Anschlag auf Kriminalreporter in Amsterdam: Polizei verdächtigt Polen und Niederländer
Der Reporter Peter R. de Vries ist niedergeschossen worden. Journalisten weltweit und auch das niederländische Königspaar reagierten entsetzt.
Nach dem Anschlag auf den prominenten Kriminalreporter Peter R. de Vries in Amsterdam gelten zwei Männer als dringend tatverdächtig. Es gehe um einen 35-jährigen Mann mit polnischer Staatsangehörigkeit aus dem Ort Maurik im Südosten des Landes sowie einen 21-Jährigen aus Rotterdam, wie die Amsterdamer Polizei am Mittwoch mitteilte. Ein am Dienstagabend festgenommener Mann wurde freigelassen. Er habe nichts mit der Tat zu tun.
Der Reporter war am Vorabend mitten in Amsterdam niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt worden. Bei Hausdurchsuchungen in Maurik, Rotterdam und Tiel seien Computer sowie Munition sichergestellt worden, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Die zwei Verdächtigen sollen am Freitag dem Haftrichter vorgeführt werden. Sie waren nur wenige Stunden nach dem Anschlag auf der Autobahn A4 bei Leidschendam - etwa 60 Kilometer von Amsterdam entfernt - festgenommen worden.
Ministerpräsident Mark Rutte sprach in der Nacht zum Mittwoch von einem „Anschlag auf den freien Journalismus.“
Aus Berlin reagierte das Königspaar „tief geschockt“. „Journalisten müssen ohne Bedrohung und frei ihre wichtige Arbeit tun können“, schrieben König Willem-Alexander und seine Frau Máxima auf Facebook. Das Paar stattet zur Zeit Deutschland einen Staatsbesuch ab. Vor niederländischen Journalisten sagte Willem-Alexander am Mittwoch: Journalismus sei ein „Eckstein unseres Rechtsstaates. Damit ist dies auch ein Anschlag auf unseren Rechtsstaat.“
Der Monarch sprach zugleich auch den Journalisten sein Mitgefühl aus. „Wenn einem Kollegen so etwas geschieht, dann muss das schrecklich sein“, sagte er. Die Erklärung des Königs war vom niederländischen TV-Sender NOS gesendet worden.
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Der Reporter war beim Verlassen eines TV-Studios auf offener Straße niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt worden. Er sei mit einem Kopfschuss ins Krankenhaus gebracht worden, teilte die Polizei mit. „Peter R. de Vries kämpft um sein Leben“, sagte zutiefst bestürzt die Bürgermeisterin von Amsterdam, Femke Halsema.
Drei Verdächtige wurden nach Angaben der Polizei festgenommen, darunter auch der vermutliche Schütze. Aber über die Hintergründe der Tat wurde noch nichts mitgeteilt. Eine Sonderkommission wurde eingesetzt. Der Journalist ist zur Zeit Vertrauensperson des Kronzeugen in einem großen Prozess gegen das organisierte Verbrechen. Er ist auch international bekannt für seine Berichte über spektakuläre Verbrechen.
De Vries ist der führende Kriminalreporter der Niederlande
Der Anschlag hat das Land geschockt, TV-Sender berichteten in Sondersendungen über die Tat. Premierminister Mark Rutte und Justizminister Ferd Grapperhaus waren mit der Anti-Terrorismusbehörde zusammengekommen. Politiker mehrerer Parteien und die Journalistengewerkschaft reagierten entsetzt.
Die Tat geschah gegen 19.30 Uhr. Ein Unbekannter feuerte nach Angaben von Augenzeugen mehrere Schüsse auf den Journalisten ab. Der hatte gerade beim Leidseplein im Zentrum von Amsterdam ein TV-Studio verlassen. Zeugen erkannten das Opfer. Auf Fotos und Videos in den sozialen Medien ist zu sehen, dass de Vries schwer verletzt am Boden lag.
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert eine „unverzügliche, lückenlose Aufklärung“ des Mordanschlags auf den prominenten Kriminalreporter Pieter R. de Vries in Amsterdam. „Die Behörden müssen prüfen, ob de Vries wegen seiner kritischen und furchtlosen journalistischen Tätigkeit zum Opfer organisierter Kriminalität wurde“, sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr am Mittwoch in Berlin laut Mitteilung.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) sprach von einem "gezielten Versuch, Journalistinnen und Journalisten einzuschüchtern", die über organisierte Kriminalität berichteten. "Mit dem Attentat sollte kritischer und mutiger Journalismus mundtot gemacht werden", erklärte DJV-Chef Frank Überall.
De Vries ist der führende Kriminalreporter der Niederlande und tritt regelmäßig auch als Sprecher von Opfern oder Zeugen bei Prozessen auf. Regelmäßig ist er auch Gast bei TV-Talkshows. Zur Zeit ist er die Vertrauensperson des Kronzeugen in einem großen Prozess. 2019 war bereits der Anwalt des Kronzeugen und auch dessen Bruder erschossen worden.
International bekannt wurde der Reporter 1987 mit seinem Bestseller über die Entführung des Bierbrauers Freddy Heineken. 2008 gewannt er einen Emmy Award für seine Reportagen über den Fall von Natalee Holloway. Die Amerikanerin war 2005 auf Aruba verschwunden und vermutlich von einem Niederländer getötet worden. (dpa/AFP)
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