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Bis Pfingsten läuft die Veranstaltung.
© dpa

Kulturelle Landpartie: Raus ins Wendland

Die Kulturelle Landpartie findet in diesem Jahr zum 26. Mal im Wendland statt. Sie zieht Zehntausende an. Dabei spielt der Anti-Atom-Protest wieder eine wichtige Rolle.

Die täglichen Harfenkurse in der Zeetzer Mühle kosten zehn Euro oder wahlweise einen Sack trockenes Brennholz. Das Angebot gehört zum Standardprogramm der Kulturellen Landpartie, die dieses Jahr zum 26. Mal im Wendland stattfindet. Am Donnerstag wurde sie eröffnet. Bis zum Pfingstmontag gibt es in 110 Orten mehr als 500 Ausstellungen sowie 700 Konzerte, Aufführungen und Lesungen. Fast 800 Künstler und Kunsthandwerker wirken dabei mit. Die Kulturelle Landpartie ist damit der bei weitem größte Veranstaltungszyklus dieser Art in Deutschland. Insbesondere für gestresste Städter hält die Landpartie zahlreiche Angebote zur körperlichen wie seelischen Entspannung bereit. Therapeuten und Musiker offerieren in Gärten und Scheunen Reiki und Massagen, indianischen Gesang oder einfach „kreative und meditative Augenblicke am Waldesrand“.

Es gibt Kurse für nahezu alles und jeden. Das Bogenschießen kann ebenso erlernt werden wie Zaubertricks. Interessierte können an Wildkräuterwanderungen teilnehmen oder in den urigen Rundlingsdörfern an Workshops für Goldschmiedekunst und Glasblasen. An den meisten Ausstellungs- und Veranstaltungsorten werden die Besucher mit Kuchen und Spezialitäten aus der Region versorgt. In Kussebode werden zudem jeden Tag eine Führung durch die kleine vom Greenpeace-Mann Mathias Edler betriebene Brauerei, die mit großem Verkaufserfolg heimisches „Wendland-Bräu“ herstellt. Die meisten Aussteller haben durch die Landpartie einen Großteil ihres Jahreseinkommens gesichert, auch die Übernachtungsbetriebe können zehn Tage lang „ausgebucht“ an ihre Häuser schreiben. Bis zu 50000 Besucher erwarten die Veranstalter.

Obwohl in den meisten Orten provisorische Parkplätze ausgewiesen sind, kommt es auf den schmalen Dorfstraßen bisweilen zum Stau. Dann müssen Clowns mit bunten Staubwedeln zur Verkehrslenkung einschreiten. Die Kulturelle Landpartie geht auf die Proteste der Bevölkerung des Landkreises Lüchow-Dannenberg gegen Atomanlagen zurück. Nach den ersten großen Demonstrationen in Gorleben zogen in den 70er- und 80er-Jahren zahlreiche Kulturschaffende aus Großstädten ins Wendland. Auch die diesjährige Landpartie rückt den Anti-Atom-Protest in den Mittelpunkt. Am Freitag vor Pfingsten bleiben die meisten Ausstellungsorte geschlossen, Veranstalter und Gäste treffen sich stattdessen zu einer „Kulturellen Widerstands-Party“ an den Gorlebener Atomanlagen.

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