Riesending-Höhle: Verletzter Höhlenforscher ruht aus - Rettung im Zeitplan
Die Retter sind zufrieden - es geht vorwärts. In Deutschlands tiefster Höhle arbeitet sich der Trupp mit dem verletzten Forscher unermüdlich nach oben. Der restliche Weg wird aber nicht einfacher.
Die Rettung des verletzten Höhlenforschers aus der Riesending-Schachthöhle in den Berchtesgadener Alpen liegt gut im Zeitplan. Der Trupp mit dem verunglückten Johann Westhauser erreichte nach Angaben der Bergwacht am Montagmorgen bereits Biwak 3 in rund 700 Metern Tiefe. Dort ruhte sich der Patient zunächst aus. Am frühen Abend sollte es dann weitergehen, wie die Bergwacht mitteilte. Westhausers Zustand sei weiter stabil.
Eine genaue Prognose, wie lange der weitere Transport über senkrechte, glatt geschliffene und glitschige Wände bis zur Oberfläche brauchen wird, gibt es nicht. „Man muss klar sagen, dass das Stück, das jetzt im Anschluss kommt, schwieriger ist als das vorherige“, sagte ein Mitarbeiter der Bergwacht. Es bleiben noch über 700 Höhenmeter nach oben. „Wir planen jetzt bis Sonntag.“ Es könne aber auch kürzer oder länger dauern.
Den Abschnitt bis Biwak 3 hatten die Helfer unerwartet schnell bewältigt. Sie waren neun Stunden unterwegs. Ursprünglich hatte es geheißen, der Weg könne bis zu zwei Tage dauern.
"Wir liegen nach wie vor im Zeitplan"
„Es entspricht dem, was wir immer kommuniziert haben: Dass es schwer vorauszusagen ist, wie lange es dauert“, sagte Bergwachtsprecher Roland Ampenberger dazu. „Wir liegen nach wie vor im Zeitplan.“ Demnach sollte der am Freitag in Biwak 5 gestartete Transport im besten Fall jeden Tag ein Biwak erreichen.
Die Retter bringen Westhauser auf einer Trage durch enge Gänge, Canyons und über unterirdische Bachläufe. Über die Steilwände mussten sie ihn hochziehen. Vor allem arbeiten die Helfer mit einem Pendelzug, bei dem sich andere Höhlenkletterer als Gegengewicht die Wand hinunterlassen.
Bis Biwak 4 hatten die Helfer zunächst die „lange Gerade“ überwinden müssen. Was auf Plänen und Skizzen der Höhle aussieht wie ein langer horizontaler Gang, ist den Beschreibungen zufolge in Wirklichkeit verwinkelt. Der Weg führte durch Engstellen und um enge Kurven. Dann ging es über senkrechte Schächte rund 200 Höhenmeter nach oben zu Biwak 3.
Zwischen 40 und 50 Helfer sind in der Höhle
Dutzende Helfer sichern inzwischen den Weg nach oben ab, damit die Gruppe mit dem Verletzten besser vorankommt. Zwischen 40 und 50 Helfer internationaler Teams seien dazu in der Höhle, erläuterte die Bergwacht. Westhauser gehörte zu den Entdeckern der Riesending-Höhle. Am Sonntag vor einer Woche hatte Steinschlag die Forschergruppe aus Westhauser und zwei Freunden in 1000 Metern Tiefe überrascht. Der erfahrene Höhlengänger wurde von einem Brocken am Kopf getroffen und erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma.
Bei dem Unfall treffe niemanden die Schuld, sagte Westhausers Frau der „Bild“-Zeitung am Montag. „Johann und seine Begleiter können sich blind aufeinander verlassen. Es sind extrem erfahrene Höhlenforscher.
Alle Sicherheitsvorkehrungen wurden getroffen. Alle sind topfit. Und trotzdem bleibt ein Restrisiko.“ Sie hatte ihren Mann auf leichteren Routen begleitet.
Westhauser, der selbst auch zum Höhlenretter ausgebildet ist, arbeitet am Institut für Angewandte Physik des Karlsruher Instituts für Technologie. (dpa)
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