen geschlossen.
Ein Bild aus vergangenen Zeiten: Das Schwuz ist seit über 400 Tagen geschlossen.
© G. Woller/promo

Vorerst nicht öffnen darf das SchwuZ, das nun seit über 400 Tagen geschlossen ist. Aber: Die Mitarbeiter*innen sind derzeit auf der Suche nach Alternativen. „Wir wollen diesen Sommer gerne ein oder zwei Events draußen machen“, verrät Marcel vom SchwuZ-Team. Voraussetzung dafür ist, dass die richtigen Flächen dafür gefunden werden. Mit dem Klunkerkranich und dem Sage sei man bereits im Gespräch.

„Wir wollen, dass die Queers einfach mal wieder alle zusammenkommen“, sagt Marcel. Dem SchwuZ gehe es dabei vorrangig nicht darum, Geld einzunehmen, sondern ein Community-Event zu veranstalten. „Bisher sind wir mit den Überbrückungshilfe ganz okay über die Runden gekommen.“ Auch wenn es für viele Mitarbeiter*innen schwierig sei „den Job, den sie lieben, nicht mehr machen zu können.“

Er und seine Kolleg*innen blicken aber dennoch optimistisch in den Herbst: „Wir hoffen, dass wir dann für Getestete, Geimpfte und Genesene öffnen können — natürlich mit Kapazitätsbegrenzungen.“ Wer den Club bis dahin unterstützen will, kann sich im Webshop (schwuz.de/shop) eindecken: Mit „Cheers Queers“-Glitzertassen, stylischen T-Shirts, Tank Tops und den SchwuZ-Soli-Gym-Socks.

Vanessa Fischer

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