zum Hauptinhalt
Die Vorweihnachtszeit ist auch die Hochzeit für Spendensammler. Doch der Empfänger sollte mit Bedacht gewählt werden.
© Robert Günther/dpa-tmn

In der Vorweihnachtszeit: Vorsicht bei Spenden

Auch Spendenorganisationen sind eine Branche, in der die Akteure um Marktanteile kämpfen. Experten warnen vor emotionaler Werbung.

Die Vorweihnachtszeit ist auch die Hochzeit für Spendensammler. 2017 spendeten die Deutschen rund 5,2 Milliarden Euro. Rund eine Milliarde Euro davon kamen allein im Dezember zusammen. Welche der zahlreichen Organisationen seriös mit den Spendengeldern umgehen, ist nicht leicht zu entscheiden. Der Empfänger sollte aber mit Bedacht gewählt werden, raten der Deutsche Spendenrat, das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) und der Dachverband Venro.

Spendenorganisationen sind eine gewaltige Branche, bei der die Akteure – auch unseriöse – um Marktanteile kämpfen. Vor allem dadurch, dass Emotionen aggressiv angesprochen werden. Niemand sollte sich laut DZI beim Spenden unter Druck setzen lassen – weder durch aufdringliche Werber auf der Straße noch durch zu emotionale Spendenbriefe. Auch der Spendenrat rät zur Vorsicht bei „aggressiver Werbung“ oder extrem gefühlsbetonten Bildern. Dem Spendenaufruf sollte genau zu entnehmen sein, wie und für wen die gesammelten Spenden eingesetzt werden. Auch von prominenten Namen sollten sich Spendenwillige nicht blenden lassen. Spenden sollten zudem auf wenige Organisationen konzentriert werden, die vertrauenswürdig sind. Wer vielen Hilfswerken spendet, wird als aktiver Spender registriert und bekommt umso mehr Werbung. Das DZI vergibt ein Spendensiegel, das derzeit rund 230 Organisationen tragen. Es belegt, dass ein Hilfswerk mit den ihm anvertrauten Geldern sorgfältig und verantwortungsvoll umgeht. Auch der Deutsche Spendenrat lässt Mitgliedsorganisationen durch Wirtschaftsprüfer unter die Lupe nehmen und verleiht ein für drei Jahre gültiges Spendenzertifikat. Beim Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (Venro) legen sich alle 137 deutschen Mitglieder auf einen Verhaltenskodex fest. Geldspenden können von den Hilfsorganisationen meist flexibler eingesetzt werden als Sachspenden. Zudem weist der Spendenrat darauf hin, dass Sachspenden oft zu einem höheren Verwaltungsaufwand führen, etwa wegen der Transporte. Viele Waren können günstiger am Ort gekauft werden.

Gerade bei großen Katastrophen treten auch sogenannte Trittbrettfahrer auf - beispielsweise Organisationen, bei denen ein Großteil der Spenden in der Verwaltung versickert oder sogar in privaten Taschen landet. In Frage kommende Organisatonen sollten deshalb zunächst auf Seriosität überprüft werden, etwa durch Anfrage bei der DZI-Spenderberatung. Seriosität zeigt sich laut DZI auch dadurch, dass eine Organisation auf langfristige Hilfe und nicht auf kurzfristige Vorzeigeprojekte setzt.

Besonders Spendenaufrufe im Internet verleiten laut DZI oft zu einer vorschnellen Überweisung – entsprechende Ketten-E-Mails haben nach Einschätzung der Experten in aller Regel einen unseriösen Hintergrund. Spendenaufrufen in sozialen Netzwerken wie Facebook sollte man in jedem Fall misstrauen, wenn unbekannte Menschen oder Organisationen als Begünstigte genannt werden. AFP

Zur Startseite