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Im Einsatz. Der neue Bürgermeister New Yorks greift zur Schneeschaufel.
© REUTERS

Wetter: Was die Kälte in den USA mit dem milden Winter in Europa zu tun hat

Die eisige Kälte in den USA und der milde Winter hier in Europa haben viel miteinander zu tun. Der Jetstream verbindet das Wetter in Nordamerika und Europa miteinander. In umgekehrtem Sinn.

In den USA sind Frostbeulen gerade eine echte Gefahr. Dagegen bleibt der Winter in Europa vorläufig mild, aber nicht überall harmlos. In Großbritannien stehen weiterhin ganze Landstriche unter Wasser. Während der gesamten Weihnachtspause folgte eine Flutwarnung der nächsten. In Südamerika und in Australien werden derweil Hitzerekorde gebrochen. Die Ursachen dieser Wetterextreme sind allerdings sehr verschieden.

Die Kältewelle in den USA erklärt Marcus Beyer vom Deutschen Wetterdienst so: „Im Westen hat sich ein Hochdruckgebiet festgesetzt, im Osten steht ein Tief. Und dazwischen kann die kalte arktische Luft bis an die Grenze Mexikos vordringen.“ Die Temperaturen sind in Teilen der USA auf Werte zwischen minus 15 und 35 Grad Celsius gefallen. Warme Luftmassen beherrschen deshalb das Bild im Norden Kanadas und in Alaska, während sich Chicago und andere Städte im mittleren Westen der USA derzeit anfühlen wie der Nordpol. Europa wiederum erlebt eine ähnliche Wetterlage wie der Westen der USA. Auch hier ist es derzeit für die Jahreszeit zu mild.

Es geht um die Verteilung von Warmer und kalter Luft durch den Jetstream

Einer der Gründe dafür ist nach Auskunft von Beyer, dass das Meer wärmer ist als die Luft. Über dem Atlantik wird selbst die kalte Luft aus dem Norden gewärmt, bevor sie nach Europa einströmt. In den USA ist das deshalb nicht möglich, weil dort große Landmassen diesen Effekt verhindern. Dort gibt es kein Meer, das die arktische Luft erwärmen könnte.

Die Verteilung der warmen und kalten Luft folgt dem sogenannten Jetstream, einer Luftströmung, die ständig entlang der Nordhalbkugel weht. Der Strom bewegt sich aber nicht in gerade Linie von West nach Ost sondern in mal kleineren mal größeren Wellenbewegungen. Derzeit sind die Wellen besonders groß.

Auch die Südhalbkugel wartet derzeit mit Wetterextremen auf

Die arktischen Luftmassen, die derzeit große Teile der USA im Griff haben, werden sich nach Auskunft von Beyer weiter in Richtung Osten bewegen. Dann werde es auch an der amerikanischen Ostküste bitter kalt. Außerdem verstärkten sich die Temperaturgegensätze über dem Atlantik weiter. In Europa sei also mit weiteren schweren Stürmen bis zu Orkanstärke zu rechnen. Darunter leiden vor allem die Küsten Großbritanniens seit Wochen. Nicht nur starke Regenfälle, sondern auch stürmische Winde haben die Überschwemmungen entlang der Küste weiter verschärft. Am Montag trafen Riesenwellen auf die Südküste Großbritanniens. Der dortige Wetterdienst sprach neue Flutwarnungen aus.

Ganz und gar unabhängig vom Wettergeschehen der Nordhalbkugel wartet die Südhalbkugel mit extremen Wetterlagen auf. In Australien herrschte über Weihnachten im gesamten Norden eine Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius, die in ihrer Ausdehnung als ungewöhnlich gilt. In Südamerika sind die Temperaturen ebenfalls stark gestiegen. In beiden Regionen sind offenbar gerade tropische Luftmassen wetterbestimmend. Sicher ist aber, dass die Hitze im Süden nicht die Folge eines El-Nino-Ereignisses ist. Sowohl der australische wie der amerikanische Wetterdienst sehen keinerlei Anzeichen für einen El Nino, bei dem sich die Wassermassen des Pazifiks stärker erwärmen. Ein El Nino könnte das Wetter weltweit beeinflussen. Doch seit Mitte 2012 hat es keinen El Nino mehr gegeben. Dagegen ist seither mehrfach das gegenteilige Phänomen La Nina beobachtet worden.

Keines der aktuellen Wetterextreme lässt sich direkt mit dem Klimawandel in Verbindung bringen. Doch passen die aktuellen Wetterextreme zu den Entwicklungen, die mit einem Fortschreiten der globalen Erwärmung zu erwarten sind oder sein werden. Sowohl Hitzewellen werden häufiger als auch andere extreme Wetterlagen. Auch wenn die aktuellen Wetterphänomene im Norden wie im Süden keine Folgen des Klimawandels sein mögen, zeigen sie doch, worauf sich speziell Küstenregionen vorbereiten müssen. Sir David King, Chefklimaberater des britischen Außenministers, sagt: „Wir müssen uns auf mehr extreme Wetterlagen einstellen.“

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