zum Hauptinhalt
Ein Muttermilchverbraucher an der Brust der Mutter. Die Grünen haben 16 Proben Muttermilch untersuchen lassen - wobei Rückstände des Unkrautvernichters Glyphosat gefunden wurden.
© ABDA

Untersuchung im Auftrag der Grünen: Wie gefährlich ist Glyphosat in Muttermilch?

In der Muttermilch deutscher Frauen finden sich Rückstände des Unkrautvernichters Glyphosat - so ein Institut im Auftrag der Grünen. Aber was sagt die Studie wirklich über das Gefahrenpotenzial aus?

Die Nachricht klingt zunächst besorgniserregend: Der Unkrautvernichter Glyphosat wurde in Muttermilch nachgewiesen. Gemessen hatte ein Leipziger Institut im Auftrag der Grünen. Die Tester fanden bei 16 stillenden Frauen Glyphosat-Konzentrationen zwischen 0,210 und 0,432 Nanogramm pro Milliliter Muttermilch. Für die Grünen ist der Fall damit klar. Die Regierung müsse die Belastung „dringend untersuchen und entsprechende Schutzmaßnahmen für Schwangere, Stillende und Säuglinge auf den Weg bringen“, fordert Harald Ebner, Grünen-Obmann im Bundestags-Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft.

Der Nachweis einer unliebsamen Chemikalie sagt jedoch noch nichts über das Gefahrenpotenzial aus. Entscheidend ist die aufgenommene Menge, die Dosis. Für Glyphosat gilt in der EU ein Grenzwert (ADI-Wert) von 0,3 Milligramm täglicher Aufnahme pro Kilogramm Körpergewicht. Diese Menge kann ein Verbraucher lebenslang täglich aufnehmen, ohne mit Gesundheitsschäden rechnen zu müssen. Ein fünf Kilogramm schwerer Säugling müsste demnach täglich etwa 3750 Liter der am höchsten belasteten Muttermilch trinken, um den Grenzwert zu erreichen. In den USA dürfte er mehr als 21.000 Liter der belasteten Milch am Tag trinken, dort liegt der Grenzwert bei 1,75 Milligramm und damit erheblich höher.

Allerdings stellt sich die Frage, ob die Untersuchung überhaupt wissenschaftlichen Maßstäben standhält. Die Zahl von lediglich 16 Proben sei nicht aussagekräftig, sagt Roland Solecki, beim Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin für die Sicherheit von Pestiziden zuständig.

Noch schwerer wiegt, dass das von den Testern eingesetzte Elisa-Verfahren bei Glyphosat als eher unzuverlässig gilt und für Milch nicht geeignet (validiert) ist. Das empfindlichste geeignete Verfahren, die Flüssigchromatographie, hat eine Nachweisgrenze von zehn Nanogramm pro Milliliter. „Die jetzt gemessenen Werte liegen unterhalb der Grenze des empfindlichsten Nachweisverfahrens“, sagt Solecki. Der Wissenschaftler empfiehlt, das Ergebnis zu überprüfen. „Es ist extrem bedenklich, wenn man stillende Frauen auf der Grundlage nicht abgesicherter Methoden verunsichert“, kritisiert Solecki.

Zur Startseite