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Gut inszeniert. In Bill Condons neuem Film gibt es einen "netten, exklusiven schwulen Moment".
© Reuters

"Die Schöne und das Biest": Der erste Disney-Film mit einer schwulen Figur

In der Neuverfilmung des Märchenklassikers "Die Schöne und das Biest" hat Regisseur Bill Condon einen schwulen Charakter eingebaut. Die Protestwelle rollt gleich los.

Das sind ja pikante Enthüllungen, die rechtzeitig vor dem Kinostart der Neuverfilmung des Märchenklassikers „Die Schöne und das Biest“ aus Hollywood kommen. Sein Film, der am 16. März in die Kinos kommt, zeige den ersten schwulen Charakter in einem Disney-Film überhaupt, ließ sich Regisseur Bill Condon vorab vernehmen.

Sofort sprachen aufgeregte Kommentatoren von einem „historischen Moment“ und die Protestwelle rollte: Ein christlich-konservativer Kinobetreiber in Alabama, USA, kündigte an, das Musical aus dem Programm zu nehmen und der Prediger Franklin Graham rief Christen per Facebook zum Boykott auf. In Russland forderte gar ein erzkonservativer Duma-Abgeordneter den Kultusminister in einem Brief auf, den Film wegen „Schwulen-Propaganda“ zu verbieten. Ein hanebüchenes Ansinnen, dass der 1965 in New York City geborene Regisseur, der tolle Filmmusicals wie „Dreamgirls“ aber auch verworrene Thriller wie „Inside Wikileaks“ inszeniert hat, bislang nicht kommentierte.

Eine Figur mit Dirk-Bach-Appeal

Aus der eigenen Homosexualität hat Condon nie ein Geheimnis gemacht. 1998 erzählt er im Psychodrama „Gods and Monsters“ eindrücklich von der letzten Lebensphase des ebenfalls offen schwulen Regisseurs James Whale. Die Hauptrolle spielte der homosexuelle Brite Ian McKellen, der zu Condons Freunden und Stammschauspielern zählt. 2015 war McKellen auf der Berlinale in Condons schöner Sherlock-Holmes-Geschichte „Mr. Holmes“ zu sehen.

Und auch in „Die Schöne und das Biest“ ist er dabei. Allerdings nicht als erster Disney-Schwuler. Den spielt Josh Gad in der Rolle des Knappen LeFou. Er dient seinem Herrn Gaston, einem selbstverliebten, testosterongesteuerten Offizier, nach hingebungsvoller Sancho-Pansa-Manier. „LeFou ist jemand, dem gerade erst klar wird, dass er diese Gefühle hat“, sagt Bill Condon, entsprechend harmlos fällt der „nette, exklusive schwule Moment in einem Disney-Film“ aus.

Er zeigt weder einen Kuss, noch eine Umarmung, sondern nur ein keusches Tänzchen. Als feminineres Gegenmodell zum Heldentypus Marke Gaston, verfügt die klassische Buffo-Figur über einen gewissen Dirk-Bach-Appeal. Das war’s dann aber auch schon mit der „Schwulen-Propaganda“. Überhaupt kann man bei Blockbustern aus dem Hause Disney davon ausgehen, dass auf breite Zielgruppenkompatibilität geachtet wird. „Die Schöne und das Biest“ soll und will allen gefallen – auch den Regenbogenfamilien.

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