Hinweis auf terroristisches Motiv: Polizei in Utrecht findet Brief in Fluchtwagen
In Utrecht geht die Suche nach dem Motiv von Gökmen T. weiter. Nun liefert ein Brief aus dem Fluchtwagen erste Hinweise.
Einen Tag nach den Schüssen in einer Straßenbahn in Utrecht hat die Polizei Hinweise auf ein terroristisches Motiv. Dafür spreche unter anderem ein im Fluchtwagen gefundener Brief, teilte die Polizei am Dienstag mit. Auch die Art der Tatausführung deute in diese Richtung. Andere Motive würden aber nicht ausgeschlossen. Der 37 Jahre alte Verdächtige Gökmen T. war am Montagabend nach stundenlanger Fahndung festgenommen worden.
Die bisherigen Ermittlungen hätten keine Hinweise auf irgendeine Beziehung zwischen dem Hauptverdächtigen und den Opfern ergeben, teilte die Polizei weiter mit. Zuvor war über eine Beziehungstat spekuliert worden. Ein Augenzeuge hatte im NOS Radio gesagt, nach seinem Eindruck habe es der Täter gezielt auf eine Frau abgesehen gehabt. Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu hatte unter Berufung auf nicht näher benannte Verwandte von T. berichtet, dass der Mann wegen einer Familienangelegenheit auf eine Frau geschossen habe. Dann habe er das Feuer auf die Menschen eröffnet, die der Frau hätten helfen wollen.
Außer dem Hauptverdächtigen hat die Polizei noch zwei andere Männer festgenommen. Sie sind 23 und 27 Jahre alt und stammen ebenfalls aus Utrecht. Die beiden Verdächtigen sind noch festgenommen und werden weiter verhört. Am Vormittag hatte der Utrechter Bürgermeister Jan van Zanen zunächst irrtümlich mitgeteilt, dass die beiden anderen Verdächtigen freigelassen worden seien.
Durch Schüsse kamen am Montagabend in der Großstadt Utrecht südlich von Amsterdam drei Menschen ums Leben. Fünf weitere Fahrgäste wurden bei dem Angriff verletzt, drei von ihnen schwer.
An diesem Dienstag sollen die Fahnen auf öffentlichen Gebäuden in den Niederlanden auf Halbmast wehen. Auch das niederländische Parlament in Den Haag will Medienberichten zufolge der Opfer gedenken. Die niederländischen Parteien nahmen ihren Wahlkampf für die am Mittwoch anstehenden Provinzwahlen am Dienstag wieder auf. Allerdings solle der Wahlkampf im Ton leiser als sonst geführt werden, sprachen Parteienvertreter in Den Haag ab. Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders forderte auf Twitter eine Debatte im Parlament über die Schüsse. „Die Niederlande haben ein Recht auf die Wahrheit“, schrieb er. Ob eine solche Debatte zustande kommt, war zunächst allerdings noch unklar. Dafür müssten auch andere Parteien zustimmen.
Gökmen T. war am Montagabend bei einer Wohnungsdurchsuchung in Utrecht festgenommen worden. Bei der Polizei war er bereits durch andere Delikte aus der Vergangenheit bekannt gewesen. „Wir wissen relativ viel über ihn“, sagte Rutker Jeuken vom Innenministerium. Medienberichten zufolge hat T. ein langes Vorstrafenregister, wurde demnach unter anderem wegen versuchten Mords verurteilt und stand zuletzt wegen eines Vergewaltigungsvorwurfs vor Gericht.
Utrecht hat etwa 350.000 Einwohner und liegt 75 Kilometer entfernt von der deutschen Grenze. Die Bundespolizei hatte nach der Tat auch ihre Kontrollen an der deutsch-niederländischen Grenze an Straßen und in Zügen intensiviert, fuhr die Maßnahmen am späten Abend - nach der Festnahme des Hauptverdächtigen - dann aber wieder zurück. (dpa)