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Nachdenklich. Barack Obama in dem Bus, in dem sich die Szene mit Rosa Parks damals abspielte.
© dpa

100. Geburtstag: Rosa Parks - Heldin der amerikanischen Geschichte

Wie Barack Obama gedenkt ganz Amerika der Frau, die die Bewegung gegen die Rassentrennung anstieß, als sie sich weigerte, in einem Bus Platz für einen Weißen zu machen. An diesem Montag wäre sie 100 Jahre alt geworden.

Das symbolträchtige Foto entstand im April letzten Jahres. Ein Schwarzer sitzt in einem Bus und schaut nachdenklich aus dem Fenster. Normalerweise sitzt er im Weißen Haus. Barack Obama weiß, dass er das auch einer Frau zu verdanken hat, die lange vor ihm in dem Bus saß – und sitzen blieb: Rosa Parks, die Mutter der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Sie würde am heutigen Montag 100 Jahre alt werden.

Mitten im „Black History Month“ feiert Amerika eine Heldin, die nie eine sein wollte. Rosa Parks, die als kränkliches Kind in Montgomery aufwuchs, erlebte den Rassismus der Südstaaten jeden Tag. Wegen der strikten Rassentrennung ging sie in eine rein schwarze Kirche, besuchte das „College of Negroes“ und saß oft nächtelang mit ihrem Großvater auf der Veranda vor dem Haus, wenn der mit seinem Gewehr Wache schob, um den Ku-Klux-Klan auf Distanz zu halten. „Ich wollte sehen, wie Opa einen Ku-Kluxer erschießt“, schrieb Parks später in ihrer Autobiographie.

Rosa Parks 1955 in Montgomery, Alabama.
Rosa Parks 1955 in Montgomery, Alabama.
© epd

Dazu kam es nie, aber es kam zu einer anderen Konfrontation. Am 1. Dezember 1955 saß sie in der fünften Reihe des Busses. Die ersten vier Reihen waren für Weiße reserviert. Als an einer Station mehr weiße Passagiere einstiegen, forderte Busfahrer James Blake die Schwarzen in Reihe fünf auf, ihre Plätze aufzugeben. Drei gehorchten. Rosa Parks blieb sitzen – und wurde zur Symbolfigur der Bürgerrechtsbewegung. Rosa Parks verlor ihren Arbeitsplatz als Schneiderin, verließ die Südstaaten und zog nach Detroit, wo sie bis zu ihrem Tod 2005 lebte.

1965 bot ihr der Kongressabgeordnete und Bürgerrechtler John Conyers eine Stelle in seinem Büro an. Dort blieb sie bis zu ihrer Rente 1988. Sie setzte sich stets weiter für Bürgerrechte ein. Trotz ihres Ruhms war sie im Alter auf finanzielle Unterstützung durch ihre Kirchengemeinde angewiesen. Zuletzt litt sie an Demenz. Am 24. Oktober 2005 starb Rosa Louise Parks. Als allererste Amerikanerin wurde sie im Kapitol in Washington aufgebahrt. Tausende Menschen erwiesen ihr die letzte Ehre.

Den sensationellen Aufstieg von Barack Obama erlebte sie nicht mehr. Doch der wird ihr am heutigen Montag gratulieren und hat den Geburtstag der Heldin zum Feiertag ernannt. Auch außerhalb der politischen Szene wird Rosa Parks am Montag gefeiert: Die amerikanische Post ehrt sie mit einer Briefmarke. In Detroit, wo das „Rosa Parks Transit Center“ die zentrale Anlaufstelle für alle städtischen Buslinien ist, stehen Konzerte an. Und ein paar Meilen weiter gibt es freien Eintritt zum Henry Ford Museum. Hier werden Tausende von Besuchern den Bus sehen, einen GM TDH-3610 von 1948, in dem einst Rosa Parks Geschichte machte. Erstmals lädt das Museum Besucher ein, selbst in dem Bus Platz zu nehmen und ein Stück Geschichte nachzufühlen.

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