Ägypten: Russisches Flugzeug zerschellt im Sinai - alle 224 Insassen tot
Auf dem Weg nach St. Petersburg ist ein russisches Flugzeug auf der Sinai-Halbinsel abgestürzt. Es hat niemand überlebt. Eine Selbsbezichtigung des IS konnte bisher nicht bestätigt werden.
Beim Absturz der russischen Passagiermaschine auf der Sinai-Halbinsel sind nach Behördenangaben alle 224 Insassen ums Leben gekommen. Wie die russische Botschaft in Kairo am Samstag auf ihrer Facebook-Seite mitteilte, starben alle Passagiere an Bord des Airbus A-321 von Scharm el Scheich nach St. Petersburg. Ägyptische Behördenvertreter erklärten, es gebe "keine Überlebenden".
Die Maschine war kurz nach dem Start im Ferienort Scharm el Scheich am Roten Meer vom Radar verschwunden und in gebirgigem Gelände abgestützt. Die meisten der 217 Passagiere waren den Angaben zufolge russische Urlauber. Dazu kamen sieben Besatzungsmitglieder.
Der ägyptische Ableger der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) hat nach eigenen Angaben die russische Passagiermaschine auf dem Sinai abgeschossen. Das teilten die Islamisten am Samstag auf ihrem Twitter-Konto mit. Ob die Selbsbezichtigung zutreffend ist, konnte bisher nicht überprüft und bestätigt werden.
Die "Soldaten des Kalifats haben es geschafft, ein russisches Flugzeug in der Provinz Sinai" abzuschießen, erklärte die IS-Gruppe. Die mehr als 220 "Kreuzzügler" an Bord der Maschine seien getötet worden. Der Abschuss sei eine Racheaktion für die russische Intervention in Syrien. Russland hat Ende September mit Luftangriffen in Syrien begonnen.
Mediziner seien an der Absturzstelle eingetroffen, hieß es in Sicherheitskreisen. Schon Minuten nach dem Start im Ferienort Scharm el Scheich am Roten Meer sei der Kontakt zu dem Airbus abgerissen, teilte das ägyptische Luftfahrtministerium mit.
„Rettungskräfte haben Trümmerteile des Airbus 321 gefunden“, sagte der Chef der ägyptischen Flugunfallbehörde, Ajman al-Mokdam. Der Fundort liege nahe des Al-Arisch-Flughafens im äußersten Norden des Sinai am Mittelmeer.
Behörden schließen Terrorakt bisher aus
Die russische Luftfahrtbehörde teilte mit, die Maschine sei „vom Radar verschwunden“. Ihren Angaben zufolge war die Maschine vom Typ A-321 unterwegs vom Urlaubsort Scharm el Scheich nach St. Petersburg. Dort wurde sie um 10.10 Uhr MEZ (12.10 Uhr Ortszeit) erwartet.
Wie die Deutsche Presse-Agentur am Samstag aus Sicherheitskreisen erfuhr, wird ein Terrorangriff ausgeschlossen: „Der Unfall war das Ergebnis eines technischen Problems“, sagte ein Behördenmitarbeiter, der anonym bleiben wollte. Ein Flugschreiber sei bereits gefunden worden.
Die Website Flightradar24 zeigte eine Karte der Flugroute und der Absturzstelle.
Russlands Präsident Wladimir Putin ordnete die Bildung einer staatlichen Untersuchungskommission an. Die Leitung übernehme Regierungschef Dmitri Medwedew, teilte der Kreml mit. Putin ordnete zudem sofortige Hilfe für die Angehörigen der Opfer an und sprach ihnen sein Beileid aus.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) reagierte "mit großer Anteilnahme und Bestürzung" auf das Unglück. "Ich möchte in diesen schweren Stunden der ganzen russischen Bevölkerung mein aufrichtiges Beileid aussprechen", erklärte er in Berlin.
Das Flugzeug war russischen Medienberichten zufolge gut 18 Jahre alt und gehörte der Gesellschaft seit März 2012.
Der russische Wetterdienst Rosgidrometa teilte mit, in der Region hätten keine schwierigen Flugbedingungen geherrscht. „Es gibt etwas Bewölkung, die Sicht beträgt sechs bis acht Kilometer“, sagte ein Mitarbeiter.
Branchenberichten zufolge besuchten im vergangenen Jahr etwa drei Millionen Russen Ägypten - dies sei die größte ausländische Gruppe gewesen, hieß es. Reisebüros locken mit günstigen Pauschalangeboten und dem guten politischen Verhältnis zwischen Kairo und Moskau. Da westliche Touristen wegen mehrerer Terroranschläge und der derzeitigen autoritären Regierung das Land meiden, sind russische Gäste für die ägyptische Tourismusbranche von großer Bedeutung. (dpa/AFP)