Volkswagen up! GTI: Up geht’s
Die GTI-Legende lebt. Aus dem kleinen Stadtwagen up! macht Volkswagen einen dynamischen Kraftsportler – und das mit einem Dreizylinder-Motor
Am roten Streifen im Kühlergrill sollt ihr ihn erkennen. Jetzt also ist auch der kleinste Volkswagen, der up!, auf den Spuren einer Legende, deren Geschichte vor 40 Jahren begann. Damals lief der Golf GTI erstmals vom Band - mit der damals für einen Wagen seiner Klasse unerhörten Power von 110 PS Heute ist das damalige Kraftpaket – sieben Golf-Generationen später – PS-mäßig längst in anderen Regionen unterwegs. Doch die GTI-Idee, mit der Motorsport in der Bundesrepublik für viele Menschen erst richtig massenkompatibel wurde, hat inzwischen neben dem Golf auch im Passat, Lupo, Scirocco und Polo ihre Freunde. Nun also auch im up!, womit die Familie vollständig ist. Das Spin-Doktoren von Volkswagen, die den Bereich „New small family“ vermarkten, sind offenbar der Meinung, dass der kreuzbiedere, zweitürige Kleinwagen ein paar Muckis mehr nötig hat, um sich besser zu verkaufen. Aber man wird überrascht. Kaum zu glauben, dass der wendige Kleinwagen mit dem langen Radstand, der bislang nur beste Figur im hektischen Stadtverkehr und bei der Suche nach den knappen Parkplätzen machte, mit 3,60 Meter kaum kürzer ist als der erste Golf GTI von 1976.
Mucki-Zwerg mit 115 PS
So viel zum Thema objektive Erinnerung. Dabei galt den Zeitgenossen damals der Golf GTI als Mittelklasse. Der kleinste GTI wartet nun wie der Urahn ebenfalls mit 115 PS auf – 25 PS mehr als der normale up!. In 8,8 Sekunden auf Tempo Hundert und eine Spitzengeschwindigkeit von 196 Km/H. Das bretzelt richtig; vor allem, weil Volkswagen dem Spaßmobil ein sportliches und tiefergelegtes Fahrwerk spendiert hat.
Um das Go-Kart-Gefühl zu bekommen, von dem die VW-Marketing-Leute erzählen, braucht es freilich zum driften durch die Kurve mit der Hinterachse noch ein paar PS mehr. Aber munter genug ist der up!, um auf der kurvigen Bergstraße auch richtig Spaß zu haben.
Die Leistung holt der Mucki-Zwerg aus der regulären Drei-Zylinder-Maschine mit einem Hubraum von einem Liter. So ändern sich die Zeiten - damals saß beim Ur-GTI ein Vier-Zylinder mit 1,6 Litern unter der Haube. Der Dreizylinder im up! ist übrigens das gleiche Aggregat, das auch im aktuellen Polo und Golf verbaut wird. Beim up! unterstützt die Beschleunigung freilich noch ein Turbo mit Direkteinspritzung - und vor allem hilft, dass der Kleinwagen ein Leichtgewicht mit knapp 1000 Kilo ist. Mit einem maximalen Drehmoment von 200 Newtonmeter wird der Ur-GTI glatt deklassiert. Der brachte nur 140 Nm auf die Straße. Wer ein wenig sportlicher fahren möchte, der darf ganz schön heftig im Sechs-Gang-Schaltgetriebe herumrühren. Macht aber Spaß und ist keine hakelige Angelegenheit. Gerade beim schnellen Beschleunigen zeigt sich, dass die Motor-Kennlinie nicht unbegrenzt flexibel ist und schnelles hochschalten erfordert. Es gibt natürlich physikalische Grenzen. Die 115 PS erreicht der flotte Halbstarke bei 5000 Umdrehungen. Entsprechend hochtourig hört sich das wildgewordene Kraftpaket dann an. Was wäre ein GTI ohne die entsprechende rote Farbe. Ganz traditionsbewusst gibt es im Innenraum die rot-schwarz-weiß karierten Schotten-Muster auf den Sportsitzen, die rote Ziernaht am Sportlenkrad, einen GTI-Schaltknopf, ein rot-getüpfeltes Armaturenbrett und rot-lackierte Türbrüstungen. Durch die Halterung über der Konsole zum einklicken des Smartphones kann der up! zum navigieren oder Musik hören jederzeit online gehen. Klar doch, rot-lackierte Bremssättel und Leichtmetallfelgen gibt es auch noch. Damit die GTI-Opas, die sonst mit dem up! ganz brav die Enkel von der Schule abholen, sich noch mal jung fühlen. Und ein schlechtes Gewissen braucht auch niemand nicht zu haben. Der up! GTI ist nämlich als erster Kleinwagen mit einem Otto-Partikelfilter ausgerüstet und erfüllt damit die neue Abgasnorm Euro 6 AG.
Ehrlichkeit hat sich Volkswagen auch beim Verbrauch verschreiben. Der up! ist der erste VW, der nach der realistischeren Verbrauchsnorm WLTP zugelassen wurde. Danach schluckt der Kraftzwerg im kombinierten Betrieb 5,6 Liter Super auf 100 Kilometer. Damit der kernige Sound beim Fahrer für Freude sorgt, hat Volkswagen einen sogenannten Sound-Aktuator spendiert. Damit klingt der up! im Innenraum knurrig wie ein echter GTI, bekommt aber draußen keinen Stress mit den lärmempfindlichen Stadtbewohnern.
Aber alles hat seinen Preis. Und der fällt beim up! GTI, der mit solider Verarbeitungs-Qualität aufwartet und serienmäßig mit Klimaanlage ausgestattet ist, mit knapp 17.000 Euro doch recht knackig aus. Ob der rote Streifen an der Front, das schwarze Kühlergitter in Wabenoptik und die traditionellen schwarzen Querstreifen an den Seiten ausreichend sind, um Käufer mit dem GTI-Mythos zu locken, wird sich aber noch zeigen.