Generalbundesanwalt: Verhaftung in Köln vereitelt möglichen Anschlag mit Biokampfstoff
In der Wohnung eines 29 Jahre alten Tunesiers hat die Polizei in Köln Substanzen zur Herstellung des Biokampfstoffs Rizin gefunden. Gegen den Mann erging Haftbefehl.
Den Sicherheitsbehörden ist es offenbar gelungen, einen islamistischen Anschlag mit einem Biokampfstoff zu verhindern. Der am Dienstagabend im Kölner Stadtteil Chorweiler von der Polizei festgenommene Tunesier habe einen Angriff mit dem hochgiftigen Rizin geplant, sagten Sicherheitskreise am Mittwoch dem Tagesspiegel. Der Zugriff auf den Tunesier Sief H. sei erfolgt, weil der Mann die nötigen Substanzen für die Herstellung von Rizin „weitgehend zusammenhatte“, hieß es.
Am Mittwochabend erließ der Bundesgerichtshof Haftbefehl gegen den 29-jährigen Wohnungsinhaber. Es bestehe der dringende Verdacht des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, sagte ein Sprecher des Generalbundesanwaltes. Außerdem ermittele die Behörde weiter auch wegen des Anfangsverdachts einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Hier bestehe aber kein dringender Tatverdacht.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte den Mann schon länger im Blick. Der Tunesier war dem Nachrichtendienst als Sympathisant der Terrormiliz „Islamischer Staat“ aufgefallen. Da die geplante Ausreise zum IS wegen dessen Niederlagen in Syrien und Irak keinen Sinn mehr machte, habe der Mann in Deutschland zuschlagen wollen, sagten Sicherheitskreise. Es gebe bislang keine Anzeichen, der Tunesier sei vom IS in die Bundesrepublik geschickt worden. Der Mann sei allerdings bereits den tunesischen Behörden als Extremist bekannt gewesen, hieß es.
Islamistische Terrorgruppen haben bereits mit Rizin experimentiert. Der IS hat in seinen Propagandaorganen zum Einsatz von Biokampfstoffen gegen Ungläubige aufgerufen.
Ehefrau wird nicht beschuldigt
In der Nacht zu Mittwoch hatten Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr teils mit Atemschutzmasken die Wohnung eines Tunesiers im Kölner Stadtteil Chorweiler durchsucht und sind dabei auf möglicherweise giftige Substanzen gestoßen. Um auszuschließen, dass von diesen Stoffen eine Gefährdung ausgeht, wurden sie von Spezialisten vor Ort untersucht.
Spezialkräfte nahmen in der Nacht einen 29 Jahre alten Mann und seine Ehefrau fest. Die Frau wird nicht beschuldigt, betonte die Bundesanwaltschaft. Die Stadt Köln verwies darauf, dass sie die Kinder des Ehepaares nicht unter ihre Obhut genommen habe, wie zuvor von der Polizei berichtet worden war. Es treffe nicht zu, dass das Jugendamt involviert sei, erklärte eine Sprecherin.
Auch am Mittwoch waren zunächst noch Einsatzkräfte in der Kölner Wohnung vor Ort, am Hochhaus blieb es bei den Absperrungen. (mit dpa und AFP)