Sarah Connor hat Syrer bei sich aufgenommen: Plötzlich eine ganz große Familie
Die Sängerin Sarah Connor hat jetzt „sechs Leute mehr zu Hause“: Sie hat eine Mutter und fünf Kinder aufgenommen, die aus Syrien geflüchtet sind - und hilft ihnen bei den ersten Schritten in die deutsche Gesellschaft.
Eine Frau in Berlin hilft Flüchtlingen. Das ist keine Meldung wert, weil Alltag geworden, überall in Deutschland. Auch Sarah Connor will das Alltag sein und bleiben lassen. Die Sängerin spricht nicht über ihre „sechs Leute mehr zu Hause“. Sie und ihre Familie haben einer Mutter und ihren fünf Kindern aus Syrien die Einliegerwohnung ihres Hauses zur Verfügung gestellt.
Das hat sie in der „Zeit“ erklärt: „Ich hatte nicht vor, diese Geschichte öffentlich zu machen. Doch Boulevardmedien haben es nun getan. Sie haben vor unserem Haus heimlich Fotos gemacht und die Nachbarn befragt. Normalerweise ignoriere ich diese Medien, diesmal aber kann ich es nicht. Eine syrische Familie, die hier auf Sicherheit und Ruhe hofft, wird in die Öffentlichkeit gezerrt. Um sie und auch meine Familie vor Spekulationen, Gerüchten und womöglich auch Anfeindungen zu schützen, erzähle ich unsere Geschichte selbst, verbunden mit der Bitte, die Privatsphäre unserer Gastfamilie zu respektieren.“ Das war im Oktober – dabei scheint es zu bleiben.
Sarah Connor erzählt in dem Artikel für die „Zeit“, dass sie Bilder aus Syrien erschreckt hätten: Wegzusehen „fühlte sich verlogen an“. Sie habe viel gelesen, Songs geschrieben, in Konzerten Toleranz gepredigt. „Aber: Was tue ich tatsächlich selbst, um den Menschen zu helfen, die so unvorstellbar Grausames in diesem Krieg erlebt haben?“ Connor hat „unter falschem Namen (eben um der Öffentlichkeit zu entgehen) das Jugendamt angeschrieben und angeboten, ein Kind oder auch eine Familie aufzunehmen, falls Bedarf besteht. (...) Es dauerte keine halbe Stunde, da klingelte mein Telefon. Es gäbe einen akuten Notfall. Eine Frau aus Syrien mit ihren fünf Kindern. Sie könne nicht in der Notunterkunft bleiben, da sie zu viele seien und zu laut. Das kam mir irgendwie bekannt vor.“
Dann waren sie da: eine 39-jährige Frau mit fünf Kindern, das jüngste ein Säugling von fünf Tagen, das älteste ein 20-jähriger Mann. Die Sängerin berichtet von Skepsis, vom Ankommen und Kennenlernen – ganz Deutschland im Mikrokosmos des Familienrats mit Mann und Kindern: „Das Für, das Wider und vor allem das Wie“ und ihre Aufregung über die unbekannten Gäste, das Zusammenleben der beiden Familien.
Das Titelthema der „Zeit“-Ausgabe fragte denn auch: „Was heißt heute Familie?“ Darin der Artikel. Seitdem: Keine Erlebnisberichte oder Aufrufe für und gegen irgendjemanden, wie sie jetzt viele in Tweets, Blogs und Interviews verkünden. „Ich maße mir nicht an, ein Vorbild zu sein. Ich kann verstehen, dass nicht jeder Flüchtlinge bei sich aufnehmen kann oder will“, schrieb sie im Oktober. Am Freitag wollte der Dresdner Semperopernball Connor trotzdem mit einem Preis ehren. Sie hat abgesagt. Eine Erkältung. Keine Nachricht. Eine Randnotiz. Mitten in Berlin.