Syrien: Zahl der Toten bei IS-Angriff in Syrien steigt auf fast 300
Nach einem schweren Anschlag im Süden Syriens durch den IS korrigieren Aktivisten die Zahl der Opfer nach oben. Hunderte Menschen sollen getötet worden sein, darunter auch zahlreiche Zivilisten.
Nach einem der blutigsten IS-Überraschungsangriffe seit Monaten in der Stadt Suwaida im Süden Syriens ist die Zahl der Toten nach Angaben von Aktivisten auf fast 300 gestiegen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete am Donnerstag, unter den Opfern seien 135 Zivilisten und 111 regierungstreue Kämpfer. Demnach kamen zudem 45 IS-Anhänger ums Leben. Sieben Extremisten hätten sich selbst in die Luft gesprengt.
Zuvor hatte es geheißen, mindestens vier Selbstmordattentäter der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hätten sich in der von der Regierung kontrollierten Stadt Suwaida in die Luft gesprengt, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch meldete. Mehr als 200 Menschen seien bei dem Angriff verletzt worden.
Die Extremisten rückten demnach in mehrere Orte nahe der Stadt vor. Anhänger der Regierung und IS-Kämpfer hätten sich über Stunden heftige Gefechte geliefert. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, die Armee habe den Angriff zurückgeschlagen. Sie sprach von zahlreichen Toten und Verletzten, nannte aber keine Zahlen. Der Gouverneur Suwaidas, Amir al-Ischi, sagte dem regierungstreuen Sender Al-Ichbaria, die Stadt sei „sicher und ruhig“.
Sana berichtete, ein Attentäter habe sich auf einem Markt in die Luft gesprengt. Sicherheitskräfte hätten zwei weitere Attentäter verfolgt und diese getötet, ehe sie ihre Sprengstoffgürtel gezündet hätten. Ein Anwohner sagte, unter den Menschen in Suwaida herrsche Panik. Andere berichteten, Explosionen hätten das ganze Gebiet erschüttert.
Die syrische Armee und ihre Verbündeten hatten in den vergangenen Wochen die jahrelang von Regierungsgegnern beherrschten Gebiete im Süden Syriens größtenteils wieder eingenommen. Sie bekämpfen dort noch einen IS-Ableger, der das Jarmuk-Tal an der Grenze zu den von Israel besetzten Golanhöhen kontrolliert.
Der IS hat sein früheres Herrschaftsgebiet in Syrien fast vollständig verloren. Er ist aber noch in einigen Regionen aktiv, vor allem im Osten des Bürgerkriegslandes. In den vergangenen Monaten hat er immer wieder versucht, mit Überraschungsangriffen Orte einzunehmen. Beobachter warnen, die Extremisten seien noch lange nicht besiegt.
Regierungstreue syrische Medien berichteten, der neue IS-Angriff sei eine Fortsetzung des israelischen Versuchs, die Zerschlagung des IS im Süden Syriens zu behindern. Israels Raketenabwehr hatte am Dienstag in der Region einen syrischen Kampfjet abgeschossen. Der israelischen Armee zufolge war er in Israels Luftraum vorgedrungen. Sana meldete, der Jet habe einen Einsatz gegen den IS geflogen.
Nach IS-Angaben stürzte das Flugzeug über dem Jarmuk-Tal ab. Die Terrormiliz veröffentlichte am Mittwoch im Internet Bilder, die einen toten Piloten und das Wrack zeigen sollen. Die Echtheit der Aufnahmen ließ sich zunächst nicht überprüfen. Ein syrische Militärsprecher sagte der russischen Agentur Interfax, der Pilot habe auf den Schleudersitz verzichtet, um nicht in Gefangenschaft zu geraten. (dpa)