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Schönheitsideal in Südafrika: Tödliches Streben nach heller Haut

Eine dunkle Haut gilt hierzulande als erstrebenswert. Dagegen nutzen in Afrika immer mehr Frauen umstrittene Kosmetika, um ihre Haut aufzuhellen - und riskieren so ihr Leben.

Ob Solariumbräune oder ein gesunder Teint: Im Westen gilt ein dunkler Hautton schon lange als Schönheitsideal. Nicht jedoch in Afrika, wo vor allem die wachsende schwarze Mittelschicht verzweifelt um eine hellere Haut kämpft. Nicht selten mit tödlichen Folgen.

Cremes, chirurgische Eingriffe, Injektionen – solange es das Schwarz etwas heller wirken lässt, ist jungen, erfolgreichen Afrikanerinnen jedes Hilfsmittel willkommen. Der Wahn um die helle Haut kennt kaum noch Grenzen. Jetzt veröffentlichten Wissenschaftler eine Studie, wonach jede dritte befragte Südafrikanerin zugab, aktuell hautaufhellende Kosmetika zu verwenden. Die leitenden Forscher der Universitäten Kapstadt und Pennsylvania sowie des Groote-Schuur- Krankenhauses in Kapstadt vermuten westlichen Einfluss hinter dem Schönheitstrend. „Das Streben nach einer helleren Haut ist motiviert von der Vorstellung, dass damit mehr Privilegien, ein höheres Ansehen in der Gesellschaft, bessere Jobchancen und größere Heiratsaussichten verbunden sind“, sagen die Ärzte. „Diese Wahrnehmung, zusammen mit der einflussreichen Marketingstrategie transnationaler Kosmetikkonzerne, lockt vor allem Frauen, aber zunehmend auch Männer.“

Über die südafrikanische Schauspielerin Khanyi Mbau und ihre kosmetischen Eingriffe wird regelmäßig in Zeitungen berichtet. Die Augenbrauen: höher gelegt. Überschüssige Haut um die Augen: operativ entfernt. Vor Kurzem enthüllte der TV-Star seine neueste Schönheitstechnik: Eine intravenöse Behandlung zwischen den Füßen und Zehen, die ihre gesamte Haut weißer machen soll. „Ich verkaufe Schönheit“, sagt sie der südafrikanischen Zeitung „City Press“. „Ich achte auf mein Äußeres – dafür kennen mich die Menschen.“

Doch die Ärzte warnen vor dem Trend zur helleren Haut. „Wir sehen eine wachsende Zahl an Patienten, die mit Hautschäden in unsere Klinik kommen, nachdem sie solche Produkte angewendet haben“, wird Ncoza Dlova, Dermatologe an der Uni KwaZulu-Natal, zitiert. „In einigen Fällen kann der Schaden nicht behoben werden, in anderen gibt der Staat ein Vermögen an Behandlungskosten aus.“

Kontrolle und Aufklärung

Etwa verursachen einige Hautaufheller bei regelmäßiger Anwendung permanente Hautirritationen wie dunkle Flecken. Dabei ist der kosmetische Schaden noch das kleinere Übel. Viele der aufhellenden Cremes oder Seifen, die in Afrika und Asien verkauft werden, setzen auf die Wirkstoffe Quecksilber und Hydrochinon. „Quecksilbersalze hemmen die Entstehung von Melanin (dunkler Farbstoff) und schaffen auf diese Weise eine hellere Haut“, weiß die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Die gesundheitlichen Konsequenzen reichen von Nierenschäden über Hautausschläge und eine erhöhte Anfälligkeit für Bakterien bis hin zu psychischen Erkrankungen wie Angstzuständen, Depressionen oder Psychosen. Beide Wirkstoffe stehen zudem im Verdacht, Hautkrebs zu verursachen.

„Unsere größte Sorge ist, dass legal verkaufte Kosmetika den Blick der Konsumenten trüben und diese nicht mehr zwischen getesteten Produkten und illegalen, schädlichen unterscheiden können“, heißt es. Einige afrikanische Staaten, darunter Kenia, Uganda und Gambia, haben bleichende Hautcremes bereits aus den Supermarktregalen verbannt. Andere wie die Elfenbeinküste oder Sambia setzen stattdessen auf Gesundheitskampagnen.

Um junge, stilbewusste Afrikaner vor den Gefahren von Hautkrebs zu warnen, empfiehlt die Studie aus Südafrika eine Mischung aus staatlicher Kontrolle und Aufklärung: Nicht nur sollten Cremes aus dem Supermarkt regelmäßig in Labors getestet werden und die Aufheller als Arzneimittel statt als Kosmetika verkauft werden. Auch das Selbstvertrauen der Zielgruppe müsse gestärkt werden und das Stigma einer schwarzen Haut getilgt.

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