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Prinzessin Cristina ist das erste Mitglied der spanischen Königsfamilie, das vor einem Richter stehen wird.
© AFP

Spanien: Prinzessin Cristina kommt am Samstag vor Gericht

Ganz Spanien schaut heute auf die Königstochter Cristina, wenn ihr der Prozess gemacht wird. Es ist das erste Mal, dass ein Mitglied der Königsfamilie vor einem Richter steht.

Es ist der Gerichtstermin des Jahres in Spanien. Am heutigen Samstag muss erstmals mit Prinzessin Cristina ein direktes Mitglied des spanischen Königshauses vor einem Untersuchungsrichter erscheinen. Die Nation beobachtet gespannt dieses Spektakel, das sich im Justizpalast in Palma de Mallorca abspielen wird. Dort wird die 48-jährige Cristina zu dem Verdacht verhört, zusammen mit Ehemann Iñaki Urdangarin (46) mehrere Millionen Euro an öffentlichen Mitteln ergaunert, die Gelder über Scheinfirmen „gewaschen“ und systematisch das Finanzamt betrogen zu haben.

Als Cristina und der damalige Handball-Nationalspieler Urdangarin 1997 heirateten, galten sie als das spanische Traumpaar. Der smarte königliche Schwiegersohn, blauäugig, sportlich und erfolgreich. Und die zweitälteste blonde Königstochter, welche Urdangarin bei der Olympiade 1996 in Atlanta kennenlernte, von ihm vier Kinder bekam und stets nett lächelnd in die Menge winkte. Das Lachen ist den beiden vergangen. Sie gelten inzwischen als „schwarze Schafe“ der königlichen Familie, an deren Spitze König Juan Carlos steht.

Auch wenn der Auftritt vor Gericht unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, haben sich mehr als 300 Reporter aus aller Welt akkreditiert, um über das spektakuläre Ereignis zu berichten. Das Bild der spanischen Königstochter, die sich im Blitzlichtgewitter über eine abfallende Rampe zum Justizgebäude begeben muss, gilt als symbolisch für den Absturz der Königsfamilie in der Gunst der Spanier.

Vor einem Jahr musste hier bereits Cristinas Ehemann und Geschäftspartner Urdangarin auf dem Weg zum Richter zum Spießrutenlaufen antreten – unter Schmährufen wütender Bürger, die ihn „Gauner“ nannten und ein „Ende der Monarchie“ forderten.

Die spannende Frage ist, ob es Cristina angesichts dieser Tortur ebenfalls wagen wird, zu Fuß diese Rampe herabzulaufen. Oder ob sie die vom Innenministerium „aus Sicherheitsgründen“ angebotene Variante nutzt, im abgedunkelten Auto bis vor den Eingang zu rollen und schnell hineinzuhuschen.

Untersuchungsrichter José Castro ermittelt seit mehr als drei Jahren gegen Urdangarin und Cristina. Mehr als 25 000 Seiten umfassen die Ermittlungsakten, davon summieren sich allein auf 227 Seiten die detaillierten Vorwürfe gegen Cristina. Seit Wochen arbeitet er an jenen Fragen, die er auf Cristina abfeuern will, die in einem rot gepolsterten Sessel vor dem Richtertisch Platz nehmen muss.

Dabei wird es im Kern um folgende Ermittlungsergebnisse gehen: Ahnte die studierte Juristin Cristina wirklich nicht, dass jene „gemeinnützige Stiftung“, in der sie und Urdangarin im Vorstand saßen, auf unlautere Weise königliche Kontakte als „Beratungsdienste“ zu Geld machte? Mindestens sechs Millionen Euro sollen dieser „Stiftung“ von diversen konservativen Politikern an öffentlichen Mitteln zugeschustert worden sein.

Wusste Cristina auch nicht, dass offenbar Teile dieser Einnahmen über eine weitere Strohfirma, die zu gleichen Teilen ihr und Urdangarin gehörte, in die Schweiz und nach Luxemburg flossen? Dass Privatausgaben des Paares für Partys, edle Reisen oder auch für die Nobelvilla in Barcelona als Geschäftsausgaben dieser Scheinfirma abgerechnet wurden, um den Fiskus zu hintergehen? Deswegen wird die Prinzessin der Geldwäsche und des Steuerbetrugs beschuldigt.

Cristina bereitet sich seit Tagen mit zwei Staranwälten auf jenes Verhör vor, welches darüber entscheiden könnte, ob gegen sie Anklage erhoben und ein Prozess eröffnet wird. Ihr Verteidiger Jesús María Silva verkündete bereits, was er von seiner Mandantin hält: „Sie ist unschuldig – und das wird ganz Spanien sehen.“

Und für den Fall, dass Cristina vielleicht doch irgendein „Irrtum“ unterlaufen sein sollte, versicherte der Anwalt: Sie habe stets „aus Liebe zu ihrem Ehemann“ gehandelt, dem sie „auf Biegen und Brechen vertraut hat“.

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