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Ein weiter Weg. Die Illustration zeigt einen Raumtransporter der Firma SpaceX, die neben Boeing den neuen Auftrag der Nasa erhalten hat.
© dpa

USA will wieder bemannte Raumfahrt: Neuer Kalter Krieg im All

Die Entscheidung der USA, die bemannte Raumfahrt wiederzubeleben, wurde vor dem Hintergrund der wachsenden Spannungen mit Russland gefällt. Beide Seiten kündigen in wechselseitigen Reaktionen ihre Kooperation im All auf. Es gibt jemanden, der davon profitiert.

Die USA steigen von 2017 an wieder in die bemannte Raumfahrt ein, nachdem sie 2011 begonnen hatten, ihre Shuttle-Flotte auszumustern und seither auf Russland angewiesen sind, um Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS zu bringen. Die Entscheidung wurde nach Angaben der „Chicago Tribune“ mit Dringlichkeit behandelt, seit Russland die Krim annektiert hat.

Die Entscheidung der USA ist außergewöhnlich, weil sie eine grundsätzliche Kehrtwendung ist, nachdem sie in den vergangenen Jahren in der Raumfahrt sehr gut mit Russland zusammengearbeitet haben. Die zunehmenden Spannungen mit Russland und den folgenden Sanktionen fordern jetzt von den USA in der Raumfahrt erhebliche technische und finanzielle Anstrengungen ab.

Die Lage erinnert an die Zeit des Kalten Krieges in der 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, als sich die USA und die damalige Sowjetunion einen Wettkampf im All lieferten. Zwar gibt es derzeit keinen Wettkampf im engeren Sinne, aber die beiden Großmächte befinden sich auf Konfliktkurs. Vor allem seitdem die US-Raumfahrtbehörde Nasa angesichts der Ukraine-Politik des Kreml einen Teil ihrer Zusammenarbeit mit Russland demonstrativ eingestellt hat, gilt das Verhältnis als angespannt. Russland hatte seinerseits im Zuge der Ukraine-Krise angekündigt, die Beteiligung an der ISS für 2020 aufkündigen zu wollen.

Erinnerung an den Wettlauf der Systeme. Edwin 'Buzz' Aldrin 1969 auf dem Mond.
Erinnerung an den Wettlauf der Systeme. Edwin 'Buzz' Aldrin 1969 auf dem Mond.
© dpa

„Die bedeutendste Nation der Welt sollte bei der Raumfahrt nicht auf irgendein anderes Land angewiesen sein“, sagte Nasa-Chef Charles Bolden in der Nacht zum Mittwoch in einer Pressekonferenz am Weltraumbahnhof Cape Canaveral.

Dabei teilte die Nasa mit, die US-Firmen Boeing und SpaceX seien damit beauftragt worden, Transporter für Astronauten zu entwickeln Es werde das „aufregendste und ehrgeizigste Kapitel in der Geschichte der Nasa und der bemannten Raumfahrt“, kündigte Bolden an.

Die Nasa profitiert von der neuen Lage

Kongressabgeordnete hatten die Nasa laut "Wall Streeet Journal" davor gewarnt, zuviel Geld für dieses neue Projekt auszugeben.

Der Vertrag mit Boeing und SpaceX hat ein Volumen von 6,8 Milliarden Dollar – davon 4,2 Milliarden für den traditionsreichen Flugzeug-Giganten Boeing und 2,6 Milliarden für die 2002 gegründete Raumfahrt-Firma SpaceX. Beide Unternehmen, mit denen die Nasa bereits zusammenarbeitet, sind zunächst für zwei bis sechs Flüge beauftragt worden. Die Entscheidung sei „ein wichtiger Schritt auf einem Weg, der uns zu den Sternen bringen wird“, sagte SpaceX-Chef Elon Musk. Boeing teilte mit, man fühle sich sehr geehrt. An den Transportern arbeiten die Unternehmen bereits. Der von Boeing nennt sich „CST-100“, der von SpaceX „Dragon“. Vom Design her gleichen sie eher den Kapseln der Apollo-Missionen der 60er und 70er Jahre als den darauf folgenden Space Shuttles.

SpaceX liefert für die Nasa mit einer anderen Version des „Dragon“-Transporters bereits seit 2012 Nachschub, Ausrüstung und Verpflegung an die Astronauten der ISS, kann aber bislang keine Menschen transportieren. Auch die US-Firma Orbital Sciences transportiert Ausrüstung zur ISS, hatte jedoch kein Interesse an der Ausweitung ihres Angebots auf den Transport von Astronauten gezeigt.

Nasa-Chef Charles Bolden am 16. September 2014 auf der Pressekonferenz in Cape Canaveral.
Nasa-Chef Charles Bolden am 16. September 2014 auf der Pressekonferenz in Cape Canaveral.
© dpa

Ihre eigene Shuttle-Flotte hatte die Nasa 2011 vor allem aus Kostengründen ausgemustert. Seitdem sind die USA auf die Mitnahme ihrer Astronauten in russischen Sojus-Kapseln angewiesen, um zur ISS zu gelangen. Das war 2011 angesichts des guten Verhältnisses zwischen den USA und Russland überhaupt kein Problem. Pro Reise zahlt die Nasa dafür allerdings rund 50 Millionen Euro – was bei der Behörde schon lange für Unmut sorgt.

Die Nasa, die seit vielen Jahren gegen Budgetkürzungen kämpft, profitiert von dem neuen Kurs. Seine Behörde arbeite derzeit zudem auch selbst an einem neuen Transportfrachter für Astronauten, dem sogenannten „Orion“, sagte Bolden. Der soll eines Tages Menschen zum Mars bringen – und die Auslagerung der ISS-Transporte könne dabei helfen, sagte Bolden. „Die Vergabe dieses Transports an private Firmen erlaubt der Nasa, sich auf eine noch ehrgeizigere Mission zu konzentrieren – Menschen zum Mars zu schicken.“ (mit dpa)

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