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Der Marzahn Pride im Sommer 2020.
© REUTERS/Hannibal Hanschke

Community in Marzahn: "Homophobie? Wichtig, mit der russischsprachigen Gemeinschaft zu arbeiten"

Galina Terekhova vom Verein Quarteera engagiert sich in Marzahn gegen Homophobie in der russischen Gemeinschaft. Es gibt dort viele dunkle Flecken, sagt sie.

Galina Terekhova ist vor acht Jahren aus Rostow am Don, einer südrussischen Hafenstadt, nach Marzahn gezogen. Die Bibliothekarin, die mittlerweile in Pankow wohnt, engagiert sich ehrenamtlich beim Verein „Quarteera e.V.“, der sich gegen Homo- und Transfeindlichkeit in der russischsprachigen Community einsetzt. Wir sprachen mit ihr darüber.

Warum engagieren Sie sich bei Quarteera?
Ich habe dort 2012 angefangen, vor allem, weil ich Freunde finden wollte. Die ersten zwei Jahre habe ich ehrenamtlich geholfen, zum Beispiel Buttons gemacht. Auch damit kann man, auch wenn es jetzt banal klingt, wichtige Dinge erreichen. Dass ich auch etwas Wichtiges mache, habe ich erst richtig verstanden, als wir Leute aus russischem Raum zu Gast hatten. Sie sprachen über ihre Probleme und ihre Arbeit und da merkte ich wie wichtig es ist, für Leute da zu sein, die in anderen Ländern keinen Safespace haben.

Wie reagiert die russischsprachige Community auf Quarteera?
Es gibt hier viele dunkle Flecken, Menschen, die Vorurteile haben. In Vorbereitung auf die Marzahn-Pride haben wir recherchiert und sind zu den kleinen russischen Läden gegangen. Die Leute dort haben sehr verschieden reagiert. Einige waren sehr offen, andere haben aber auch gesagt, ,verschwindet, ich möchte mit Schwulen nichts zu tun haben’. Und viele haben einfach nicht verstanden: Wer sind wir und was machen wir bei Quarteera? Da habe ich erst gemerkt, wie viel Arbeit es auch noch in Deutschland gibt und wie wichtig es ist, dass man mit der russischsprachigen Gemeinschaft arbeitet.

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Galina Terekhova ist Aktivistin beim Quarteera e.V., der im Sommer die erste Marzahn-Pride unter Beteiligung der russischsprachigen Community veranstaltet hat.
Galina Terekhova ist Aktivistin beim Quarteera e.V., der im Sommer die erste Marzahn-Pride unter Beteiligung der russischsprachigen Community veranstaltet hat.
© Veronika Seliverstova

Die russischsprachige Community in Marzahn gilt als die größte Berlins. War das auch ein Grund, hierher zu ziehen?
Ja, das auch. Ich hatte von Marzahn gehört, dass da nahezu eine Atmosphäre sein soll, wie ich sie aus Russland kenne. Dass es ähnlich aussieht und dort viele russischsprachige Menschen leben. Für mich war es wichtig, dass ich so etwas wie ein Stück Heimat um mich habe. Am Ende waren es wohl billige Mieten und die Aussicht auf Vertrautheit.

Hat sich am Ende alles bestätigt?
Natürlich war es anders. Denn allein optisch unterscheidet Marzahn sich schon stark von Russland, aber im positiven Sinne. In Marzahn war immer alles sauber, viel Grün, weniger Lautstärke. Als ich dort wohnte, habe ich gemerkt, dass es kein russischsprachiger Bezirk ist.

Viel öfter habe ich Menschen gesehen, die ursprünglich aus Vietnam stammen. Von den russischsprachigen Bewohnern habe ich nie was mitbekommen. Ich weiß, dass es einige problematische Straßen gibt, wo vor allem russischsprachige Jungs sitzen und Stress machen, aber diese Erfahrung habe ich nicht gemacht. Es gab ein paar unangenehme Situationen, aber das war eher mit Deutschen.

Warum sind Sie eigentlich nach Deutschland gezogen?
Bei einem Studierendenprojekt habe ich meine Frau kennengelernt. Sie ist Deutsche. Wir waren dann etwa drei Jahre zusammen und hatten eine Fernbeziehung. Als ich dann 2012 mit meinem Studium fertig war, sind wir nach Marzahn gezogen – sie aus Hamburg, ich aus Russland – und wir haben eine eingetragene Lebenspartnerschaft beantragt. Mittlerweile wohne ich in Pankow, sie lebt noch in Marzahn.

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