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Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr stehen unweit einer Zufahrt zum Chempark über dem eine dunkle Rauchwolke aufsteigt.
© dpa/Oliver Berg
Update

Ein weiterer Tank drohte zu explodieren: Zweites Todesopfer nach Explosion in Leverkusen gefunden

Im Chempark Leverkusen ist es zu einer schweren Explosion in einem Tanklager gekommen. 31 Menschen wurden verletzt.

Bei den Rettungsarbeiten nach der Explosion im Leverkusener Chempark ist ein zweites Todesopfer gefunden worden. Das teilte der Betreiber Currenta am Dienstagabend mit.

In einem Tanklager des Chemparks hatte es am Morgen eine Explosion gegeben. Nach dem Brand bestand zudem nach Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministers Herbert Reul (CDU) bei einem zweiten Tank Explosionsgefahr. Der Tank habe 100.000 Liter hochentzündliche, giftige Abfallstoffe enthalten, sagte Reul am Dienstag.

Die Feuerwehr habe die Gefahr aber bannen können. Nach Reuls Angaben waren allein 300 Feuerwehrleute im Einsatz. Zur Ursache könne noch nichts gesagt werden, betonte Reul.

Nach der Explosion ist die Zahl der Verletzen auf 31 gestiegen. Fünf von ihnen werden intensivmedizinisch versorgt, wie die Kölner Polizei am Dienstagnachmittag mitteilte. Bisher hatte die Betreiberfirma Currenta des Chemparks die Zahl der Verletzten mit 16 angegeben.

Nach der verheerenden Explosion besteht noch immer eine Gefährdungslage. Das berichtete Chempark-Leiter Lars Friedrich bei einem eilig anberaumten Pressetermin am Dienstagnachmittag.

Es seien schwere Stunden, viele Anwohner hätten Angst. Was das erste Todesopfer angeht, war die Identität am Nachmittag noch nicht abschließend geklärt. Das sagte Chempark-Leiter Lars Friedrich vor Journalisten. Die Gefahr sei noch nicht vollständig gebannt. Zudem liefen die Suchmaßnahmen auf Hochtouren.

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Auf Videos ist zu sehen, wie eine große, schwarze Rauchwolke vom Areal nahe der Autobahn aufsteigt. Die Erschütterung ist auch noch viele Kilometer entfernt zu spüren gewesen. Mehrere Stationen des Geologischen Dienstes Nordrhein-Westfalen hätten die Explosion gemessen, sagte ein Seismologe am Dienstag. Unter anderem sei sie auch an einer Station im Hespertal, rund 40 Kilometer nördlich von Leverkusen, registriert worden.

Die schwere Detonation hatte am Dienstagvormittag gegen kurz vor 10 Uhr die von der Chemieindustrie geprägte Stadt erschüttert. Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) sprach von einer „immensen Explosion“. Das Unglück sei „ein tragischer Tag“ für seine Stadt, die Gedanken seien bei der Familie des Toten und den Verletzten.

Drei Tanks mit organischen Lösungsmitteln gerieten in Brand. Helfer der Werks- und Stadtfeuerwehr brauchten mehrere Stunden, um das Feuer zu löschen. In den betroffenen Tanks befanden sich nach ersten Einschätzungen der Betreiberfirma etwa 600.000 bis 900.000 Liter Lösungsmittel.

Durch den Einsatz der Feuerwehr, die unter anderem Unterstützung aus Köln erhielt, war die Lage im Tanklager bis zum Nachmittag unter Kontrolle. Es bestehe keine „akute Gefährdungslage“ mehr, betonte Friedrich. Die Gefahr sei allerdings noch nicht vollständig gebannt worden. Zudem liefen die Suchmaßnahmen auf Hochtouren.

Ausmaß und Ursache der Explosion weiter unbekannt

„Ausmaß und Ursache der Explosion sind weiter unbekannt“, erklärte Hermann Greven, Chef der Leverkusener Feuerwehr. Untersuchungen waren bisher noch nicht möglich. Brandexperten der Kölner Kriminalpolizei nahmen Ermittlungen auf.

Zudem hat die Stadt vorsorglich Spielplätze in den Stadtteilen Bürrig und Opladen geschlossen. Von einer Eskalation der Lage sei jedoch nicht auszugehen, teilte die Stadt auf ihrer Homepage am Dienstag mit.

Eine dunkle Rauchwolke steigt über dem Chempark auf.
Eine dunkle Rauchwolke steigt über dem Chempark auf.
© Mirko Wolf/dpa

Eine Einschätzung, ob in den Niederschlägen relevante Stoffe zu finden seien, war nach Auskunft des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) noch nicht möglich. Gleichwohl seien die Spielplätze in Bürrig und Opladen „temporär als Vorsichtsmaßnahme bis auf Weiteres“ geschlossen worden.

Die Messwerte seien aktuell aber im „grünen Bereich“. Als Vorsichtsmaßnahme riet die Stadt jedoch, Nahrungsmittel im Garten abzuwaschen. Für den Fall, dass sich Rückstände und Ruß-Niederschlag auf den Grundstücken und Straßen finden, konnten sich die Menschen an eine Telefon-Hotline (0214 406-33333) wenden.

Rauch steigt aus einer Deponie und Müllverbrennungsanlage im Chempark des Betreibers Currenta nach einer Explosion in Leverkusen.
Rauch steigt aus einer Deponie und Müllverbrennungsanlage im Chempark des Betreibers Currenta nach einer Explosion in Leverkusen.
© AFP/Roberto Pfeil

In mehreren Stadtteilen gingen „cent- bis eurogroße“ Rußpartikel nieder, „die eine ölige Konsistenz haben“, wie die Stadt mitteilte. Der Ruß solle nicht in Wohnräume getragen werden. Es werde empfohlen, Schuhe vor der Haustür abzustellen.

Autofahrer wurden aufgefordert, Fahrzeugfenster geschlossen zu halten und die Lüftungen auszustellen. Zahlreiche Autobahnen rund um Köln und Leverkusen waren stundenlang gesperrt. Dazu zähle die A1 in beide Richtungen zwischen dem Autobahnkreuz Leverkusen und Köln-Nord.

Auch die Anwohner in Leverkusen wurden aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten. „Dringende Bitte: Meiden Sie großräumig den Bereich. Wir brauchen vor Ort alle Rettungswege. Halten Sie die Straßen für die Einsatzkräfte frei“, twitterte die Polizei Köln. Die Messungen würden derweil fortgesetzt.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat nach der Explosion im Chempark Familien und Mitarbeitern sein Mitgefühl ausgesprochen. Zugleich dankte er am Dienstag den Rettungskräften, „die durch ihren mutigen Einsatz Schlimmeres verhindert“ hätten und weiter unter Hochdruck nach Vermissten suchten, wie die Staatskanzlei mitteilte.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ordnete das Ereignis zuletzt in die Warnstufe „Extreme Gefahr“ ein.

Der Chempark mit Standorten in Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen gilt als einer der größten Chemieparks in Europa. Dort ansässig sind Unternehmen der chemischen Industrie. Der Park wird von der Firma Currenta betrieben und gemanagt. (dpa, AFP, Tsp)

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