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Das FBI hat 127 Mafiosi in drei US-Bundesstaaten festgenommen.
© Reuters

Schlag gegen die Mafia: Vinny Carwash, Johnny Bandana und Meatball hinter Gittern

Dem amerikanischen Geheimdienst FBI gelingt in New York ein filmreifer Schlag gegen die Mafia: 127 Gangster wurden verhaftet, wegen Brandstiftung, Drogenhandel, Glücksspiel, Schutzgelderpressung und Mord.

In den siebziger Jahren war es Marlon Brando als „Der Pate“, in den Neunzigern Robert De Niro in „Good Fellas“, und zuletzt die „Sopranos“ auf dem US-Bezahlsender HBO – jede Generation hat ihr Mafia-Drama. Das Genre ist nicht totzukriegen, vermutlich weil auch die Cosa Nostra immer wieder aufersteht. Ganz real hat das FBI jetzt 127 Mafiosi in drei US-Bundesstaaten festgenommen – ein Schlag gegen das organisierte Verbrechen.

Die Namen der Mafiosi, die den Behörden ins Netz gingen, könnten auch aus einem Hollywood-Drehbuch stammen: „Vinny Carwash“, „Johnny Bandana“ und „Meatball“ heißen die Ganoven. Sie stammen aus den fünf großen Mafia-Familien New Yorks: Gambino, Colombo, Bonanno, Genovese und Lucchese.

Unter den Verhafteten ist zudem Luigi Manocchio, der 83-jährige Boss der Patriarca-Familie, die zuletzt im Bundesstaat Rhode Island zugange war. Manocchio ist eine alte Mafia-Legende: Vor Jahrzehnten soll er einer Razzia entkommen sein, indem er sich in Frauenkleidern davonstahl. Zuletzt soll er seine Geschäfte aus einem Waschsalon in der Stadt Providence betrieben haben, wo er von Schutzgelderpressung umliegender Strip Clubs lebte.

Andere Geschäfte des Syndikats waren weniger spektakulär: Seit Jahrzehnten hat die Mafia die New Yorker Frachthäfen, den Fischmarkt, einige Gewerkschaften und das Zementgeschäft fest in der Hand. Das Business lief gut, die Mafia wurde öffentlich kaum wahrgenommen. Doch außer Gefecht war sie nie, wie der frühere New Yorker Gouverneur Eliot Spitzer im Nachrichtensender CNN erläuterte. Spitzer, Anfang der neunziger Jahre als Staatsanwalt selbst Ankläger gegen die Cosa Nostra, weiß warum es um sie ruhiger wurde: Seit dem 11. September 2001 kümmerte sich das FBI überwiegend um die Terrorabwehr und hatte für den Kampf gegen die Familien kaum Ressourcen. Die baute man erst in den letzten Monaten wieder auf. Am aktuellen Schlag waren nun 800 Beamte beteiligt – zum Aufgebot des FBI gehörten eingeschleuste Informanten, Wanzen und andere Abhörsysteme.

Den festgenommenen Mafiosi werden Brandstiftung, Drogenhandel, Glücksspiel, Schutzgelderpressung und Mord vorgeworfen. Generalstaatsanwalt Eric Holder, der anlässlich des Coups extra aus Washington nach New York kam, erläuterte: „Viele Verbrechen sind klassische Mafia-Delikte, in denen es um die Beseitigung von Rivalen geht.“ Andere hingegen seien einfach sinnlos. So etwa der Mord an zwei Männern in einer Bar in Queens, nachdem man sich um einen verschütteten Drink gestritten hatte.

Während also Legenden um die Mafia Kino und Fernsehen beherrschten – etwa in der Reality-Serie „Growing up Gotti“ über das Leben von Victoria Gotti, der Tochter des legendären Gambino-Bosses John „Dapper Don“ Gotti – war das echte Syndikat hinter den Kulissen weiter aktiv. „Die Mafia ist nach wie vor eine gewalttätige Organisation“, sagt Holder, „und eine Gefahr für die wirtschaftliche Gesundheit unserer Nation.“ Das wird sie wohl auch bleiben. Denn Experten halten den spektakulären Erfolg nicht für nachhaltig: Es sei das hundertste Mal, dass man das Ende der Mafia beschwöre, meint Spitzer. „Man glaubt, dem organisierten Verbrechen endlich einen Holzpflock durchs Herz getrieben zu haben. Aber in fünf Jahren geht alles wieder seinen gewohnten Gang, mit neuen Leuten und einem anderen Cover.“ Denn in den letzten Jahrzehnten ist die Mafia größer und diversifizierter geworden. Zu den alten italienischen Familien sind in New York die Russen-Mafia, die „karibische Mafia“ und asiatische Banden gekommen.

Auch William Bastone, Mafia-Experte und Journalist der Website „The Smoking Gun“, hält den jüngsten Schlag gegen die Cosa Nostra eher für ein Schlagloch als für das endgültige Aus. Die Leiterin des FBI-Büros in New York, Janice Fedarcyk, gibt den Kritikern recht: „Frühere Verhaftungen und Verurteilungen in der Hierarchie der fünf großen Familien haben das Problem offensichtlich nicht gelöst“, gab sie zu. Der Kampf geht weiter – mit verstärkten Mitteln.

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