Atomkraftwerk-Ruine in der Ukraine: Waldbrand bei Tschernobyl weitgehend gelöscht
Beim Waldbrand in der Nähe des 1986 havarierten Atomkraftwerks Tschernobyl haben die ukrainischen Behörden die Flammen nach eigenen Angaben unter Kontrolle.
Die Feuerwehr hat einen Waldbrand in der Nähe der Reaktorruine von Tschernobyl im Norden der Ukraine zu einem großen Teil gelöscht. Es gebe nur noch einzelne isolierte Feuer, teilten der Katastrophenschutz am Donnerstag mit. Das Brandgebiet konnte demnach von 320 Hektar auf 70 Hektar verringert werden. Das Feuer sei unter Kontrolle und breite sich nicht weiter aus. Die Brandursache war weiter unklar.
"Die Feuerfront wurde am Morgen gestoppt", teilte die Feuerwehr mit. Von dem am Dienstag ausgebrochenen Brand in einer Entfernung von 15 bis 20 Kilometern von der Tschernobyl-Ruine waren demnach gut 300 Hektar betroffen. Das 1986 havarierte Atomkraftwerk sei aber nicht gefährdet gewesen.
Mehr als 300 Feuerwehrleute, dutzende Einsatzfahrzeuge, drei Flugzeuge und zwei Hubschrauber waren den Angaben zufolge im Einsatz. Eine Gefahr für die Reaktorruine, in der sich im Jahr 1986 die schlimmste Katastrophe in der Geschichte der Atomenergie ereignet hatte, bestand demnach zu keinem Zeitpunkt. Die Polizei brachte nach eigenen Angaben aber einige Dorfbewohner in Sicherheit, die ohne Genehmigung in der Sperrzone lebten. Zur Brandursache gab es zunächst keine Angaben, Innenminister Arsen Awakow schloss aber auf Facebook Brandstiftung nicht aus.
Schon früh am Dienstag hatten die Behörden versichert, die Lage im Griff zu haben. Doch Stunden später war das Feuer immer noch nicht eingedämmt und Awakow teilte mit, dass die Gefahr einer Ausbreitung wegen plötzlicher Windstöße noch nicht gebannt sei. Regierungschef Arseni Jazenjuk versicherte seinerseits nach einem Besuch der Brandzone am Dienstag, dass es keinen Grund zur Sorge gebe.
Am 26. April 1986 war ein Reaktor des Atomkraftwerks im Norden der Ukraine explodiert. Mehr als sechs Tage dauerte es, bis die brennende Ruine gelöscht war. Weite Regionen in Europa und in der damaligen Sowjetunion wurden verstrahlt. Es war die bisher größte Katastrophe in der Geschichte der zivilen Nutzung der Atomenergie. Bis heute ist eine große Zone um die Anlage weiter verstrahlt.
Derzeit wird ein neuer Sarkophag für die Anlage zum Schutz vor Strahlung gebaut. Das Bauprojekt soll bis 2017 fertig sein. Der neue 100 Meter hohe Sarkophag soll die brüchige Schutzhülle aus Beton ersetzen, die über den Reaktortrümmern errichte worden war. Bis November 2017 soll das Projekt fertig sein. Allerdings fehlen Schätzungen zufolge noch mindestens 615 Millionen Euro zur Fertigstellung. Unter Vorsitz Deutschlands ist am Mittwoch bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) in London eine Geberkonferenz geplant.
„Wir hoffen, das wir gemeinsam mit den Geberländern eine zuverlässige und ungefährliche Abdeckung über den zerstörten Reaktorblock errichten, damit die Ukraine und andere Völker von einer Wiederholung der Tragödie von 1986 geschützt werden“, sagte Poroschenko der Mitteilung des Präsidentenamtes zufolge. (AFP, dpa)