Axel Springer und "New York Times": Startup Blendle verkauft einzelne Artikel im Netz
Axel Springer und „New York Times“ investieren in ein Medien-Startup mit der Firma Blendle. Dabei geht es um den weltweiten Verkauf einzelner Artikel im Internet. Das Modell könnte den Bezahl-Journalismus im Netz verändern.
Der Medienkonzern Axel Springer und die „New York Times“ investieren gemeinsam drei Millionen Euro in ein niederländisches Start-up, das sich auf den Verkauf einzelner Artikel spezialisiert hat. Das Geld will das junge Unternehmen für ein schnelleres internationales Wachstum verwenden, kündigte Mitgründer Alexander Klöpping an.
Blendle war 2013 von zwei ehemaligen Journalisten gegründet worden und ist seit April dieses Jahres aktiv. Nach eigenen Angaben hat Blendle bereits mehr als 130000 registrierte Nutzer in den Niederlanden. Die Idee ist, das Angebot verschiedener Medien in einem digitalen Kiosk zu bündeln. Die Nutzer bezahlen nur, wenn sie einen bestimmten Artikel lesen wollen. Blendle bekommt von den Erlösen einen Anteil von 30 Prozent.
Artikel, die etwa über die Finanzierungsrunde berichten, kosten auf der Blendle-Startseite je nach Quelle 19 oder 25 Cent. Das ist im Prinzip das gleiche Geschäftsmodell, wie es Apple vor Jahren mit iTunes auf dem Musikmarkt eingeführt hat.
Die Springer-Zeitungen und die „New York Times“ gehören zu den Medien, die stark auf Abo-Angebote im Internet setzen. Viele Experten gehen allerdings davon aus, dass mit der zunehmenden Verbreitung von Inhalten über Online-Dienste wie Facebook der Verkauf einzelner Inhalte als Einnahmequelle immer wichtiger werden wird. Dafür ein bequemes Verfahren zu finden, das von den Nutzern angenommen wird, gilt bisher als ungelöstes Problem der Branche.
Blendle kooperiert mit verschiedenen Verlagen und bietet gedruckte Artikel digital an. So will das Unternehmen den Online-Zugang zu qualitativ hochwertigen Artikeln bequemer für den Leser machen – zugleich aber auch den Verlagen ein attraktives Modell anbieten. Immer wieder waren Zeitungen daran gescheitert, bezahlte Inhalte im Netz anzubieten. Doch inzwischen haben 99 der insgesamt 351 im Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) organisierten Zeitungen Bezahlmodelle eingeführt. Die reichen von der harten Bezahlschranke (alles kostenpflichtig) bis zu Freemium-Modellen (teilweise kostenpflichtig). Bezahlt wird entweder pro Artikel, per Tagespass oder über ein Abonnement. Gerade ist in Deutschland auch das digitale Zeitschriften-Abo Readly gestartet, ein Dienst, bei dem man für 9,99 Euro im Monat so viel in aktuellen Magazinen lesen kann, wie man will.
Blendle bietet im Gegensatz dazu die Produkte verschiedener Verlage an, aggregiert das Angebot also. „Solche Aggregationsmodelle sind schwer im Kommen“, sagt Holger Kansky vom BDZV. „In den Niederlanden machen schon viele Verlage mit. Den Verlegern eröffnet das den Zugang zu neuen Kunden.“ Wenn ein Leser das Angebot einer Zeitung besonders häufig nutze, dann weise Blendle auch auf die Möglichkeit hin, ein Abonnement abzuschließen. „So kann Blendle auch zu einem neuen Marketing-Kanal werden.“ Noch seien Bezahlinhalte in Deutschland ein zartes Pflänzchen, sagt Kansky. „Doch es wächst.“ Die Gefahr für die Zeitungen sei allerdings, dass ihre Marke auf dem Portal relativiert werde. Diese Gefahr sehen Springer und „New York Times“ offenbar nicht.
Corinna Visser
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