Verbogene Gleise der Rheintalbahn: Pilotprojekt "Digitales Bauen" ist schiefgegangen
Dobrindts größtes Pilotprojekt zum "Digitalen Bauen" ist mit dem missglückten Bau an der Rheintalbahn gescheitert.
Die abgesenkten und verbogenen Gleise bei Rastatt auf der Strecke der Rheintalbahn haben weitreichende Folgen: Aus Sicherheitsgründen wurden parallel zu Reparaturarbeiten und Ursachensuche vier Einfamilienhäuser in unmittelbarer Nähe der Baustelle geräumt. Außerdem ist der Streckenabschnitt für Bahnfahrten voraussichtlich bis zum 26. August gesperrt. Als Grund gibt die Bahn weiterhin eine Funktionsstörung bei Tunnelbauarbeiten an. Die Ursache war laut einem Sprecher der Deutschen Bahn bis Montagabend noch nicht bekannt. Hunderte Mitarbeiter seien im Einsatz, um das Problem zu beheben.
Doch bereits im Vorfeld der Baumaßnahme hatte die Bahn bekanntgegeben, dass die Tunnelbauarbeiten dort besonders heikel sind, wo die Gleise unterquert werden müssen. Gebohrt wurde nämlich mit einem geringen Abstand zur Oberfläche, der teilweise weniger als fünf Meter groß war. Deswegen sollten Gefrierrohre den Erdboden in diesem Bereich mit Temperaturen auf bis zu minus 33 Grad Celsius kühlen und vereisen. Diese Arbeiten sind Teil des bundesweit größten Pilotprojekts, bei dem das Potential digitalisierten Bauens getestet wird. Zum Einsatz kommt das sogenannte „Building Information Modeling“ (BIM) zur digitalen Verknüpfung und Koordination von Informationen, das durch das Bundesverkehrsministerium gefördert wird. Zeitpläne, Kosten und Risiken sollen so früh ermittelt und umgehend optimiert werden. Die Pilotphase des Programms begann in diesem Jahr und soll bis 2020 dauern. Anschließend sollen alle Projekte des Bundesverkehrsministeriums mit Hilfe dieser Technik gebaut werden. Sie ist Teil einer von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt im Jahr 2015 angekündigten „Offensive zur Digitalisierung der Baubranche“.
Bisher nur positive Berichte
Bislang hatte die Bahn nur von positiven Erfahrungen mit dieser neuen Methode berichtet – nun ist offenkundig etwas schiefgegangen. Für die vielbefahrene Strecke, die die Schweiz mit dem Norden und Westen Deutschlands sowie Städten am Oberrhein verbindet, hat die Bahn am Wochenende einen Ersatzfahrplan erstellt. Fernverkehrszüge aus dem Norden fahren stündlich bis Rastatt. Züge aus dem Süden enden im selben Zeittakt in Baden-Baden. Dazwischen fahren alle sechs Minuten Ersatzbusse. Dadurch verlängern sich die entsprechenden Reisen jeweils um mindestens eine Stunde. Fernzüge aus Nordrhein-Westfalen enden in Karlsruhe, von dort müssen Reisende auf andere Züge ausweichen. Die Fernzüge nach Paris werden über Saarbrücken umgeleitet. Laut der Bahn liefen diese Ersatzfahrten am Montag „stabil“.
Philipp Schaffranek