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Zahlreiche Menschen nehmen am 07.09.2017 in Berlin an der Einweihung vom Denkmal für die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung teil.
© dpa

Homosexuelle Emanzipationsbewegung: Berlin hat ein neues, buntes Denkmal

Am Spreeufer steht jetzt ein Denkmal für die Homosexuellenbewegung. Es wurde vom Berliner Justizsenator Dirk Behrendt eingeweiht.

Calla-Lilien haben weibliche und männliche Blüten auf einer Pflanze, daher drängen sie sich als Symbol für sexuelle Vielfalt geradezu auf. Sechs Nachbildungen dieser Blumen, je vier Meter hoch und in Regenbogenfarben, bilden seit Donnerstag das Denkmal für die weltweit erste homosexuelle Emanzipationsbewegung. Sie stehen am Magnus-Hirschfeld-Ufer in Mitte. Seit 2011 schon stehen dort zwei Gedenktafeln und kündigen das Denkmal an.

Dirk Behrendt (Grüne), Senator für Justiz und Antidiskriminierung, weihte das Denkmal am Nachmittag zusammen mit dem Lesben- und Schwulenverband, der Universität der Künste, den Künstlerinnen und Künstlern und den Jurymitgliedern ein. Beim anschließenden Empfang sprach Kultursenator Klaus Lederer.

Erinnerung an die Emanzipationsbewegung

Die Initiative für das Denkmal kam vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD). Anders als die Gedenkstätte im nahen Tiergarten soll das neue Denkmal nicht an die Verfolgung von Homosexuellen während der NS-Zeit erinnern, sondern an die Emanzipationsbewegung um den Wissenschaftler Magnus Hirschfeld, die im späten 19. Jahrhundert von Berlin ausging.

Hirschfeld gründete 1897 das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK), die weltweit erste Organisation, die sexuelle Handlungen zwischen Männern entkriminalisieren wollte. Hirschfelds Wirken nahm weltweit Einfluss auf die Abschaffung antihomosexueller Straftatbestände. 1919 errichtete Hirschfeld auf dem Gelände zwischen dem heutigen Bundeskanzleramt und dem Haus der Kulturen der Welt das Institut für Sexualwissenschaft. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden Hirschfelds Schriften und eine Büste bei der Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten zerstört; Hirschfeld wurde ausgebürgert und starb 1935 im französischen Exil.

Eigentlich sollte das Denkmal schon im vergangenen Herbst eingeweiht werden. Dann gab es Verzögerungen bei der Baugenehmigung. Die Jury hatte sich im November 2015 für den Entwurf entschieden. Der Bau wurde durch Spenden und Lotto-Mittel finanziert. Im Koalitionsvertrag hat die rot-rot-grüne Landesregierung vereinbart, für die Instandhaltung Sorge zu tragen.

Fatina Keilani

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