Nach Missbrauchsskandal: Weinstein-Filmstudio will Insolvenz anmelden
Das vom gestürzten Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein gegründete Filmstudio will Insolvenz beantragen. Ein geplanter Verkauf des Unternehmens war zuvor gescheitert.
Als Folge des Missbrauchsskandals um den ehemaligen Hollywood-Mogul Harvey Weinstein will seine frühere Produktionsfirma Medienberichten zufolge Insolvenz anmelden. "Auch wenn wir erkennen, dass dies ein extrem unglücklicher Ausgang für unsere Angestellten, unsere Gläubiger und alle Opfer ist, hat der Vorstand keine andere Wahl", zitierte die "Los Angeles Times" am Sonntag aus einer Stellungnahme des Vorstands der Weinstein Company.
Ein "geordneter Insolvenzprozess" sei "die einzige gangbare Option, um den verbleibenden Wert des Unternehmens zu maximieren", hieß es dem Bericht zufolge in der Stellungnahme, aus der auch die "New York Times" zitierte. Beide Zeitungen berichteten, dass die Gespräche für eine Übernahme der Weinstein Company durch eine Investorengruppe unter Führung von Maria Contreras-Sweet gescheitert seien.
Der Übernahme-Deal im Umfang von 500 Millionen Dollar (407 Millionen Euro) stand den Berichten zufolge kurz vor dem Abschluss. Vor zwei Wochen aber hatte der New Yorker Staatsanwalt Eric Schneiderman nicht nur Klage gegen Harvey Weinstein und dessen Bruder Bob, sondern auch gegen die Weinstein Company erhoben. Er wirft dem Unternehmen jahrelange Versäumnisse beim Schutz von Mitarbeiterinnen vor sexueller Belästigung vor.
Mehr als hundert Frauen erheben Vorwürfe
Staatsanwalt Schneiderman erklärte, er habe die Klage angesichts der laufenden Verkaufsverhandlungen für das kurz vor dem Bankrott stehende Unternehmen eingereicht. Es müsse sichergestellt werden, dass die Opfer entschädigt und Angestellte geschützt werden und dass sich weder Täter noch Mitwisser "unberechtigterweise bereichern" könnten. Die Staatsanwaltschaft wirft Geschäftsführung und Verwaltungsrat der Weinstein Company vor, Mitarbeiterinnen trotz zahlreicher Beschwerden nicht durch angemessene Maßnahmen geschützt zu haben und nicht gegen Weinsteins Verhalten vorgegangen zu sein.
Der Klage zufolge stellte die Produktionsfirma, die derzeit von Bob Weinstein geführt wird, weibliche Angestellte ein, die Weinsteins Sexleben unterstützen sollten. Demnach erhielten sie zur Anleitung Kopien eines Handbuchs, das firmenintern auch "Bibel" genannt wurde. Eine Mitarbeiterin sei extra von London nach New York geflogen, um den Assistentinnen zu erklären, "wie sie sich anziehen und besser riechen", um Weinstein zu gefallen.
Inzwischen werfen mehr als hundert Frauen Harvey Weinstein vor, sie sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu haben. Weinstein beteuert bis heute, keine sexuelle Gewalt gegen Frauen angewandt zu haben. Er wurde nach Bekanntwerden der Vorwürfe von seiner Produktionsfirma entlassen. Inzwischen soll er wegen Sexsucht in Therapie sein. (AFP/dpa)