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Papst Franziskus beim Angelus-Mittagsgebet im Apostolischen Palast am Sonntag.
© Andrew Medichini/dpa

Katholiken und Protestanten: Papst Franziskus: Reformationsjubiläum ist Chance für Ökumene

Bei einem Treffen mit führenden Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland lobt der Papst die ökumenischen Beziehungen, sieht aber auch Hürden auf dem Weg zur Einheit

Papst Franziskus hat dazu aufgerufen, die Differenzen und Hindernisse zwischen Katholiken und Protestanten zu überwinden. Das katholische Kirchenoberhaupt sagte beim Treffen mit der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Montag im Vatikan anlässlich des Reformationsjubiläums: „Die weiter bestehenden Differenzen in Fragen des Glaubens und der Ethik bleiben Herausforderungen auf dem Weg zur sichtbaren Einheit, nach der sich unsere Gläubigen sehnen.“ Darüber hinaus lobte Franziskus die ökumenischen Beziehungen.

Die Reise der evangelischen Kirchenvertreter zum Papst gilt als Höhepunkt im Jubiläumsjahr der Reformation vor 500 Jahren, die die Abspaltung der evangelischen von der katholischen Kirche einleitete. Der Pontifex sagte: „Dieses Gedenkjahr bietet uns die Gelegenheit, einen weiteren Schritt vorwärts zu tun, indem wir nicht grollend auf die Vergangenheit schauen.“ Franziskus sieht das 500. Reformationsjubiläum in diesem Jahr als Gelegenheit, in der Ökumene einen weiteren Schritt vorwärts zu gehen.

In seiner Rede an die EKD-Delegation unter Leitung des EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm führte Franziskus aus, die Reformatoren, auf die die Abspaltung der evangelischen Kirche zurückgeht, hätten eigentlich eine Erneuerung der Kirche erwirken wollen. Diese Bestrebungen hätten aber Entwicklungen mit sich gebracht, "die zu Spaltungen unter den Christen führten", so dass frühere Glaubensbrüder "Gegner und Konkurrenten" geworden seien.

Wunsch nach einem gemeinsamen Abendmahl

Die EKD sprach von einer „freundlichen Begegnung“, bei der der Papst den EKD-Ratsvorsitzenden Bedford-Strohm als „Mann mit Feuer im Herzen“ bezeichnet habe. An der Privataudienz nahm auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx, teil.

EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm (r.) und Kardinal Reinhard Marx, Präsident der Deutschen Bischofskonferenz (im Oktober 2016).
EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm (r.) und Kardinal Reinhard Marx, Präsident der Deutschen Bischofskonferenz (im Oktober 2016).
© Corinna Kern/dpa

Bedford-Strohm hat in einer Rede vor Papst Franziskus den Wunsch nach einem gemeinsamen Abendmahl von Katholiken und Protestanten bekräftigt. Es sei eine „mitunter schmerzhafte Realität“, wenn christliche Familien mit Angehörigen unterschiedlicher Konfession nicht gemeinsam zum Abendmahl gehen dürfen, sagte Bedford-Strohm am Montag bei einer Audienz im Vatikan. Papst Franziskus sagte, die wachsende Einheit von Katholiken und Protestanten schüre auch den Wunsch, neue Wege einzuschlagen. Die Christen beider Konfessionen müssten sich „mit all unseren Kräften darum bemühen, die noch bestehenden Hindernisse zu überwinden“.

Die evangelische Kirche feiert noch bis Oktober dieses Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. Anders als in vorangegangenen Jahrhundert wird der 500. Jahrestag mit einem starken ökumenischen Akzent begangen.
(dpa, epd, AFP)

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