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Sturm über dem Meer. Dieses Bild von der havarierten Fähre "Norman Atlantic" stellte der italienische Fernsehsender RaiNews24 zur Verfügung.
© dpa
Update

Brennende Adria-Fähre vor Korfu: "Wir werden verbrennen wie Mäuse"

Die Passagieren auf der brennenden griechischen Fähre „Norman Atlantic“ telefonieren verzweifelt mit ihren Angehörigen. Wellen und Sturm behindern die Evakuierung. Nach Angaben der griechischen Behörden sollen auch 18 Deutsche an Bord gewesen sein.

Passagiere haben sich am Sonntagmorgen via Handy von der brennenden Adria-Fähre „Norman Atlantic“ vor Korfu gemeldet und im Radio ihre Notlage geschildert. „Niemand kann etwas machen“, sagte ein Mann an Bord dem griechischen Radiosender Skai. Die zur Rettung herbeigeeilten Schiffe kämen wegen der schweren See nicht heran. „Wir sehen fast nichts mehr vor Rauch. Wir werden verbrennen wie die Mäuse“, sagte der Passagier. Weitere griechische Medien berichteten, Rettungsboote seien abgetrieben worden, bevor Menschen hätten einsteigen können.

Die brennende Adria-Fähre „Norman Atlantic“ treibt in Richtung Albanien. Das berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf den Kapitän des Schiffes. Das Schiff sei manövrierunfähig. Das Feuer sei noch nicht gelöscht. Am Ort seien mindestens sieben Frachter und ein Boot der italienischen Küstenwache, berichtete Ansa weiter. Wegen des schlechten Wetters könnten die Retter nicht an Bord der „Norman Atlantic“, die vor Korfu in Brand geraten war.

Offiziell nicht von Verletzten oder Vermissten die Rede

Auf der Adria-Fähre mit 411 Passagieren und 56 Besatzungsmitgliedern an Bord war am frühen Sonntagmorgen Feuer ausgebrochen. Etwa 150 Menschen hätten das Schiff der griechischen Linie ANEK verlassen können, berichteten griechische Medien. Gut 300 saßen zunächst in der Nähe der Insel Korfu auf der brennenden Fähre fest. Hohe Wellen und Wind bis Stärke 8 behinderten die Evakuierung. Der Sender Skai berichtete von Passagieren, die in Panik ins Wasser gesprungen seien - offizielle war zunächst jedoch nicht von Verletzten oder Vermissten die Rede.

Zwei Passagiere rutschten auf einer Rettungsrampe aus und drohten von den meterhohen Wellen fortgerissen zu werden, wie das griechische Schifffahrtsministerium mitteilte. Ein Militärhubschrauber versuche sie zu bergen. Windgeschwindigkeiten von hundert Stundenkilometern sowie Starkregen und Hagel setzten den Passagieren und ihren Rettern zu, so dass auch die Hubschrauber nicht viele Menschen aufnehmen konnten. Marineminister Varvitsiotis zufolge versuchten gegen Mittag sieben Handelsschiffe einen Windschutz um die "Norman Atlanic" zu bilden. Anschließend sollte versucht werden, ein Tau an der 186 Meter langen Fähre zu befestigen und sie Richtung Küste zu schleppen. Nach Angaben des italienischen Marinesprechers Riccardo Rizotto waren vier Hubschrauber am Unglücksort im Einsatz.

Auf dem Schiff befanden sich nach Angaben der griechischen Behörden auch 18 Deutsche. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte am Sonntag, die deutschen Botschaften in Rom und Athen seien eingeschaltet und stünden in Kontakt mit den zuständigen Behörden.

Die Unglücksfähre „Norman Atlantic“ auf einem Archivbild von September.
Die Unglücksfähre „Norman Atlantic“ auf einem Archivbild von September.
© Reuters

Rettungsbote nahmen Passagiere auf

Die „Norman Atlantic“ sei vom griechischen Hafen Igoumenitsa nach Ancona in Italien unterwegs gewesen, als gegen 03.00 Uhr MEZ auf einem der Autodecks das Feuer ausgebrochen sei, hieß es. Der Brand habe sich schnell über das Schiff ausgebreitet. Das Schiff befinde sich etwa 44 Seemeilen nordwestlich von Korfu. Mehrere Schiffe eilten der Fähre zur Hilfe, schließlich nahmen Rettungsboote Passagiere auf.

"Die Leute sind verzweifelt und schreien"

Ein Passagier sagte dem Radiosender Skai via Handy, dass die Rettungsboote nicht ausreichten und das Personal mangelhaft ausgebildet sei. Ein anderer Passagier berichtete, es gebe ein großes Feuer mit starkem Rauch. Das Schiff habe Schlagseite, der Platz für die Überlebenden sei eng.

Nach den Worten des griechischen Verteidigungsministers Nikos Dendias wird die Rettungsaktion von Italien aus koordiniert. Hubschrauber seien auf dem Weg, könnten aber nur unterstützen und keine Passagiere aufnehmen. (dpa/AFP)

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