zum Hauptinhalt

Panorama: „Tussis mag ich nicht“

Sänger Alexander Klaws über seinen ersten Liebesbrief, über Teddys von Fans und Mädchen, die nerven

Herr Klaws, Sie wissen doch bestimmt, was „H.D.G.D.L.“ heißt …

… klar, „Hab Dich Ganz Doll Lieb“…

… genau, und wie oft müssen Sie diesen Spruch lesen?

Bestimmt in jeder zweiten SMS, auf die Dauer ist das echt nervig, ein bisschen arg platt. Ich bekomme ständig Liebesbriefe, auch per Mail oder per Fax. Irgendwer hat meine private Handynummer herausgekriegt und damit ein gutes Geschäft gemacht. Der muss die weiterverkauft haben, schöner Mist. Jetzt piept’s ständig. HDGDL, rund um die Uhr.

Wie beenden Sie denn eine SMS?

Unspektakulär, ich schreibe „Gruß“ oder „Bis bald“ oder so. Ich kann Verniedlichungen nicht leiden. Ich bin eher der sachliche Typ in diesen Kommunikationsdingen.

Wir haben hier ein paar schöne Liebesbriefe von Mädchen an die Jungs von US5, die bei einem Konzert auf die Bühne geworfen wurden. I love you more than my life, schreibt ein Fan …

… ja ja, das kenne ich alles. Heiratsanträge, Liebesbotschaften und noch viel mehr Angebote, wenn Sie wissen, was ich damit meine. Fotos sind dabei, die Handynummer nennen viele Mädchen ja auch fast immer. Das ist oft lustig.

Sie rufen die Mädchen dann an?

Nein, ich brauche das alles nicht mehr.

Aber früher haben Sie das anders gesehen.

Ich bin oft bei den „Bravo“-Shows oder bei „The Dome“, und ich kenne genug in der Branche, die nach einigen Drinks im Backstagebereich ihren Ruhm ausnutzen, ein Vip-Bändchen besorgen und Mädchen hinter die Bühne lassen. Ich find das mittlerweile irgendwie langweilig. Und was die Nummern angeht: Ich habe noch nie eine gewählt, die in so einem Brief stand.

Also schmeißen Sie die Liebesbriefe weg?

Ich kann schlecht nach einem Konzert mit Umzugskartons rumrennen, die alle einsammeln und in mein Auto stecken, oder? Anfangs habe ich das gemacht. Ich erinnere mich sogar an den ersten Brief, vor drei Jahren. Mann, war ich stolz. Aber jetzt? Ich will keine falschen Hoffnungen wecken, das wäre fies. Ich will nicht rumschleimen. Um die meisten Liebesbriefe kümmern sich die Putzkräfte nach dem Konzert.

Das ist nicht nett.

Aber ehrlich. Es ist auch nicht generell so: Mir schreiben viele Fans, die schwer krank sind, und die sagen, wie ihnen die Musik gefällt. Da werde ich schon sehr nachdenklich. Ich bin jung, gesund, ich hatte Glück. Ich versuche dann, zwei, drei Zeilen zurückzuschreiben. Das finde ich wichtig. Heiratsanträge dagegen muss ich doch nicht wirklich ernst nehmen, oder?

Nerven Fans manchmal?

Nein, eher selten. Wenn ich Ruhe haben will, dann sag ich das. Es sind sogar ein paar Fans hier in mein Dorf gezogen, damit sie bei mir in der Nähe wohnen können. Sollen sie machen. Solange sie nicht nachts vor meiner Tür stehen und mich wachklingeln, ist das noch alles harmlos und absolut in Ordnung.

Was ist denn nicht so in Ordnung?

Wenn dir eine 23-Jährige wirklich jeden Tag einen Brief schickt und darin schreibt, dass sie ohne dich nicht leben kann. Dann frage ich mich schon, wie weit manche von der Realität entfernt sind. Es gibt aber auch Briefe von älteren Damen. Mir hat neulich eine 82-Jährige geschrieben, schön mit altdeutscher Schrift. Die wollte mich aber nicht heiraten, nur loben.

Haben Sie früher Liebesbriefe selbst geschrieben?

Kaum, aber an einen kann ich mich erinnern. Ich war 15 Jahre alt und vollkommen verliebt. Nadine hieß sie. Wir waren in Frankreich im Ferienlager, Sie wissen schon: Sommer, Strand, Sonnenuntergang, da habe ich meinen Mut zusammengenommen und ihr den Brief gegeben.

Mit Ankreuzen? Ja, nein, vielleicht?

Nein, das fand ich albern. Ich habe sehr sachlich argumentiert, das war allerdings noch peinlicher. Wir sind dann aber trotzdem zusammengekommen. Ganze drei Wochen hielt die Beziehung. Stark, oder?

Beeindruckend.

Denke ich mir heute auch. Ich habe seitdem eigentlich keine Liebesbriefe mehr geschrieben, nicht mal eine Postkarte. Nur SMS. „Bin angekommen. Wetter schön. Hoffe, euch geht’s gut.“ So was.

Über so viel Kreativität freut sich Ihre Freundin bestimmt.

Ich bin seit einem Jahr schon solo. Ich bin ein bisschen anspruchsvoll, wenn ich eine feste Beziehung eingehen will. Ob die nun blond ist oder brünett, das ist mir egal. Ich mag nur keine Tussis. Dann wird die Beziehung spätestens nach zwei Wochen sehr, sehr langweilig, glauben Sie mir. Ein Liebesbrief sollte nicht die Basis einer Beziehung sein.

Was machen Sie denn mit den vielen Tangas und BHs, die auf die Bühne fliegen?

Was soll ich mit Tangas und BHs schon machen? Anziehen? Da muss man schon ordentlich einen im Tee haben. Das war früher vielleicht mal lustig, wenn man nach einem Konzert mit den Bandkollegen gefeiert hat.

Und was machen Sie mit den Teddys?

Die Plüschtiere sammeln wir ein und bringen die in eine Rheuma-Klinik für Kinder. Die liegt gleich bei mir um die Ecke in Sendenhorst. Die Kinder freuen sich wie verrückt, das ist ein toller Anblick.

Haben Sie denn keinen Teddy behalten?

Doch, einen. Der ist 1,80 Meter groß, so wie ich. Der Teddy steht jetzt auf meinem Dachboden in Sendenhorst.

Das Gespräch führte André Görke.

-

Zur Startseite