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Panorama: Unglaublich animiert

Die Pixar-Studios haben neue Trickfilm-Techniken erfunden – „The Incredibles“ sind ihr größter Erfolg

Fünf Filme, fünf Hits – von solchen Erfolgen träumen Hollywoods Studiobosse. Und auch die sechste große Produktion der kalifornischen Animationsschmiede Pixar in Zusammenarbeit mit dem Disney-Konzern knüpft daran jetzt an. Am Startwochenende spielte ihr Film „The Incredibles“ in den USA 70,7 Millionen Dollar an den Kinokassen ein – das ist der zweitbeste Trickfilmstart aller Zeiten. Der Blockbuster hängte sogar seinen Vorgänger, den Riesenerfolg „Findet Nemo“, ab. Mittlerweile hat der Film, der am 9. Dezember unter dem Titel „Die Unglaublichen“ auch in deutschen Kinos anläuft, über 200 Millionen Dollar eingespielt.

Pixars neuester Streich erzählt von einer Superheldenfamilie, die zwangsweise in den Ruhestand versetzt wurde. Doch als ein neuer Fiesling die Welt bedroht, laufen diese abgehalfterten Helden zu neuer Größe auf. Mit den „Unglaublichen“ ist erstmals ein Pixar-Streifen kein niedlicher Kinderfilm wie „Findet Nemo“ oder die „Toy Story“: In 115 Minuten gibt es wilde Verfolgungsjagden und Explosionen. Dabei erinnert der computergenerierte Film oft an den frühen James Bond der 60er Jahre. Statt Fischen oder Spielzeug spielen menschliche Charaktere die Hauptrollen.

Mit den „Unglaublichen“ liefern die Pixar Animation Studios ihren bislang komplexesten Film ab. Für die Kreativen im kalifornischen Emeryville ist das nicht ungewöhnlich: Bei ihren Werken handelt es sich regelmäßig um technische Revolutionen. Neu entwickelte Computerprogramme ermöglichen Darstellungen, die vor einem Jahr noch unmöglich waren.

Zu den großen technischen Herausforderungen zählte diesmal vor allem die glaubwürdige Darstellung von Haaren, Haut, Kleidung, Mimik und Bewegungen der menschlichen Figuren.

Als Drehbuchautor und Regisseur Brad Bird, früher Autor der „Simpsons“, bei Pixar seine Filmidee vortrug, befürchteten Skeptiker, der Film müsse 400 Milliarden Dollar kosten und die Produktionszeit werde wohl 200 Jahre betragen. Die vielen Charaktere, Szenen mit Menschenmassen und „natürlichen“ Settings würden das Projekt unmöglich machen, habe es damals geheißen, wird Bird zitiert. Doch die führenden Köpfe in Emeryville, darunter der Apple-Gründer und -Chef Steve Jobs, waren von seinem Vorhaben überzeugt. Tatsächlich kostete die Produktion dann 92 Millionen Dollar – und sie entstand in wenigen Jahren. Um all ihre Vorstellungen umzusetzen, benötigten die Macher 1800 Computer. Deren Leistungsfähigkeit hat sich seit „Findet Nemo“ drastisch erhöht: Die Prozessoren laufen mittlerweile bis zu sechsmal schneller.

Die künstlichen Menschen sahen in Animationsfilmen bislang meist steif bis gruselig aus. Mit dem „Sub-Surface-Scattering“ gelang es den Designern diesmal, dass Haut nicht wie Plastik wirkt. Es wurde eine lebendige Optik geschaffen, ohne die Figuren allzu „echt“ aussehen zu lassen. Denn es ging Bird und seinem Team nicht um Fotorealismus. Sie entwickelten eine neue Technologie, durch die sich die Haut der Figuren im Verhältnis zu den Muskeln bewegt. An Hauptdarsteller Bob konnten die Animatoren bis zu 1000 Muskeln bewegen; er hat zudem ein Skelett und sogar Fettgewebe. Das technische Team entwickelte außerdem eine Methode, die Strecken, Beugen und Drehen der Muskeln erlaubt.

Mittels eines neuen Schattierungsprogramms sehen auch Wolken oder Explosionen natürlicher aus. Eine spezielle Methode ist auch für das lange Haar von Violetta, Teenager-Tochter des Helden-Ehepaares, verantwortlich. Es besteht aus mehr als einer Millionen Strähnen, die in verschiedenen Schichten angelegt sind – so können die Haare auf Wind oder Wasser reagieren.

Im kommenden Jahr soll es den nächsten Animationsfilm der Computerzauberer geben – den letzten, der zusammen mit Disney vertrieben wird. Für Disney ein großer Verlust: Die Einspielergebnisse der Pixar-Filme trösteten über eigene Flops der letzten Jahre hinweg. Genau die möchte Pixar aber nicht mehr mittragen. Stattdessen erwartet Steve Jobs nach der Trennung weitere Einnahmesteigerungen – womöglich wieder aufgrund fast unglaublicher technischer Innovationen.

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