#FacesofProstitution: "Mein Körper, meine Entscheidung"
Unter dem Hashtag #FacesofProstitution bekennen sich hunderte Menschen auf Twitter zur Prostitution. Zu sehen sind Selbstaufnahmen von lachenden Sexarbeiterinnen. Auslöser der Aktion ist eine Kritik zum Film "Pretty Woman".
Unter dem Hashtag #facesofprostitution bekennen sich hunderte Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen zu ihrem Gewerbe. Glückliche Prostituierte sind sie, verkünden die Frauen und Männer über die Kurznachrichtendienste Twitter und Instagram - dazu machen sie Selbstaufnahmen. Betonen wollen sie vor allem ihre Selbstbestimmtheit. Prostitution muss nicht zwangsläufig mit Unterdrückung zu tun haben. "Ich bin eine normale junge Frau, die ihr Geld eben auf diese Weise verdient," schreibt zum Beispiel "Natasha" aus Melbourne auf Instagram. "Mein Körper, meine Entscheidung", schreibt eine andere Nutzerin.
Initiatorin der Internet-Aktion ist "Tilly Lawless" aus Australien. Die 21-Jährige finanzierte ihr Studium durch Prostitution. Zu ihrem ersten Tweet unter dem Hastag #facesofprostitution hat sie ein Blog-Eintrag der christlichen Organisation "Exodus Cry" motiviert, der unter anderem auf der Homepage der australischen Frauenzeitschrift "Mamamia" zu finden ist.
Der Artikel widmet sich dem 25. Jahrestag des Films "Pretty Woman". Julia Roberts spielt eine Prostituierte, die durch einen reichen Mann (Richard Gere) dem Elend der Straße entkommen kann. In ihrem Artikel "The Reality of Pretty Woman" schreibt die Autorin Laila Mickelwait, das "Hollywood-Märchen" würde die Realität verharmlosen und das Leben als Sexarbeiterin geschönt darstellen. In Wahrheit sei die Arbeit als Prostituierte trist und hässlich, die Frauen seien Opfer gewalttätiger Zuhälter und würden den Drogen verfallen. "Prostitution ist keine romantische Fantasie, sondern eine tragische Horrorgeschichte", schreibt Mickelwait.
"Diese Verallgemeinerung und Dummheit hat mich auf die Palme gebracht," sagte Tilly der BBC. "Der Artikel hat es so dargestellt, als wäre Prostitution nur etwas Furchtbares, Schädliches. Und alle Frauen, die ihr Geld auf diese Weise verdienen, abgewrackt und kaputt. Natürlich gibt es auch diese Seite – aber es ist eben nicht die einzige."
Tilly lebt in Sydney, dort ist Prostitution legal. Aus Protest gegen den Beitrag von Mickelwait veröffentlichte sie ein Foto von sich auf Instagram, unter welchem sie ihre Kritik an dem Artikel kundtat. "Ich wollte ein neues Gesicht der Sexarbeit zeigen. Das einer jungen Frau, die sich aus freien Stücken für diese Arbeit entschieden hat und damit zufrieden lebt." Dass man auch als Sexarbeiterin oder Sexarbeiter mit seinem Beruf und seinem Leben im Einklang stehen kann, soll #facesofprostitution verdeutlichen.
Die Aktion erinnert an ein Youtube-Video aus dem letzten Jahr, welches zum "Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen SexarbeiterInnen" am 17 Dezember im Internet kursiert. Das Video soll ebenfalls die Vielfältigkeit der Sexarbeit symbolisieren.
So richtig ins Rollen kam die Social Media-Lawine von #facesofprostitution, als der Verband der australischen Sexarbeiterinnen ("Scarlett Alliance") den Hashtag von Tilly für eine Kampagne verwendete. "Wir sind ganz normale Frauen", schreiben die Nutzer, die sich an dem Hashtag beteiligen, das ein oder andere Mal.
Die Prostituierte Madison Messina sieht den "Pretty Woman"-Artikel ebenfalls kritisch: "Wenn Sexarbeit immer als etwas Schändliches dargestellt und so die Legalisierung der Prostitution unterbunden wird, dann begünstigt man doch erst recht genau diese Umstände, die eigentlich angeprangert werden." Sie ist nur eine von vielen Frauen, auch Tweets aus Thailand oder Vietnam sind zu finden. Auch Freier melden sich zu Wort, denn es gebe nicht nur zufriedene Prostituierte, sondern auch glückliche "Kunden".
Kritische Stimmen sind in der Unterzahl. "Als Reaktion auf Zwangsprostitution in Osteuropa posten Huren Bilder davon, wie sie im Luxus leben. Danke", schreibt beispielsweise "David Floor" ironisch.
Auch Mickelweit hat mittlerweile von dem Hype zu #facesofprostitution mitbekommen. Sie bleibt bei ihrer Meinung. "Prostitution ist nicht das älteste Gewerbe, sondern die älteste Unterdrückung", schreibt sie in einem Beitrag auf Twitter. Eben dabei würde es sich um einen Mythos handeln - so der Tenor der Beiträge von Männern und Frauen, die sich an der Aktion beteiligen. Sexarbeit hat viele Gesichter, so die Botschaft - eben auch glückliche.
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