Schneefälle in den Alpen: Züge fahren wieder nach Zermatt
Lawinen hatten den Schweizer Wintersportort von der Außenwelt abgeschnitten. 13.000 Touristen waren betroffen.
Die Lawinengefahr ist nach einem Sonnentag ohne Schneefälle am Mittwoch im Schweizer Kanton Wallis gesunken. Das Schnee- und Lawinenforschungsinstitut beurteilte die Gefahr am Mittwochabend zwar noch als „erheblich“. Das ist aber nur die dritte von fünf Warnstufen. Am Dienstag galt zeitweise Warnstufe fünf. Nach zwei Tagen Unterbrechung war am Mittwochabend die erste Bahn wieder aus Zermatt nach Täsch gefahren. Von den 13.000 Gästen nutzten einige Dutzend die Gelegenheit abzufahren. Der Andrang am Bahnhof hielt sich aber in Grenzen, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Die meisten Gäste hatten in den sechs Waggons Sitzplätze. Die Bergwacht und Lawinendienste nutzten die gute Sicht im Mattertal vor Zermatt und in anderen Tälern, um Hänge vom Hubschrauber aus in Augenschein zu nehmen und Lawinen zu sprengen. Schon am Mittwoch waren im Skigebiet von Zermatt die ersten Pisten für die Wintersportler wieder eröffnet worden.
Sprengleitungen werden im Sommer gelegt
Lawinen können in vielen Gebieten ferngesteuert ausgelöst werden, weil an den Hängen für diesen Zweck schon in den Sommermonaten Leitungen gelegt werden. Das Gebiet um Zermatt wurde weiträumig abgesperrt, damit die riesigen Schneemassen ohne Gefahr für die Menschen ins Tal rutschen konnten. Anschließend muss die rund fünf Kilometer lange Schienenstrecke von Schneeresten geräumt werden. Weil es nicht mehr schneite, sank die Lawinengefahr etwas, wie Lawinenexpertin Christine Pielmeier dem Sender Radio Rottu Obewallis sagte. „Mit dem Ende von den intensiven Schneefällen rechnen wir nicht mehr mit so vielen spontanen Lawinen“, sagte sie.
Einige Dutzend Touristen nutzten am Dienstag die eingerichtete Luftbrücke, um sich mit dem Hubschrauber nach Täsch ausfliegen zu lassen. Sie fanden sich mit Koffern am Heliport ein, um Zermatt zu verlassen, wie das Schweizer Fernsehen zeigte. Bis zu sieben Menschen passen in einen Hubschrauber. 70 Franken - rund 60 Euro - kostete der Flug. Die meisten Besucher blieben aber. In den Straßen herrschte teilweise ausgelassene Stimmung. Einige Geschäftsleute schenkten umsonst Wein aus, andere richteten kostenlos Käsegerichte an. Geschäfte und Hotelküchen waren gut ausgestattet, wie sie versicherten. „Es gibt keine Panik“, sagte eine örtliche Tourismussprecherin. „Die Stimmung ist gemütlich.“ Zermatt selbst ist nicht von Lawinen bedroht.
Eigentlich wollte die Gemeindeverwaltung im Ort freie Fahrt haben, um Schneemassen beiseite zu schieben. Doch die Menschen blieben nicht in den Gebäuden, sondern flanierten auch im Dorf. Shopping und Wellness waren angesagt, hieß es von Urlaubern des Wintersportorts. Uhren- und Schmuckläden, Bergausrüstung aller Art, Souvenirs, Saunalandschaft, Maniküre - alles im Angebot. Ab und zu dröhnte etwas wie Kanonendonner durch die Straßen: Lawinensprengungen.
Nur gut fünf Kilometer liegen zwischen dem abgeschnittenen Wintersport-Ort und der Gemeinde Täsch, von der aus die Busfahrt ins Tal möglich ist. Auf diesen Kilometern lauerte aber eine tödliche Gefahr: Weil Unmengen Schnee gefallen sind und es dann Föhn gab mit höheren Temperaturen, drohten die Schneemassen unkontrolliert ins Tal zu donnern. Die Straße und die Bahnlinie könnten voll getroffen werden.
In mehreren Gebieten der Alpen sitzen Menschen fest, 5000 in Italien, wo mancherorts innerhalb von zwei Tagen zwei Meter Schnee fielen. Die Lage in Zermatt war in den vergangenen Tagen so prekär wie seit Jahren nicht mehr. Allerdings nicht für die Menschen im Dorf, versicherte die Gemeinde. Zermatt selbst ist nicht von Lawinen bedroht. „Es gibt keine Panik“, sagte Imesch. „Die Stimmung ist gemütlich.“ So ist es oft in verschneiten Dörfern: Wenn die Versorgung gesichert ist, wenn Strom und Heizung funktionieren, schweißt die Sperrung der Zugangsstraße die Unerreichbaren zusammen. Zermatt hatte am Dienstagmorgen kurz keinen Strom, die Versorgung stand später aber.
Probleme auch in Saas-Fee und in Sestriere
Auch in anderen Dörfern im Kanton Wallis war die Lage schwierig. Mehrere waren von der Außenwelt abgeschnitten. In Visp mussten 20 Menschen in Sicherheit gebracht werden, weil Massen von Schlamm ihre Häuser bedrohten, wie die Einsatzbehörden berichteten. Für Teile des Wallis, darunter der Wintersport-Ort Saas-Fee, verhängte das Lawinenforschungsinstitut zeitweise die höchste Gefahrenstufe.
Auch im nahen Italien gab es Probleme. Im beliebten Wintersport-Ort Sestriere im Piemont ging in der Nacht zum Dienstag eine Lawine auf ein Ferienhaus nieder - verletzt wurde aber keiner der 29 Menschen darin. Die Schneemassen bahnten sich ihren Weg durch Fenster der Unterkunft, wie Fotos zeigten. Das Olympische Dorf in Sestriere - gebaut für die Winterspiele 2006 - wurde aus Sicherheitsgründen evakuiert, nachdem das Dach eines Gebäudes der Schneelast nicht mehr Stand hielt. Im Aostatal galt gebietsweise die höchste Lawinenwarnstufe 5. Auch in Südtirol war die Lage angespannt. (dpa)
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität