Klimawandel: Ozonloch rettet Südpol
Ausgerechnet das Ozonloch, Umwelt-Schreckgespenst früherer Jahrzehnte, könnte beim Klimawandel auf der Seite der Guten gewesen sein.
Das Ozonloch hat die Antarktis weitgehend vor der globalen Erwärmung geschützt. Das ist ein Ergebnis des Berichtes „Antarctic Climate Change and the Environment“, des Wissenschaftlichen Ausschusses für Antarktisforschung in London.
„Über der Antarktis wehen heftige Winde, die im Uhrzeigersinn rotieren“, erläutert Julian Gutt vom Alfred-Wegener- Institut für Polar- und Meeresforschung, einer der Autoren des Reports. „Gerade an den Küsten sind sie so stark, dass die warme Luft von außen nicht in den antarktischen Luftraum eindringen kann.“ Dadurch zeigt die Temperaturkurve in den meisten Gebieten des Kontinents sogar ein wenig nach unten – anders als im globalen Durchschnitt. Grund dafür ist der seit Jahren beobachtete Ozonabbau über dem Südpol, der unter anderem auf das Freisetzen von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) zurückzuführen ist. Je weniger Ozon in der Luft über dem Südpol ist, desto weniger UV-Strahlung der Sonne kann von der Atmosphäre aufgenommen werden. Sie kühlt sich ab, was den großen Luftstrom weiter antreibt.
Eine Ausnahme sei jedoch die Antarktische Halbinsel, „die wie ein Finger nach Norden ragt“, sagt Gutt: An dem Gebirgszug werden die Westwinde teilweise ins Innere des Kreisels abgelenkt – deshalb wird es dort wärmer. Während im weltweiten Durchschnitt die Temperaturen in den vergangenen 60 Jahren um 0,6 Grad Celsius stiegen, waren es an der Antarktischen Halbinsel fast drei Grad. Und die Schutzfunktion des Ozonlochs wird irgendwann aufhören, warnt Gutt: „Dann greift der Klimawandel auch auf die Antarktis zu.“ Das Meereis könnte dann im Laufe des Jahrhunderts um ein Drittel zurückgehen, die Temperatur noch um drei Grad Celsius steigen, der Meeresspiegel bis zu 1,4 Meter ansteigen. „Was das konkret für die sensiblen Ökosysteme der Antarktis und des Südozeans bedeutet, können wir noch gar nicht sagen“, meint Gutt. Ausgerechnet beim Krill, einem zentralen Teil der Nahrungskette im Südozean, hat sich der Bestand in den letzten 30 Jahren bereits halbiert.