Nach dem großen Beben in Nepal: Wie Spenden zu überleben helfen
Vor einem Monat gab es das große Beben in Nepal. Nach der verheerenden Katastrophe spendeten Tagesspiegel-Leser bisher 180 000 Euro. Unser Beitrag zeigt, wie den Menschen in dem betroffenen Gebiet damit bisher geholfen wurde.
Die Stimme am Funktelefon klingt so nah, als säße Regina Feindt nebenan. Doch sie spricht in Kathmandu in den Hörer, in der Stadt, in der nach Expertenschätzungen zwischen 50 und 80 Prozent aller noch stehenden Häuser abgerissen werden müssen: Erdbebenschäden. Regina Feindt hat nach Desastern in vielen Ländern gewirkt, in Myanmar, in Afghanistan, in Nordkorea. „Aber ich habe mich gerade mit Kollegen unterhalten: So ein Erdbeben mitzuerleben, auf dem Boden, der einen sonst so sicher erdet, das ist existenziell.“
Doch bei all den Dramen, deren Zeuge die Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe in einem der ärmsten Länder der Welt werden, gibt es auch Grund zur Freude. „Dass Ihre Leser schon 180 000 Euro gespendet haben, freut uns hier alle riesig.“ Die spontane Sammlung im Rahmen der Tagesspiegel-Aktion „Menschen helfen!“ und das Ergebnis sind laut Deutscher Welthungerhilfe (DWHH) bundesweit einmalig, sagt auch Vera Schernus von der DWHH in Bonn: „fantastisch“.
Die Helfer freuen sich im Namen der nepalesischen Kollegen der Partnerorganisationen und stellvertretend für die Menschen, die Hilfe benötigen.
Nach dem ersten Beben mit der Stärke 7,8 am 25. April verteilten die Helfer in der Gegend um Sindhupalchowk nordöstlich von Kathmandu an 2000 Familien Decken und „Tarpaulins“, Zeltplanen. Gut 20 Euro kostet ein Planen-Set. Mit einer ersten Teilsumme aus den Leserspenden konnten in der ersten Not 250 Planen für 5000 Euro verteilt werden. Die Planen holte die DWHH teils aus dem Nothilfelager in Dubai, teils halfen europäische Partner in der „Alliance 2015“. Die Zeltpakete der Welthungerhilfe steckten wie die Hilfslieferungen vieler anderer Organisationen zunächst eine Woche lang am Zoll fest. Ein herausfordernder Job für den pakistanischen DWHH-Logistiker.
Für 2500 Euro wurden Decken besorgt, und 300 Hygienesets für Frauen für 6000 Euro konnten verteilt werden. Zudem gab es Lebensmittelpakete, die lokalen Produkte für je eine Woche kaufte die DWHH im Land. Eines kostete 33 Euro, somit halfen die Tagesspiegel-Leser mit weiteren 16 500 Euro rund 500 Familien im Dhading-Distrikt. „In zwei, drei Wochen beginnt die Monsunzeit, deswegen brauchen die Menschen dringend ein stabileres Dach über dem Kopf“, berichtet Regina Feindt weiter, die auch mit „Emergency Architects“ Kontakt hält. Die Wellbleche müssen in Indien eingekauft werden, in Nepal kann man so schnell nicht so viele herstellen. Seit Freitag stiegen die Preise, statt sieben Euro soll eines nun 12 bis 14 Euro kosten, ein Dutzend braucht man für ein Haus, plus Bambusgestänge und Lehm für die Verkleidung gegen Wind, Regen und Sturm. Somit können mit 60 000 Euro neue Übergangshäuser für rund 400 Familien ausgestattet werden. Mit den verbleibenden 90 000 Euro will der Tagesspiegel der DWHH helfen, eine Schule erdbebensicher aufzubauen. Die Helferin Regina Feindt guckt aus dem Fenster, sie blickt über das zerstörte Kathmandu. Nach offiziellen Angaben sind mehr als eine halbe Million Häuser im Land eingestürzt. Nepal hofft nun auf eine Geberländerkonferenz, um das Land grundlegend wieder aufbauen zu können. Regina Feindt hofft endlich auch auf ein Ende der Nachbeben. „Uff, grad hat’s uns wieder etwas heftiger durchgeruckelt.“ Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse (BLZ 100 500 00), Konto 250 030 942 – Namen und Anschrift für den Spendenbeleg notieren.
Annette Kögel