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Sonnenaufgang. Eines der ersten Bilder von „Curiosity“ zeigt, wie der Roboter im „Gale“-Krater nahe dem Marsäquator steht.
© dpa

Nasa: Roboter "Curiosity" ist auf dem Mars gelandet und sendet erste Bilder

Begeisterung im Nasa-Kontrollzentrum in Pasadena. Die Nasa braucht dringend einen Erfolg. An dem sind auch Deutsche beteiligt. Mit einem Messgerät.

Jubelschreie, Beifall, Tränen der Rührung und Erleichterung. Es passiert nicht oft, dass sich Wissenschaftler und Ingenieure zu solchen Emotionen hinreißen lassen. Noch dazu in aller Öffentlichkeit, schließlich werden die Bilder aus dem Raumfahrtkontrollzentrum im kalifornischen Pasadena in alle Welt verschickt. Als dort am Montagmorgen um 7.32 Uhr (MESZ) die Worte „Landung bestätigt“ ertönen, gibt es kein Halten mehr. Minutenlang klatschen die Forscher und liegen sich in den Armen. Nicht nur in Pasadena, auch in Darmstadt, wo die Europäer ein Raumfahrtkontrollzentrum betreiben, das eine Art „Back-up“ für die Amerikaner ist.

Eine der schwierigsten Etappen der aktuellen Marsmission der Nasa ist geschafft: Der Forschungsroboter vom Format eines Kleinwagens ist heil auf dem Roten Planeten gelandet. In den nächsten zwei Jahren soll er den Himmelskörper präziser erkunden als alle anderen Rover vor ihm. Dabei geht es auch um die Frage: Gibt oder gab es dort drüben irgendeine Form von Leben?

Stolz und patriotisch. Chefingenieur Miguel San Martin (links) beklatscht sich mit Landungsmanager Adam Steltzner im Nasa-Kontrollzentrum in Pasadena.
Stolz und patriotisch. Chefingenieur Miguel San Martin (links) beklatscht sich mit Landungsmanager Adam Steltzner im Nasa-Kontrollzentrum in Pasadena.
© dapd

Mit dieser alten Menschheitsfrage hat die amerikanische Raumfahrtagentur Nasa die aktuelle Mission stets eng verknüpft. Anders hätte sie wohl kaum die 2,5 Milliarden Dollar dafür zusammenbekommen. Die Geräte an Bord des Rovers „Curiosity“, was so viel wie Neugier oder Wissbegierde heißt, werden unter anderem die chemische Zusammensetzung des Marsgesteins untersuchen. Dabei, hoffen die Experten, werden sie womöglich Hinweise auf Mikroben finden, die das Gestein veränderten. Ob es noch heute solche Organismen gibt, ist sehr fraglich. Etwas besser stehen die Chancen für frühere Zeiten, denn damals herrschten auf dem Planeten günstigere Bedingungen für Leben – zumindest aus unserer irdischen Perspektive. Darum wurde das rollende Labor in den „Gale“-Krater nahe des Marsäquators geschickt, wo besonders alte Schichten zutage treten.

Nach acht Monaten Flug gehört die Landung zu den riskantesten Aktionen der Mission. Das zeigt ein Blick in die Geschichte: Einschließlich Curiosity wurden bisher sieben Rover zum Mars geschickt. Nur drei davon konnten tatsächlich ihre Arbeit aufnehmen. Curiosity soll der vierte werden. Dazu wurde seine Transportkapsel mit Hilfe spezieller Bremsraketen und eines Fallschirms von Tempo 21 000 kurz über der Oberfläche bis auf null gebracht und das 900 Kilo schwere Labor an speziellen Seilen herabgelassen, bevor die Transportkapsel davonflog und in einiger Entfernung zerschellte. Eine halbe Million Zeilen umfasst der Programmcode für dieses automatische Manöver. Ein Eingreifen von der Erde aus war unmöglich, weil die Funksignale viel zu lange unterwegs sind.

Es hat geklappt, wie die ersten Bilder der Bordkamera bestätigen. Den Verantwortlichen bei der Nasa dürfte ein großer Stein vom Herzen gefallen sein. Mit dem Ende der Shuttleflüge war die US-Raumfahrtbehörde stark in die Kritik geraten und musste dringend Erfolge vorweisen. Entsprechend euphorisch waren die Reaktionen. Nasa-Chef Charles Bolden bloggte umgehend: „Wir sind zurück auf dem Mars!“ US-Präsident Barack Obama lobte die Landung als eine „beispiellose Technologieleistung“. „Heute haben die USA auf dem Mars Geschichte geschrieben.“

Allerdings ist Curiosity wie viele andere Raumfahrtmissionen keine rein nationale Angelegenheit. Der Roboter verfügt unter anderem über ein Gerät, das kosmische Strahlung misst. Entwickelt wurde es maßgeblich von Experten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie der Uni Kiel. Während des Fluges haben sie den „Radiation Assessment Detector“ mehrfach eingeschaltet und während starker Sonnenstürme Messungen vorgenommen. Nun sollen erstmals Strahlungswerte direkt auf dem Mars bestimmt werden. Da er kein Magnetfeld und nur eine sehr dünne Atmosphäre hat, werden die Werte deutlich über denen der Erde liegen, sagt DLR-Forscher Günther Reitz. „Mit den Ergebnissen können wir berechnen, wie sich zukünftige Marsastronauten vor der Strahlung schützen müssen.“ mit dpa

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