Berlin-Film geplant: Rupert Everett: Diva außer Dienst
Hollywood-Schauspieler Rupert Everett stellt seine Autobiografie vor und plant einen Film über Berlin.
Er hatte sie alle. Im wirklichen Leben die Schauspieler Ian McKellen, Susan Sarandon, Béatrice Dalle oder Fernsehmoderatorin Paula Yates, die zeitgleich die Frau von Bob Geldof war. Und auf der Kinoleinwand Madonna, Sharon Stone, Julia Roberts, Colin Firth oder Bob Dylan.
Am Donnerstag stellte der Hollywoodschauspieler Rupert Everett in Berlin seine im Aufbau Verlag erschienene Autobiografie „Rote Teppiche und andere Bananenschalen“ vor. Und obwohl der hoch gewachsene, britische Upperclass-Dandy tagsüber Jeans trägt und inzwischen 50 und dekorativ verwittert ist, funktioniert sein süffisantes Charisma: smart, höflich, ironisch, distanziert, melancholisch.
Auf satten 500 Seiten erzählt Rupert Everett spitzzüngig, witzig und stilistisch durchaus ambitioniert zuerst von seiner alle Klischees erfüllenden englischen Kindheit mit blutiger Fuchsjagd, sexy Nanny, dem ewig bechernden Offiziersvater und schaurigen Internatszeiten. Mit 15 weiß er, dass er schwul ist, auch wenn er sich später nicht immer dran hält, und will Diva, also Schauspieler werden. Im haschgeschwängerten London der 70er feiert der blutjunge Beau aus besten Kreisen mit Andy Warhol, Bianca Jagger, David Bowie, Liam Neeson oder Franco Zeffirelli und macht trotz geschmissener Schauspielschule Theaterkarriere im Londoner West End.
Orson Welles holt ihn nach Hollywood, wo es für den 24-Jährigen zwar nur rumpelnd ins Filmgeschäft geht, aber Partys, Drogen und Affären gibt’s auch dort jede Menge. Groß raus kommt Everett in den Neunzigern, wo er in „Die Hochzeit meines besten Freundes“ Julia Roberts’ heißen schwulen Freund mimt, und Madonna in „Ein Freund zum Verlieben“ schwängert. Ob er beide noch regelmäßig sieht? „Ich könnte, aber ich tue es nicht“, grinst Rupert Everett, der das ganze Jetset-Gedöns offensichtlich hinter sich hat. Lieber als in Hollywood-Filmen spielt er Theater in New York am Broadway, arbeitet in London am nächsten Buch, schreibt ein Theaterstück und plant einen Dokumentarfilm über Berlin. Was aus seinen letztjährigen Plänen geworden ist, in die Uckermark zu ziehen? Er zuckt die Achseln: Nichts. Seine Berliner Freunde hätten nun doch keine Farm bei Templin gekauft, außerdem rief der Broadway. Und dann schwärmt er von der weiten Landschaft und dem pittoresken Templin. Da sei’s wie im Märchen „Pinocchio“.
In Everetts Buch kommt Templin anders als Miami, Moskau und St. Tropez aber nicht vor, ebenso wenig wie Berlin. Und das, obwohl er seit 1989 regelmäßig Zeit in Berlin verbringt und auch Buchkapitel in seiner Stammbleibe, dem Hotel Bogota in Charlottenburg, geschrieben hat. „Für Berlin brauche ich im nächsten Buch viel mehr Platz, als ich diesmal hatte.“ Er liebe die seltsame Energie der Stadt. Die spüre er auch immer in seinem Lieblingshotelzimmer. „Sorry, dass ich wie ein Hippie klinge“, ironisiert er sofort den floskelhaften Satz, „ich meine das wirklich so und bin gar kein Hippie.“ Unnötig, diese Klarstellung, bei einem Mann, der in Robert Altmans Modesatire „Pret-à-porter“ mitspielte, und vier Jahre lang das Werbegesicht eines Parfüms von Yves Saint-Laurent war.
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