Bread & Butter-Chef Karl-Heinz Müller: Pionier des Messegeschäfts
Bread-&-Butter-Chef Karl-Heinz Müller ist stets auf der Suche nach dem nächsten Kick. Berlin war sein Spielfeld. Doch jetzt zieht es den Modepionier weiter. Ein Porträt.
Karl-Heinz Müller will wie immer die maximale Aufmerksamkeit. Er wartet am Dienstagabend bis kurz vor Anpfiff des Halbfinales mit seiner angekündigten Rede – dann will er den Gerüchten ein Ende machen. Trotzdem ist die Stimmung vor den Hangars des Flughafens seltsam unkonzentriert. Während eine brasilianische Sambagruppe mit dem Hintern wackelt, wird noch schnell die Bühne gefeudelt. Karl-Heinz Müller will es kurz machen, er liest von einem Zettel ab: Wir haben etwas vorbereitet, seht selbst! Auf der großen Leinwand, auf der gleich Deutschland gegen Brasilien gezeigt werden soll, läuft ein Film, es geht um Barcelona, um Berlin und Seoul. Vereinzeltes Gejohle, ein paar Buhrufe.
Die Entscheidung, Berlin teilweise zu verlassen, ausgerechnet dann bekannt zu geben, wenn die Bread & Butter zum gemeinsamen Fußballgucken einlädt, ist ein wenig schräg. Sie bringt aber Karl-Heinz Müllers Bedürfnis, im Mittelpunkt zu stehen, bestens zum Ausdruck.
Was Messen angeht, war Müller immer ein Pionier. Als er 2001 in Köln seine erste Messe eröffnete, war er der Einzige, der eine Alternative zur schwerfälligen Interjeans bot, die in öden Messehallen die Aussteller mit Bockwurst und Filterkaffee verpflegte. Marken, die auf ihr junges Image bedacht waren, hatten der angestaubten Veranstaltung längst den Rücken gekehrt. Da zog Müller mit seinen Mitstreitern in ein etwas schrammeliges Gebäude, sie organisierten gute Musik, gutes Essen und die richtigen Aussteller. Spaß haben ist eine Grundsäule der Bread & Butter. Eine andere ist, die richtigen Leute davon zu überzeugen, dass sie ganz vorne dabei sind. Nach Berlin zu gehen, war 2003 ein Wagnis – vor allem in die ehemaligen Kabelwerke weit draußen in Spandau, wo alles begann.
Das Staunen war groß, dass so etwas in Berlin funktioniert. Ein Grund zum Feiern! Das tat Müller ausgiebig mit seinen Weggefährten. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit durfte auch mit an den gedeckten Tisch – das kann man sich auf den Fotos in der Zeitung anschauen, die Müller am Dienstag verteilen ließ. Wowereit wirkt zwar in seinem Anzug oft zwischen all den lockeren Jeansträgern wie der Cousin aus der Provinz, aber Müller hatte ihn trotzdem gern dabei.
Wie schnell Müller Entscheidungen trifft, konnte man 2005 an seinem Umzug nach Barcelona sehen. Doch auch ohne ihn entwickelte sich die Mode in Berlin weiter, als er 2009 wiederkam, hatte sich die Mercedes-Benz Fashion Week schon fast etabliert. Einen kräftigen Schub hat die Bread & Butter der Modewoche trotzdem gegeben. Diese Energie wird im Januar fehlen, wenn der Tempelhofer Flughafen während der nächsten Fashion Week leer bleibt. Für viele Einkäufer und Journalisten macht gerade die Mischung aus Messebesuchen, Modenschauen und Partys den Reiz von Berlin aus.
Es ist schwer geworden, im Messegeschäft Pionier zu sein. Längst gehört auch die Bread & Butter zu den etablierten Messen. Das Konzept – das ja eigentlich vorsieht, immer eine Nasenlänge voraus zu sein – ist schwerfällig geworden, Kontinuität ist da nicht vorgesehen. Daran wird auch ein Umzug nichts ändern. Für Müller geht es jetzt wohl vor allem darum, mit der Marke Bread & Butter noch mal richtig Geld zu verdienen – und das geht woanders besser als in Berlin.