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Fashion Week Berlin
© ddp

Fashion Week Berlin: Ministerium fordert: Keine Magermodels!

Magermodels auf Laufstegen sind Tabu - so die neu vereinbarten Regeln. Doch von einer "Nationalen Charta der deutschen Textil- und Modebranche" wussten die Casting-Verantwortlichen der Fashion Week in Berlin angeblich nichts. Viele ihrer Mädchen sind dürr wie immer. Das Ministerium appelliert an die Designer, keine Magermodels einzusetzen.

"Wir rufen alle in der Mode- und Textilbranche dazu auf, sich an der Charta zu beteiligen", sagte Ministeriumssprecher Andreas Deffner. Vor einer Woche hatten sich in Berlin vier große Verbände verpflichtet, keine zu dürren Models mehr für Schauen und Werbefotos zu engagieren. Die Agentur IMG Fashion, Veranstalter der Modewochen in Berlin und New York, betont, das sei eine Sache der Designer.

Im Zweifel lügen die Mädchen sowieso

Nach der Charta mit dem Motto "Leben hat Gewicht" müssen Models bei Modeschauen und auf Fotos künftig mindestens den Body-Mass-Index 18,5 - also etwa Konfektionsgröße 36 - haben und 16 Jahre alt sein. "Wir wollen ein deutliches Signal gegen ein ungesundes Körperideal setzen", hatte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) gesagt.

Sprecher Deffner erklärte, es handele sich um eine freiwillige Selbstverpflichtung. Befremdet zeigte sich Deffner, mit welcher Aussage ein namentlich nicht genannter Casting-Verantwortlicher einer Designermarke in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zitiert wurde: "Im Zweifel lügen die Mädchen doch sowieso, was das Alter angeht."

Verantwortung liegt bei den Designern

Laut Stern.de sei der Veranstalter der Berliner Fashion Week IMG vom Gesundheitsministerium nicht in Kenntnis gesetzt worden. Deffner bestätigte, dass es von Seiten des Ministeriums keine Anfrage an IMG gegeben habe. Als Veranstalter stelle IMG lediglich das Gebäude für die Designer zur Verfügung, stellte Sprecher Zach Eichman klar. "Die Designer, die bei uns ihre Kollektionen präsentieren wollen, führen die Castings selbst durch und wählen die Models aus." IMG halte Diskussionen zu Gesundheitsfragen von Frauen aber für wichtig und unterstütze den Dialog. "Innerhalb der Modeindustrie werden wir dieses Thema weiterhin vorantreiben", kündigte Eichman an.

Bei der Modewoche in Berlin werden noch bis Sonntag die Trends für Frühjahr/Sommer 2009 gezeigt. Dabei gibt es auch Designer, die wissen, dass bei deutschen Frauen Größe 38 bis 42 normal sind. "Wir setzen eher kurvige Models ein", sagte der österreichische Designer Andreas Riedler vom Designerduo Heiress. Er stellt seine Kollektion am Samstag vor. Der Label-Name bedeutet übersetzt Erbin, in ironischer Anspielung auf die jungen Debütantinnen von Manhattan.

Joop setzt weiter auf dünne Models

Bei Joop - wo am Donnerstagabend sehr dünne Models über den Laufsteg stolzierten - hat sich Designer Dirk Schönberger von Robotern und Geishas inspirieren lassen. Zu elektronischen Beats führten die Models enge Röhrenhosen, knappe Shirts und Kleidchen vor. Schauplatz war ein ehemaliges E-Werk am Berliner Ostbahnhof.

Auffällig waren die Materialien: Latex, Lack und Metallbeschichtungen gaben glänzende Effekte, darüber hinaus dominierten leichter Jersey, gebleichter Denim, grober Strick und Satin. Die Show lockte einige Prominenz an, darunter die Schauspielerinnen Nicolette Krebitz, Andrea Sawatzki und das Model Eva Padberg. (sgo/ddp/dpa)

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