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Halifax in Kanada: Wirt darf 120 Jahre altes Bier vom Meeresboden probieren

Forscher sagen, es sei trinkbar, aber nicht lecker. Irgendjemand musste das 120 Jahre alte Bier testen, das in Kanada auf dem Meeresboden gefunden wurde. Ein lokaler Wirt war beeindruckt.

Am Meeresboden der Bucht von Halifax in Kanada ist eine mehr als 120 Jahre alte Flasche Bier entdeckt worden. Das Getränk stamme aus der Brauerei Alexander Keith, berichten die Forscher, die sich an eine Probe wagten und das Gebräu als "trinkbar" ausschrieben. Heureka! Geschmeckt hat das Bier dem Forscher Andrew MacIntosh von der Universität Dalhousie allerdings nicht. Es habe auch sehr nach Schwefel gerochen. "Da war ein Geruch nach Verbranntem und von den Ausdünstungen von Holzfässern. Am Gaumen blieb ein Minzgeschmack, der vom Stickstoff kommen muss, aber auch ein salziger und ein wenig bitterer Geschmack", beschrieb MacIntosh am Donnerstag seine Testeindrücke.

Bereits im November wurde die Flasche von einem Taucher namens Jon Crouse gefunden, der sich jedoch nicht traute, das Getränk zu probieren und es sicherheitshalber in die Hände von Forschern übergab. Nach Ansicht dieser wurde es zwischen 1872 und 1890 gebraut. Um das Alter der Flasche festzustellen, hätten die Wissenschaftler ihre Struktur untersucht und sich vor allem auf die Inschrift auf dem Verschluss konzentriert, sagte MacIntosh. Die Untersuchungen ergaben ferner, dass der pH-Wert der Flüssigkeit niedrig war, sie noch Alkohol enthielt und nicht giftig war. Weitere Tests auch in einem Speziallabor in Schottland sollen mehr Aufschluss über die ersten, in Kanada gebrauten Biere geben.

Der schottische Immigrant Alexander Keith hatte seine Brauerei in Halifax im Jahre 1820 gegründet. Auch heute noch werden Alexander Keith-Biere ausschließlich in Halifax gebraut - die Brauerei gehört aber mittlerweile zur Anheuser-Busch InBev, der größten Brauereigruppe der Welt.

Auch ein Wirt aus Halifax kam unterdessen in den Genuss des seltenen Bieres, wie thespec.com berichtet. Der vorsichtige Schluck aus einem Reagenzglas machte dem Mann Geschmack auf mehr. "Ich habe schon schlechteres Bier getrunken", sagte Chris Reynolds. Er würde das Bier durchaus in seiner Bar anbieten. Und nach längerem Überlegen korrigierte er sich: Es sei eines der besten Biere, die er jemals getrunken habe. Dies läge allerdings weniger am Geschmack, sondern am Kontext. Die Herkunft und die Geschichte eines Bieres schmecke man durchaus mit, berichtet Reynolds von der außergewöhnlichen Bierprobe. "Und das erste Bier nach der Arbeit ist sowieso immer das Beste."

Den Geschmack des Gebräus beschreibt er abenteuerlich und mit dem Wort "komplex". Es habe sauer geschmeckt, aber auch salzig, zudem etwas nach Eiche. Nicht zu vergessen der leicht fruchtige Geschmack, der die Nase und das Bier selbst umspiele. Der selbsternannte Bierexperte verglich das 120 Jahre alte Gesöff mit "Belgian Lambic" - einer Brauweise, die mit jeglicher Form von Reinheitsgebot nichts zu tun hat. Lambic Bier wird in offenen Bottichen "hergestellt", wo sich Wildhefe und Bakterien die Hand reichen können. Anschließend wird Lambic rund drei Jahre in Fässern gelagert.

Im Abgang sei das 120-Jahre-Bier hingegen bitter gewesen, beschreibt Reynolds, es verbliebe der Geschmack von rauchigem Schinken und Schwefel am Gaumen. (mit AFP)

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