Erdbeben im Himalaya: Schon mehr als 2400 Tote - Helfer vor großen Problemen
Nepal ist von einem weiteren schweren Erdstoß erschüttert worden. Die Zahl der Opfer nimmt ständig zu. Die Lage jenseits der Hauptstadt Kathmandu ist unklar. Internationale Hilfe läuft, doch entlegene Gebiete sind schwer erreichbar.
Die Zahl der Toten durch das schwere Erdbeben in Nepal und angrenzende Länder ist auf mehr als 2400 gestiegen. Wie die Regierung in Kathmandu am Sonntag mitteilte, wurden in Nepal inzwischen 2352 Tote registriert, Tausende Menschen sind verletzt. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Toten weiter steigen wird. In Indien kamen nach offiziellen Angaben mindestens 53 Menschen ums Leben. 17 weitere Tote gab es laut Berichten chinesischer Staatsmedien in Tibet.
Das Beben der Stärke 7,8 hatte den Himalaya-Staat und Teile Indiens am Samstagmittag erschüttert und immense Verwüstungen angerichtet. Auch in den umliegenden Ländern China, Indien und Bangladesch starben Menschen, als ihre Häuser über ihnen zusammenfielen. Es war das stärkste Beben in Nepal seit 1934.
Schweres Nachbeben
Am Sonntag erschütterte ein starkes Nachbeben Indien und Nepal. Es habe eine Stärke von 6,7 erreicht, teilte die US-Erdbebenwarte USGS mit. Diesmal seien Gebäude in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi ins Wanken geraten. Am Mount Everest, wo das Beben vom Vortag bereits heftige Lawinen auslöste, kam es zu weiteren Schneerutschen. Der Bergsteiger Daniel Mazur berichtete aus dem Everest-Basislager per Twitter von drei neuen Lawinen.
Die meisten Menschen in Nepals Hauptstadt Kathmandu verbrachten die Nacht im Freien, bei leichtem Nieselregen - darunter auch Verletzte, die in den überfüllten Krankenhäusern keinen Platz mehr fanden. Tausende haben ihre Häuser verloren oder fürchten sich, in die Gebäude zurückzukehren.
Lage in abgelegenen Gebieten unklar
Fast nirgendwo in Kathmandu gibt es Strom, manche Menschen helfen sich mit Solarlampen. „Wir laden unsere Handys an Autobatterien auf“, sagte Alina Shrestha von World Vision, die selbst betroffen ist. Etwa 30 Nachbarn hätten die Nacht in Zelten in ihrem Hof verbracht. Sie höre Helikopter, aber Soldaten oder Polizisten habe sie in ihrem Stadtviertel noch nicht gesehen.
Wie es in vielen abgelegenen Städte und Dörfern in dem Himalaya-Land aussieht, ist noch kaum zu überblicken. Das Dorf Barmak, unter dem das Epizentrum des Bebens lag, sei fast vollständig zerstört, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. „Ich habe meine Angehörigen und alle meine Nachbarn verloren“, sagte eine Frau auf Jaybageshwari einem örtlichen Radiosender. „Kann jemand, der überlebt hat, uns helfen? Wir haben weder Essen noch Kleidung. Alles ist weg.“
Nepal hat den Notstand in den betroffenen Gebieten ausgerufen, in denen nach Angaben der Vereinten Nationen 6,6 Millionen Menschen leben. Die Krankenhäuser und Leichenhäuser seien überfüllt, Blutkonserven und Medikamente gingen zur Neige, teilten die UN mit. Die Stromversorgung könnte nach Angaben der Behörden lange ausfallen, da das Erdbeben die Wasserkraftwerke beschädigt hat, von denen Nepal fast all seinen Strom bezieht.
Internationale Hilfe auf dem Weg
Indien hat mehrere Flugzeuge mit Hilfsgütern wie Nahrungsmitteln, Wasser und Kommunikationsgeräten geschickt. Auch aus Deutschland haben sich Helfer auf den Weg gemacht, darunter ein Team des Bundesverbands Rettungshunde.
Hilfsorganisationen riefen die Menschen in Deutschland zum Spenden auf. Care etwa plant, bis zu 75 000 Menschen mit Notunterkünften, Nahrungsmitteln, Wasserreinigungstabletten und dem Bau von Latrinen zu unterstützen. Das Deutsche Medikamentenhilfswerk Action Medeor packt Verbands- und Nahtmaterialien, chirurgisches Besteck, Schmerzmittel, Antibiotika und Spritzen für seine Partner.
Die internationalen Caritasverbände arbeiten bereits vor Ort - und berichten von großen Problemen. „Der Zugang zu Erdbebenopfern ist vielerorts noch nicht möglich, weil die Straßen blockiert sind. Die Kommunikation ist aufgrund des Stromausfalls schwierig“, sagte der Direktor der Caritas Nepal, Pius Perumana. Ein deutscher Mitarbeiter werde bald das lokale Katastrophenteam verstärken. Auch die Organisation Help - Hilfe zur Selbsthilfe wird zwei erfahrene Helfer schicken.
Augenzeugen berichten, vielfach hätten die Menschen nur noch Kekse und Trockenfrüchte übrig. Hilfsorganisationen fürchten, dass bald auch das Wasser ausgeht. Auch die Ärzte sind an vielen Orten bereits überlastet. „Unter den Toten sind viele Kinder“, sagte Doktor Pratab Narayan aus dem Teaching-Krankenhaus. „Wir sind völlig überwältigt von der Zahl an Menschen.“
Rettung am Mount Everest
Im Basislager am Mount Everest, wo etwa 1.000 Bergsteiger und Träger den Anstieg auf den höchsten Gipfel der Welt vorbereiteten, starben nach Angaben des Tourismusministeriums mindestens 18 Menschen bei einer Lawine am Samstag. Das Schneebrett hatte sich durch das Erdbeben gelöst und war durch das Lager gefegt. Nach Angaben der Polizei in Lukla klarte das schlechte Wetter am Morgen auf und Helikopter konnten ins Basislager starten. 61 Verletzte seien ins Tal gebracht worden. (AFP, dpa, Reuters)
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